Svenja Thomsen

[Rezension] Wenn ihr uns findet



von Emily Murdoch
"Klamotten, Partys, Jungs und Schule: Diese Welt ist Carey und ihrer kleinen Schwester Jenessa völlig fremd. Die Geräusche des Waldes, das beengte und doch so vertraute Zusammenleben im Wohnwagen und die oft tagelange Abwesenheit ihrer Mom - das ist der Alltag der Mädchen, die in einem Trailer tief versteckt inmitten eines Naturschutzgebietes leben. Als Careys und Jenessas Vater die Mädchen zu sich und seiner neuen Familie holt, finden die Tage im Wald ein jähes Ende. Zu jäh für die fünfzehnjährige Carey, die sich daran gewöhnt hat, sich und ihre Schwester durchzubringen und zu beschützen, koste es, was es wolle. Dass der Preis dafür mitunter sehr hoch war, begreift sie erst jetzt durch die liebevolle Anteilnahme ihres Vaters. Weil sie das Geheimnis, das auf ihrem Herzen lastet, nicht für immer verdrängen kann ..."


Carey und ihre jüngere Schwester, Jenessa, sind schon mehrere Wochen allein im Wald, ihre Mutter ist mal wieder in der Stadt um neue Vorräte zu besorgen allen voran Vorräte die ihre Drogensucht befriedigen. Für Carey und Janessa nicht das erste mal - gerade als ihre Vorräte drohen zu neige zu gehen und sie sich seit Tagen nur noch von Bohnen ernähren werden sie von ihrem Vater gefunden.
Ihre Mutter schrieb einen Brief an die Behörden in denen sie ihnen erklärte, dass sie sich nicht mehr um die Kinder im Wald kümmern könnte.
Carey und Jenessa werden mit der Realität konfrontiert fernab von ihrem Wald, währen Carey noch einzelne Erinnerungen hat wurde Jenessa allerdings im Wald geboren und kam noch gar nicht in Berührung mit alltäglichen Dingen wie einem Fernseher.
Während das ganze für Jenessa ein unglaublich faszinierendes Abenteuer ist, findet Carey sich nur schwer zurecht.
Zu sehr belasten sie die alten Erinnerungen und die Angst, dass diese zu Tage kommen erfüllt sie mit Angst, denn ihr ist klar, sie werden zu Tage kommen und sie weiß nicht was dann geschieht..


Ich mag das Cover, nicht nur das der Wald im Hintergrund zu sehen ist, ich finde auch, dass das Mädchen das Bild von Carey wirklich gut darstellt, ich finde ihr Blick zeigt sehr viel- Verlorenheit, Traurigkeit aber auch eine ganze Menge Stärke, das fängt Carey Geist sehr gut ein und schön finde ich auch, dass die Optik durchaus passend ist.


Gleich vorweg kann ich verraten, dass dieses Buch für mich eine unglaubliche Überraschung darstellt.
Das schöne ist, dass sich das auch recht früh am Anfang zeigte und das Buch hat mich gepackt und in einen Sog gezogen bei dem es mir einfach nicht gelang mich davon zu befreien, nicht, dass es überhaupt nötig gewesen wäre. ;)

Das Buch fängt an und wir treffen die beiden Mädchen in ihrem Wald, schnell wird klar was für eine große Last die beiden auf ihren Schultern tragen müssen, insbesondere natürlich Carey. Sie trägt die volle Verantwortung für ihre kleine Schwester, sie tut das auch gerne weil ihre Liebe zu Jenessa unglaublich groß ist, aber dennoch ist es eine Last - vor allem dann wenn sie die Angst in Jenessa spürt und Jenessa durch die Umstände in denen sie Leben und das wenige Essen, dass sie zu sich bekommen leidet, einfach weil sie das in eine Hilflosigkeit versetzt und sie das von ihrer Mutter abhängig macht die mehr als unzuverlässig ist.
Natürlich empfindet Carey das gleiche wie Jenessa, sie ist aber sehr selbstlos und stellt sich selbst hinten an, sie verzichtet auch auf ihre eigenen Essensrationen und gibt sie ihrer Schwester.

