Restaurantkritik: Brook Hamburg

Ich gebe mein Geld gerne für gutes (teilweise auch sehr teures) Essen aus. Ich sehe es als eine Investition in meinen Körper/meine Gesundheit. Viele verstehen dass nicht, aber das müssen sie auch nicht.

Wenn man selbst nicht in der Lage ist, aus welchen Gründen auch immer, sich ein Sternemenü o.ä. selbst zu kochen, muss man in Restaurants gehen die einem dieses ermöglichen.

Mein persönlicher Traum ist es, einmal ein Sternerestaurant zu besuchen, mit allem was dazugehört. Natürlich nicht alleine sondern in Begleitung, was das Ganze wiederum zu einem sehr kostspieligem Event macht.

Durch einen Zufall bei der Arbeit, bin ich auf einen Artikel im Hamburger Abendblatt gestoßen, in dem es über den “Schlemmer-Sommer” in Hamburg geht. In der Zeit vom 15.6-18.8 laden 105 Restaurants dazu ein, bei sich zu speisen. Angeboten werden feste Menüs für 59 Euro für 2 Personen und beinhalten 3-6 Gänge, abhängig vom Restaurant. Unter diesen 105 Restaurants befinden sich auch Restaurants mit Michelin-Sternen oder der Michelin-Auszeichnung “bib gourmand”. Für jeden Liebhaber guter Mahlzeiten die Möglichkeit, für kleines Geld ganz groß Essen zu können und meine Chance, mir einen großen Traum endlich zu erfüllen.

Auf mehrfacher Empfehlung von verschiedenen Arbeitskollegen reservierte ich für letzten Mittwoch einen Tisch für 2 im Brook. Das Brook trägt u.a. die Auszeichnung “bib gourmand” von Michelin. Bib Gourmand bedeutet, dass das Preis/Leistungsverhältnis sehr gut ist.

Auch ohne die aktuelle Aktion bekommt man dort sehr gutes Essen für realtiv kleines Geld. Dazu aber später mehr.

Da meine Freundin keinen rohen Fisch isst und ihr Fleisch auch immer durchgebraten sein muss, war ich gespannt wie das Menü bei ihr ankommt.

Das Menü sah wie folgt aus:

• Tataki vom Tuna/Gurke/Yuzu/Dashi-Tapioka
• Süppchen von Möhre/Mango/Kokos/
Pfifferlings-Risotto-Croustillant
• Kabeljau/Erbsen-Zitronengrascreme/
Curryschaum/junge Erbsen
• Apfel-Wasabi-Espuma
• Mit Spargel gefülltes Paillard vom Kalbsrücken/
Balsamicokirschen/Beluga-Linsen/Pancetta-Polenta
• Gratinierte Limetten-Tarte/Erdbeeren/
weißes Pfeffer-Parfait

quelle: restaurant-brook.de

Ambiente:

Das Brooks befindet sich in der Nähe der U-Bahnstation Meßberg, zwischen Speicherstadt und Landungsbrücken. (Bei den Mühren 91, 20457 Hamburg)
Von außen recht unscheinbar liegt es an einer Ecke und nur die Aufschrift Brook lässt erkennen dass man hier richtig ist. Auf der Tür befinden sich diverse Aufkleber, die die Auszeichnungen der letzten Jahre verraten. Alles andere als spießig aufgeklebt, quer über die Tür verteilt. Betritt man jedoch das Restaurant erwartet einen ein überschaubarer, realtiv dunkler Raum in dem die Tische eingedeckt auf ihre Gäste warten.
Wir wurden direkt von einer Kellnerin in Empfang genommen und durften uns einen Platz aussuchen, da noch nicht so viel los war (es war erst 30 Minuten geöffnet).

Wir suchten uns einen kleinen 2er Tisch an der Wandseite aus. Die Bank an der Wand war sehr bequem und gepolstert. Als Gentleman durfte natürlich die Frau dort platz nehmen. Für mich musste ein rustikaler Holzstuhl herhalten, ohne Polster. Trotz des fehlenden Polsters lies es sich dort gut sitzen. Beleuchtet wurde mit vielen Spots, was dazu führte, dass mein Essen/Teller immer halb im Dunkeln lag. Das störte ein bisschen das Erscheinungsbild beim Servieren und Essen.

Ansonsten macht das Brooks jedoch einen soliden, ordentlichen Eindruck.

8/10 Punkte für das Ambiente und die Einrichtung.

