Stiefmütterchen


Etwas Stiefmütterlich habe ich sie in den letzten Jahren behandelt. Irgendwie erinnerten sie mich an Friedhöfe, wo sie als erste Frühlingspflanzen die meisten Gräber schmückten. An den Wochenmärkten und in Gärtnereien stehen sie nach Farben und Blütengröße sortiert Kästenweise im Vordergrund. Man sieht kaum jemanden, die an Ihnen achtlos vorbeigeht. Ich kann mich ihren hübschen Gesichtern, die in einigen Gegenden ihnen den Namen Schöngesicht verlieh, auch nicht mehr wiederstehen. Am liebsten sind mir die kleinköpfigen Hornveilchen in Gesellschaft mit hohe Primeln, Schachbrettblumen und Bellis im frühlingshaften Balkonkasten.
Die leuchtgelben, großköpfigen Klassiker der Märkte dürfen als einzelne Blüten in schweren, vintage Glasvasen einige Tage blühen.
Gar nicht Stiefmütterlich, oder?


Die Antwort auf meine Frage, warum sie eigentlich Stiefmütterchen heißen, wenn sie zu den beliebtesten Frühlingsblühern gehören, habe ich auch gefunden:
Die Lösung liegt in dem Blütenaufbau. Die untersten, größten Blätter symbolisieren die Mutter und Stiefmutter. An ihrer Seite rechts und links sitzen die schön gezeichneten Blütenblätter, ihre Töchter. Die Beiden hübschen stellen die oben sitzende kleinen, schlichten Stieftöchter, die sogar einen Platz teilen müssen, etwas in Schatten.
In Shakespeares Sommernachtstraum kommen sie, als Liebeszauber vor. Aus ihren Blüten braute Oberon seinen erotischen Liebestrank, um Titania in sich verliebt zu machen.
In der Blumensymbolik sind sie das Sinnbild für gute Erinnerung und liebevolle Gedanken.




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