Carey fand ich unglaublich, sie ist stark und auch wenn sie alleine im verlassenen Wald lebt ist sie sehr darauf bedacht die Zeit für sich und Jenessa zu nutzen indem sie sich selbst und ihrer Schwester durch ältere Schulbücher arbeitet, so dass die beiden sehr intelligen sind. Zu dem achtet sie auch sehr auf ihre optische Erscheinung, zumindest sofern es im Wald machbar ist.
Es ist einfach unglaublich für mich gewesen wie stark sie ist und wie sie aus der ganzen Situation das beste macht, für sie beide.
Vor allem als dann immer mehr und mehr ersichtlich wird, dass ihre Mutter die beiden nicht nur allein lässt, sondern sie auch körperlich missbraucht, so dass man fast froh sein könnte, dass sie dauernd fort ist.
Insbesondere Carey musste hier leiden, das ganze hatte mich wahrlich schockiert und wirklich mitgenommen. Ich glaube es ist wirklich lange her, dass mich ein Buch so dermaßen berührt hat und mir das Leid der Prtoagonisten so nahe ging. Mir sind wirklich in mehreren Momenten die Tränen in die Augen geschossen, es war einfach krass und schockierend und das habe ich nicht wirklich vom Buch erwartet.

Interessant war auch die Entwicklung was die Liebe zu ihrer Mutter angeht, es ist natürlich schwer zu verstehen wie man eine so grausame Person wie ihre Mutter lieben kann, aber Carey tut es und sie nimmt sie lange in Schutz. Für Carey ist es wirklich ein großer Kampf sich auf ihren Vater und seine neue Familie einzulassen, ihre neue Stiefschwester macht es ihr da aber auch noch mal ein bisschen schwerer. ;)
Generell habe ich die Entwicklung in der Realität gerne verfolgt, wie sie langsam in den Alltag und die Normalität eingegliedert werden.
Es ist vor allem auch interessant zu sehen wie unterschiedlich das bei den beiden Mädchen von statten geht.

Carey tut sich wie gesagt sehr schwer, zu viel inneres Leiden trägt sie mit sich herum und es ist für sie selbst schwer Glück zuzulassen, zu sehr nagt die Vergangenheit an ihr und der Glaube sie hätte das nicht verdient. Dann noch das Misstrauen in ihren Vater und ihre Stiefschwester die ihr das Leben schwer macht.
Da hilft es auch nicht, dass die Ryan kennenlernt und sich verliebt, denn auch hier hat sie das Gefühl ihr wahres Ich nicht zeigen zu können.
Ich hatte hier das Gefühl, dass es sich zu einer kitischigen Liebesromanze entwickeln könnte, die Fall auf Fall passiert, wirkte auch so, allerdings gab es dann später einen Punkt der das ganze glaubhaftig wirken ließ und ich wahr beruhigt.

Jenessa hingegen fällt alles sehr leicht, sie ist begeistert von dieser neuen Welt die für sie absolutes Neuland ist und sie ist begeistert von den kleinsten Dingen. Es ist einfach so wunderschön ihre Begeisterung mitzuerleben, das gibt dem ganzen Buch Aufgrund seiner Grausamkeit ein bisschen Weichheit zurück. Jenessa ist aber durch und durch ein zauberhaftes Mädchen, dass mich komplett für sich eingenommen hat.
Jenessa ist natürlich besonders, seit einem Erlebnis im Wald spricht sie nicht mehr und wenn doch dann nur mit Carey in einem Flüsterton den Carey selbst kaum verstehen kann.
Als Leser fragt man sich die ganze Zeit, welches Ereignis das gewesen sein mag, auch wenn man Ahnungen hat und diese sich bestätigen, die Grausamkeit überempelt einen da dann doch aufs Neue.

Die tiefe Bindung zwischen den beiden Schwestern hat mir unglaublich gut gefallen, sie kennen einander in und auswendig und es braucht nur ein Blick und sie verstehen einander, so ein bisschen hat mich das an mich und meine Schwester erinnert, was natürlich nur noch zu mehr Gefallen geführt hat.
Diese Bindung ist einfach tief und besonders und man ist die ganze Zeit über froh, dass sie einander haben, ein bisschen Glück in ihrem Leben, das die beiden mehr als verdient haben. :)


Ein unglaublich schockierendes Buch, das mich persönlich tief berührt hat. Für mich eine große Überraschung und ich kann nur meine absolute Leseempfehlung aussprechen.

Absolute Lesepflicht!
Weitere Informationen:
  • Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
  • Verlag: Heyne Verlag (3. März 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3453534344
  • ISBN-13: 978-3453534346


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