Service

Am Mittwochabend hatten 2 Kellnerin Schicht. Eine jüngere Kellnerin und eine etwas ältere Kellnerin. Die jüngere Kellnerin war ordentlich gekleidet, dem Ambiente angepasst. Wirkte jedoch bei der Präsentation der einzelnen Gänge etwas angespannt und musste sich konzentrieren keine Fehler zu machen. Die ältere Kellnerin war nicht ganz so passend gekleidet (leider kein Einheitslook wie ich es erwartet hätte) und bewegte sich etwas unelegant durch das Restaurant um es einmal nett auszudrücken. Sie servierte mir meinen Gang auch nicht von rechts sondern von links, weil sie von links kam und nicht rumgehen wollte. Die jüngere Kellnerin servierte (und räumte auch ab) jedes mal von rechts, wie es sich gehört.

Der Rest war jedoch vorbildlich. Es wurde regelmäßig nachgeschenkt, sich gekümmert und man hatte das Gefühl, dass man hier willkommen ist.

Vielleicht sind meine Informationen falsch (sollten sie es sein, bitte ich auf Kommentare dazu), aber bei der Rechnung hat die Kellnerin einen groben Fehler gemacht. Als ich die Rechnung verlangte und auch zügig bekam, legte ich ein großzügiges Trinkgeld (auch für das Niveau, nur Scheine, keine Münzen) in das Mäppchen mit der Rechnung. Einige Minuten später fragte die Kellnerin ob sie die Rechnung abräumen dürfte. Ich bejahte und wartete auf die Rückgabe des Mäppchen mit dem Wechselgeld. Ich kenne es so, dass man das Wechselgeld dann einfach liegen lässt, bzw. den Betrag den man als Trinkgeld geben möchte. Die Kellnerin jedoch hat es anscheint für selbstverständlich angenommen, dass ich soviel Trinkgeld geben möchte und lies weder sich, noch das Mäppchen mit dem Wechselgeld noch einmal blicken. Das fand ich etwas schade. Vielleicht hatte ich ja auch keine kleineren Scheine?

Der restliche Service war jedoch top. Daher auch hier 8/10 Punkte

Essen

Jetzt zu dem wohl wichtigstem Punkt. Das Menü.
Nachdem wir unsere Getränke erhalten hatten, gab es 4 (2 p.P.) kleine runde selbst gebackene, warme Brötchen mit einer Schale Tomaten/Paprika Pesto/Dip. Sehr lecker.

Kurz danach folgte auch schon der “Gruß aus der Küche”. Ein kleiner Turm Rindertatar mit einem Klecks Sauce (leider vergessen welche), Avocadocreme und einem kleinen Chip dazu.
Das Rindertatar war nur leicht angebraten und innen komplett roh, wie es sich gehört.
Gleich zu beginn rohes Fleisch für meine Freundin … ich war mir nicht sicher ob das gut geht. Nach einem kritischen Blick und einer Geschmacksprobe aß sie es jedoch mit den Worten “schmeckt doch ganz lecker”. Ich war erleichtert und gespannt was sie zum Tataki vom Tuna sagen würde.

Die Kellnerin servierte uns “Tataki vom Tuna/Gurke/Yuzu/Dashi-Tapioka” was wirklich sehr appetitlich aussah. Ich nahm einen Bissen vom Thunfisch in den Mund und schwebte auf Wolke 7. So zart, lecker und perfekt zubereitet … ich hätte mich vor dem Koch niederknien können, so lecker war es. Meine Freundin probierte ebenfalls und war überrascht wie gut es schmeckte. Es folgte Ausdrücke wie “wie lecker ist das denn?”, “oh schmeckt das gut” und “das ist wirklich sehr lecker”.

Na bitte, geht doch. Ich erklärte ihr, dass roher Fisch und rohes Fleisch gut zubereitet, gar nicht schlecht schmecken kann und in Zukunft darf Thunfisch auch auf unserem Speiseplan stehen. Juhu

Als nächstes folgte das “Süppchen von Möhre/Mango/Kokos/Pfifferlings-Risotto-Croustillant”.
Ein Gedicht von Suppe. Eine tolle Konsistenz. Das Spiel mit Kokos, Mango und Möhre war sehr erfrischend und das Pfifferlings-Risotto-Croustillant überzeugte auch auf ganzer Linie.

