Schuh-Guide: Der Oxford-Schuh

Junge Menschen wissen wohl kaum etwas anzufangen mit dem Begriff „Oxford-Schuh“, wenngleich sich auch für den einen oder anderen jungen Herrn empfiehlt, sich eine Vorstellung von perfekten Auftritten in der Szene der Älteren zu machen. Sie sind es, die über Zukunftschancen oft einschneidende Entscheidungen treffen. Nicht selten entscheiden sie anhand des persönlichen Auftretens, welche man mithilfe von Information – gerade im Online-Zeitalter – rasch und gratis in Erfahrung bringen kann.

In jedem Lebensalter nämlich ist er der Schuh, der Personalverantwortlichen bei Auswahlprozessen, mitunter Professoren bei entscheidenden Prüfungen oder gar der zu beeindruckende Schwiegervater in spe zur Entscheidungsfindung dient. Ein sauberes, unbeschädigtes Schuhwerk ist das Minimum dessen, mit dem man sich, seine Idee, sein Unternehmen oder Töchterchen repräsentiert wissen möchte.

Hier aber fängt es erst an – ein sauberer Turnschuh kann nur vereinzelt beeindrucken. Wartet aber der Kandidat mit einem Oxford-Schuh auf, vermittelt er zugleich eine Botschaft. Der wichtigste Punkt davon lautet: Der Träger verfügt Wissen, welches über den eigenen Tellerrand hinausgeht – gerade in jungen Jahren. Warum?

Die Geschichte des Oxford-Schuhs

Jedes Modell basiert auf gewisse Grundarten, die sich schon im 19. Jahrhundert entwickelten. Jede Schuhart von heute ist auf eine solche zurückzuführen. In dieser Epoche erst wurden ihre Vorläufer, die sogenannten „Schnabel- und Kauhmaulschuhe“, abgelöst und stark differenzierte Formen entwickelt. Zugleich entstanden Mode-Journale und der Wettbewerb um das begeisterte Volk begann. Mit großer Freude nahmen die Menschen das Angebot an – beiderlei Geschlechts. Die Geburtsstunde des klassischen Herrenschuhs war geschaffen – der Oxford-Schuh. Noch heute ist er der Spitzenreiter an Eleganz und die perfekte Ergänzung zum Herrenanzug.

Im Jahr 1830 wurde in England der erste Oxford-Schuh hergestellt. Der Name stammt übrigens vom Oxford-College, wo die Studenten den Trend umgehend für sich entdeckten und ihm zu hoher Popularität verhalfen. Er löste in der Welt der Akademiker den halbhohen Stiefel ab und schuf eine damals völlig neue Definition von Eleganz. Die breite Masse griff die trendige Schuh-Kreation etwa 30 Jahre später als beliebtester Sommerschuh auf.

Als Schuhwerk für die kalte Jahreszeit war er noch unvorstellbar, diese Machart mit wärmenden Elementen zu versehen zu dieser Zeit technisch nicht möglich. Der Durchbruch zur ganzjährigen Möglichkeit seines Einsatzes gelang erst im Jahr 1920, als man dicke Sohlen am Oxford-Schuh herstellen konnte. Ab da gab es keine Einschränkung und der Mann von damals lag mit dem Oxford in jeder Hinsicht richtig und voll im Trend.

Seine Charakteristik – Kennzeichen und Arten des Oxford-Schuhs

  • Die geschlossene Schnürung

Ein richtiger Oxford ist niemals Schlüpfer oder mit einem saloppen Klettverschluss versehen. Zudem macht die bloße Schnürung keinen Oxford: Es gibt die „offene“ und „geschlossene Schnürung“ – der Schaftschnitt ist hiermit gemeint. Denn die Unterlage, ein V-förmiger Zusatz aus üblicherweise dem gleichen Material, welcher den beidseitigen, zu schnürenden Schuhteilen als „Unterlage“ dient, ist das Kriterium zur Unterscheidung zwischen dem Oxford und „Derby“, der auch „Blücher“ genannt wird. Letztere sind unter der Schnürung offen. Die Anzahl der traditionellen Schnür-Ösen-Paaren beim Oxford-Schuh liegt bei fünf, erlaubt ist aber auch etwas mehr oder weniger.

  • Die Schafthöhe

Sie bestimmt, ob es sich um einen Oxfordhalbschuh oder Oxford-Stiefel handelt. Letztere geht über den Knöchel hinauf und kann selbst in kalten Tagen unter dem Hosenbein versteckt wertvolle Beiträge für einen warmen Fuß leisten ohne der Eleganz Abbruch zu tun. Ganzjährige Anlässe, wie der Besuch gehobener Weihnachtsmetten oder diverse Aufenthalte im Freien lassen sich so mit adäquaten Auftritten absolvieren.

  • Der Schaftschnitt

Der gesamte Schuh, rundum betrachtet, kann aus einem Stück des Materials bestehen oder aber aus verschiedenen Teilen gefertigt werden. So sind die Arten des Oxford-Halbschuhs doch reicher an ihrer Anzahl, als man denken mag. Ein „Wholecut“ oder „One Piece Oxford“ besteht aus nur einem Teil und bietet ein durchgängig glattes Gesamtbild.

