äh.

Eine Sache auf einmal machen. Es fällt mir so schwer. Mit Internet. How does that even work?

In unserer sprachpraktischen Übung sollten wir eine Biographie von uns als Leser_innen schreiben, wie für einen Klappentext. Ich lese nicht mehr. Was heißt: ich lese keine Bücher mehr. Ich lese Bücher bröckchenweise und habe mir das für meine Biographie so schöngeredet, das ich mir noch was übrig lassen will. Was stimmt. Wenn das Buch, an dem ich seit einem halben Jahr hänge, zu Ende ist, kann ich nicht hoffen, dass ein Blogartikel der Autorin erscheint. Wenn ich mehr von ihr oder wenn ich Bücher dieser Art lesen will, denn davon habe ich nicht viele (davon = englischsprachige feministische Sachbücher zu Reproduktion z.B.), muss ich das kaufen. Also lasse ich mir was von dem Buch übrig und lese zu dem Thema das Meiste im Internet. Dass ich keine Bücher mehr lese, heißt nicht, dass ich nicht lese. Ich lese ständig. Und überall. Lese Twitter und werde von da aus jeden Tag auf externe Texte gestoßen. Was mich schlauer macht und zwar anders als ich das bei einer Buchlektüre voraussehe. Was flirriger ist, und unorganisierter. Ich kann diese Texte in kein Regal stellen, kann nicht quantitativ darstellen, wieviel Stoff ich mir schon reingezogen hab. Ich kann nur wieder auf sie zurückgreifen, wenn ich sie irgendwie speichere oder die richtigen Suchbegriffe im Kopf habe, um sie irgendwann später wiederzufinden. Ich mag das und will hier keine kulturpessimistische Rede halten, in der es darum geht, wie the evil interwebz Lesegewohnheiten kaputt mache. It’s not worse. It’s different. (DINGDINGDING Plattitüde.)
Mein Umgang mit dem Internet hat auch Folgen für mein Schreiben. Die sind noch weniger neu. Für Texte brauche ich ja deshalb hundert Stunden, weil ich mal was nachgucken will und dann wegdrifte. Auch im Jahr 2000 werde ich nicht konzentriert am Stück geschrieben, sondern meine Zeit damit verbracht haben, auf Beepworld und Geocities rumzulesen und zu chatten. Was auch Schreiben ist. Mit gespeicherten Chatlogs zum wieder Nachlesen.

In dieser sprachpraktischen Übung schrieben wir die Zusammenfassung eines Artikel, in dem es um die negativen Folgen von dauerhafter Smartphonenutzung geht und wie sie eingedämmt werden können. Dass Arbeitgeber in der Verantwortung seien; von selbst würde sich niemand dran halten. (Jetzt will ich einen Text verlinken, der mit dem Thema zu tun hat und verliere mich schon wieder auf dem Weg. Facebookkommunikation, Twitter-DMs, eine Adresse auf ein Päckchen schreiben. Aber hier ist er. Die Folgen von ständiger Smartphonenutzung für Romane über diese Gegenwart. Gefunden bei Caro.) Das ist ein genehmes Schulthema, es geht bei uns zwar nicht inhaltlich darum, wir sollen Schreibpraktiken (oh, what a coincidence) lernen. Und passt trotzem. Wir stehen ja alle mit Smartphones rum, statt uns anzusprechen. Was okay ist. Ich werd von meinem Telefon nicht davon abgelenkt, was zu schaffen. Gut, ich lese kein Buch unterwegs. Mein fieses Problem findet zu Hause statt. I don’t geht anything done. Mein Sachen-auf-einmal-machen-wollen hat damit zu tun, Sachen geschafft kriegen zu wollen, die ich machen will. Da geht es um Selbstoptimierung und die ist ja mehr so Team Naja. Es geht aber auch um euch. Und euch mit mir und mich mit euch und uns miteinander. Äh. Weil ich durcheinander komme, wem ich schon auf was geantwortet habe. Weil ich nicht klarkriege, auf Kommentare zu reagieren. Weil ich mir Mühe mit meiner Kommunikation geben will und das vorraussetzt, dass ich mich konzentriert an eine Mail setze und das klappt nicht weil dings. Mails zu schreiben ist mittlerweile so hart geworden wie Briefe zu schreiben. Was keinen Sinn ergibt, weil Briefe schreiben in den gleichen Zusammenhängen noch härter geworden ist. Ich habe keine Lösung. (Doch, eine kleine. Wenn ihr wollt, dass ich sofort auf irgendwas zügig antworte, nervt mich via Twitter-Reply. Das funktioniert. Im Moment.)

Eine Sache auf einmal machen geht nicht auf. Weil es nicht nur um Internet plus Meatspaceaktivität geht, sondern auch innerhalb beider Bereiche um Ablenkungen. Für einen Text brauche ich Nebeninformationen, auf denen ich dann davon treibe. Nehme mir ab und zu vor, Sachen direkt zu machen. Aber das geht auch nicht, weil ALLESAUFEINMALHILFE gemacht werden muss, wenn man für eine Sache was nachguckt und sich beim Nachgucken was Neues auftut. Und jetzt schreibe ich einen Text, in dem es darum geht, wie man Aufgaben priorisiert, statt mich darauf einzulassen, wie man nur eine Sache auf einmal macht, ob und wie das für mich gehen kann. Okay.
Einderseits romantisiere ich das Einsaufeinmal als Lebensqualität. Andererseits stelle ich es mir langweilig vor. Essen und Lesen gehören zusammen, die sind so *fingerüberkreuz*. Das erste Mal als ich meine Omi gefragt habe, ob ich beim Vesper das Micky-Maus-Magazin lesen darf, war sie nicht begeistert, aber ich durfte und wollte nie wieder damit aufhören. Dazu kommt, dass es mir wie verschwendete Zeit vorkommt, nur eine Sache auf einmal zu machen. Dabei verliere ich soviel Zeit mit rumtrödeln und verlesen und nicht wissen, was von dem Zeug, das ich gleichzeitig mache, ich eigentlich tue. Was mich zu keinem abschließenden Punkt führt, sondern so nervös macht, dass ich ein ablenkendes Tab öffnen möchte, um mich mit was Aufgabenfernem zu entspannen. Tschüssi!



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