Beim “Kabeljau auf Erbsen-Zitronengrascreme mit Curryschaum und jungen Erbsen” war meine Freundin dann komplett aus dem Häuschen. So einen perfekt zubereiteten Fisch haben wir beide noch nie gegessen. Auf den Punkt zubereitet, die Erbsen-Zitronengrascreme hatte eine tolle Farbe und Konsistenz, und die Erbsen waren sehr knackig und frisch.
Während wir jeden Bissen des Kabeljaus auf der Zunge zergehen ließen, fragte mich meine Freundin, wann wir denn das nächste Mal ins Brook essen gehen würden. Spätestens hier wusste ich, dass ich mit ihr überall hingehen kann solange es gut zubereitet wird. Unabhängig davon ob sie die Zutaten mag oder nicht.

Der Fisch und die Creme waren großzügig portioniert und sättigend, sodass als nächstes ein Apfel-Wasabi Espuma mit Apfelchips in einem kleinen Glas serviert wurde. Das Spiel aus frischem Apfel, der Säure und dem scharfen Wasabi war himmlisch. Vor allem wenn man vorher noch nie ein gutes Espuma gegessen hat. Eine völlig neue Erfahrung.

Das mit Spargel gefülltes Paillard vom Kalbsrücken, Balsamicokirschen, Beluga-Linsen und Pancetta-Polenta folgte, und auch hier hatte der Koch wieder alles richtig gemacht.

Der krönende Abschluss dieses tollen Menüs war dann die gratinierte Limetten-Tarte mit Erdbeeren und weißes Pfeffer-Parfait. Die Tarte war für meinen Geschmack etwas zu limettig. Meine Freundin jedoch, fand sie perfekt und hätte am liebsten eine 2. Portion verlangt.

Für dieses tolle 6 Gänge Menü ( Brot und Gruß aus der Küche) kann ich gar nicht anders als 10/10 Punkte zu vergeben. Wir hatten beide absolut gar nichts auszusetzen und waren über die kompletten, knapp 3 Stunden im Rausch der unterschiedlichen Geschmäcker. Ich habe keine Ahnung wie es demnächst von den Restaurants mit Sterne-Auszeichnung noch übertroffen werden soll.

Getränke

Hier kommt jetzt das, was wirklich ins Geld geht. Zu einem guten Essen möchte man selbstverständlich auch gut Trinken. Die Flasche stilles Wasser kostete schlappe 7,50 Euro. Das Glas Rotwein (0,2 l Cote du Rhone) kostete mich 8,50 Euro (günstigster Wein war 6.90 Euro wenn ich mich richtig erinnere) und der Weißwein (Grauburgunder 0,2 l) meiner Freundin lag bei 7,xx Euro. Halbe Flaschen Wein rot/weiß, gingen bei ca 26 Euro los und nach oben hin konnte man sich fröhlich austoben. Die Weinauswahl ist sehr groß und wer hier nicht fündig wird, hat von Weinen keine Ahnung.

Dazu sei gesagt, dass die Weine wirklich gut waren und es wurde sehr großzügig eingeschenkt. Möchte man jedoch den ganzen Abend über gut trinken, sollte man für die Getränke ungefähr das Gleiche einplanen wie für das Essen was das Finanzielle angeht.

Teuer aber lecker. 9/10 Punkte

Preis/Leistung

Es war das erste Mal, dass ich ein 6 Gänge Menü dieser Qualität zu mir genommen habe, daher habe ich keinen wirklichen Vergleich zu anderen Restaurants dieser Qualitätsklasse. Für mich trägt das Brook jedoch zurecht die Auszeichnung “Bib Gourmand”. Mit 50-60 Euro / Person incl. Getränke, bekommt man hier auch ohne Aktion ein 5-6 Gänge Menü, was qualitativ absolute Spitzenklasse ist. Die Portionen waren auch an den richtigen Stellen gut abgestimmt, sodass man am Ende der 6 Gänge wirklich satt sein sollte. Wer all u can eat möchte, geht woanders essen.
Das Essen a la Carte habe ich mir jetzt nicht angeschaut, die Portionen an den Nachbartischen sahen jedoch gut aus und dürften preislich auch absolut angemessen sein.

10/10 Punkte

Fazit

Abgesehen von der etwas zu dunklen Atmosphäre und den 1-2 Kleinigkeiten im Service, war der Besuch absolut lohnenswert und mir wurde das beste Essen serviert was ich bis jetzt Essen durfte. Eine klare Empfehlung an Alle, die gerne gut Essen gehen und bereit sind die gebotene Qualität zu bezahlen.

Quelle: restaurant-brook.de

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