Der „Plain-Oxford“ besteht nur bei der vorderen Ansicht aus einem Teil, während hinten mit Nähten gearbeitet wurde. Um einen weiteren Klassiker handelt es sich beim „Captoe-Oxford“ mit seiner traditionellen Querkappe über den Zehen. Allesamt gehören sie der Oxford-Familie an und tun in ihrer konkreten Machart der Eleganz keinen Abbruch. Vielmehr lassen sie Akzentuierung innerhalb ihrer Familie zu.

  • Klassik und Verzierungen – ein Widerspruch?

Ein „Jein“ wäre die richtige Antwort – nicht jedes Erscheinungsbild an Zierde könnte einem Oxford gerecht werden. Ornamentale Lochverzierungen oder stilistisch gekonnte Metallapplikationen schaden nicht, sondern formulieren erst besondere Oxford-Arten – doch Vorsicht: Qualitativ minderwertiger Klimbim auf diversen Erzeugnissen schadet nicht nur der auszudrückenden Eleganz eines Oxford-Schuhs, sondern schließt bereits die Einordnung als solcher aus.


Als eher verpönt gelten „Modelle“, welche Oxford-Schuhen nachahmend mit chinesischen Hunde- und Katzenfell-Teilen zum Dumping-Preis versehen – ein „No Go“ für den qualitätsbewussten Herrn. Zudem deuten der niedrige Preis und falsche Kennzeichnung auf Kunstfell hin. Dies hat sich leider als unrichtig erwiesen – es kommt dort mangels Vorschriften billiger, das Fell echter Tiere abzuziehen.

Als „Half- oder Fullbrogue-Oxford“ hingegen bezeichnen sich die dezenten und traditionellen Lochmusterungen der Oxford-Modelle, die an einem „Longwing“ bis zur Fersennaht eingearbeitet wurden. Der „Seamless Oxford“ ist nicht einmal mit einer Naht am Hinterteil ausgestattet. Diese Modelle werden gerne an den Fuß angepasst und handgefertigt. Derartige Modelle zeichnen sich durch absolute Glätte und Reinheit aus.

Oxford in Kombination mit Fashion von heute

Man kann davon getrost ausgehen, dass der moderne Oxford-Schuh in seiner Ausstattung mit dem Anzug von heute konform geht. Gerade der Smoking ist nach wie vor der ideale Partner zum Oxford-Schuh und daran wird sich auch nichts ändern. Der jeweilige Ausdruck von Fashion zeigt sich nur im Detail – etwa im Farbton, dem Material, welches heute durchaus Kunstleder sein darf oder minimale Akzente immer neu begründet durch die Modemacher. Nicht nur der Kenner kann rasch feststellen, aus welchem Jahrzehnt auch die bewährten Klassiker stammen.

Oxford-Schuhe für Damen?

Normalerweise ist dies nicht unser Thema hier im Blog, ein Blick über den Tellerrand kann allerdings nicht schaden und so könnt ihr eventuell beim nächsten Shoppingtrip mit eurer Liebsten glänzen. Die Damenwelt und ihre Schuhe verbindet ein vergleichsweise noch innigeres Verhältnis als das zum Herrn. Keine Machart von Schuhwerken ist gänzlich ausgeschlossen. So ist der Oxford-Schuh mittlerweile genauso für die Damen erhältlich – dies aber unter geänderten Vorzeichen für den konkreten Einsatz.

Vorsicht sei aber geboten – Tradition und gehobene Anlässe sind mit dem Tragen nicht vereinbar. Wie die historische Entwicklung des Oxford-Schuhs eindrucksvoll demonstriert, sind Traditionen, Kultur gerade der gehobenen Schichten oder besondere Anlässe auf den Herrn beschränkt. Zwar ist ein Oxford-Schuh stilistisch geeignet, zu einem eleganten Damenanzug zu ergänzen aber er vermittelt dort andere Eindrücke: nämlich Moderne und Mut. So wäre das weibliche Pendant zum Herrn im Oxford-Schuh die Dame in klassischen Pumps mit halbhohen Absätzen.

Der Einsatz eines Oxford-Schuhs für Damen ergänzt sich eher mit modernem Freizeit-Outfit in lässiger Ausführung. Dabei darf der Schuh ebenfalls ruhig mit Traditionen brechen – in zwei- oder gar mehrfarbiger Ausgestaltung, mit breiteren Schuhbändern, mit einer tiefer gelegenen Schafthöhe bis zu völligem Verzicht auf einen Schaft und sogar der Aufmachung mit anderem Behang. Auch Absätze dürfen sein.

Ideale Ergänzung finden diese Modelle allerdings zu legeren Leggings mit Blazer und Rund-Shirt, knöchelhohen Jeans, zu einer Tunika – also passend für einen Stadtbummel oder lockeren Café Besuch mit Freunden. Zu einem Einsatz für gehobene Anlässe ist der Oxford-Schuh aber ein No-Go – es sei denn, Stilbruch ist erwünscht oder die Dame versteht sich bewusst als Trendsetter – hier herrschen freilich keine Regeln.

- – – –
Copyright Fotos: Melvin & Hamilton

  • Love
  • Save
    Add a blog to Bloglovin’
    Enter the full blog address (e.g. https://www.fashionsquad.com)
    We're working on your request. This will take just a minute...