Svenja Thomsen

[Rezension] Aufstieg und Fall großer Mächte



von Tom Rachman
"Paul, Toolys Vater, ist Spezialist für Informationstechnologie und ein bisschen verschroben. Zu spät hatte er bemerkt, dass seine überstürzt geheiratete Frau völlig durch den Wind ist. Doch als die Mutter eines Tages ihre kleine Tochter in der Badewanne verbrüht, entführt er Tooly. Zieht jahrelang mit ihr rund um den Globus, von Job zu Job, von Stadt zu Stadt, immer auf der Flucht. Irgendwann aber spürt die Mutter ihre Tochter in Bangkok auf, und abermals wird Toolys Leben auf den Kopf gestellt. Charmant und unberechenbar, verbreitet diese Frau Chaos, wo immer sie auftaucht, und sich um eine Elfjährige zu kümmern, überfordert sie restlos. Aber da sind noch Venn, ihr Liebhaber, ebenso charismatisch wie egozentrisch, dessen Weltsicht Tooly elementar prägen wird, und Humphrey, der griesgrämige Russe, der Bücher über alles liebt: Ein Dreieck, in dem Tooly versucht, Grund unter die Füße zu bekommen, während das Leben sie durch die Luft wirbelt, wie von Propellern getrieben. ? Tooly schlägt sich ohne Koordinaten durchs Leben ? ohne Mutter und ohne Vaterland, ohne feste Bleibe oder Schulbildung, ohne eigene Geschichte. Sie fällt durch alle Netze und Raster und kommt doch schließlich an in einem Leben, das (vielleicht) das ihre ist."


Als Kind wurde Tooly von ihrem Vater entführt, aus Angst gefunden zu werden bleiben die beiden nie länger als ein Jahr am selben Ort.
Als sie erwachsen ist, ist sie rastlos wie eh und je, sie schlägt sich mit den verschiedensten Jobs durch, ehe sie sich von ihrem ersparten eine Buchhandlung kauft.
Die Ruhe kehrt allerdings nicht in ihr Leben ein, denn auf einmal meldet sich Darren, ein früherer Freund und er wirbelt die gesamte Vergangenheit wieder auf, indem er einfach nur ihren Vater erwähnt, der gar nicht ihr wirklicher Vater ist.
Tooly verlässt ihre Buchhandlung und begibt sich zu Darren, eine Reise in Vergangenheit beginnt..


Von der Gestaltung bin ich wahnsinnig überzeugt, es ist sehr schlicht gehalten, sticht aber gerade deswegen so hervor. Ich finde es ist einfach ein schönes Bild und auch der Titel fügt sich gut in das Motiv ein. :)


Als ich den Klappentext zum ersten Mal las, wirkte er auf mich reizvoll und doch wirr und eigentlich ist wirr genau das richtige Wort um das Buch zu beschreiben - was ich übrigens positiv meine.

Das Buch besteht aus vielen Zeitsprüngen und teils ist das nicht so einfach die Entwicklung zu verstehen, die in den verschiedenen Zeitepisoden statt gefunden haben.
Zwar fügt sich in diesem Buch alles zusammen, allerdings nur sehr langsam und alles zu seiner Zeit, Stück für Stück offenbart sich dem Leser Toolys Lebensgeschichte bis sie am Ende dann ganz offengelegt wird.
Es ist ein Entwicklungsroman, der auch Geduld erfordert und bei dem ein aufmerksames Lesen zu empfehlen ist.
Denn viele Details die erwähnt werden, spielen im weiteren Verlauf wieder eine Rolle bzw. werden dort erst wirklich klar.
Mir hat das ganze wirklich gut gefallen, denn das schöne war, dass ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, das Buch sei langatmig.
Das ganze Konzept und den Aufbau, empfinde ich als sehr gelungen und hat mir wahnsinnig gut gefallen.

Was diesen Roman aber eigentlich ausmacht, sind seine Charaktere, die sind hier nämlich wirklich skurril und sehr tiefgründig ausgearbeitet.
Das sticht nicht nur bei Tooly hervor, sondern auch bei ihren Begleitpersonen.
Tooly hat mir wirklich gut gefallen, dadurch, dass man sie quasi dabei begleitet wie sie sich ihrem eigenem Leben stellt, erfährt man selbst wie sie als Kind war und durchlebt ihre Entwicklung vom Kind zur Frau.
Ich habe sie zu jedem Zeitpunkt sehr gemocht, als habe ich an ihrer Art zu denken sehr erfreut, die war nämlich absolut nicht typisch für ein Kind ihres Alters, aber dennoch wirkte es authentisch.
Mich begeisterte ihre Liebe zu Büchern und ihre Neugierde alles zu verstehen was darin stand, denn Lektüre ihrem Alter entsprechend las sie nie. ;)
Auf der einen Seite wirkte sie auf mich als Kind sehr erwachsen, auf der anderen Seite war sie in vielen Situationen schon sehr kindlich naiv - was natürlich absolut in Ordnung ist!
Und auch wenn sie sich mit der Zeit entwickelt, bleibt dieser Eindruck bis zuletzt bestehen, ich fand das sehr liebenswert und generell konnte mich ihre eigensinnige Art einfach mitreißen und sorgte dafür, dass ich sie in mein Herz schloss. :)

Neben Tooly, fand ich insbesondere auch Humphrey klasse, man erlebt ihn als Mitbewohner von Tooly kennen, als sie um die zwanzig ist. Er spricht mit russischen Akzent und ich muss sagen, das hat mich schon sehr unterhalten. Mehr und mehr merkt man wie sehr Tooly eigentlich von ihm geprägt wurde und wie tief die Verbindung der beiden eigentlich ist. Ich mochte auch seine Art mit Tooly umzugehen, ein sehr liebevoller Mann, dessen Traurigkeit sehr mitgenommen hat.

Dann gab es noch Sarah, eine Frau die immer wieder in Toolys Leben auftaucht, wenn sie der Meinung ist es wäre mal wieder an der Zeit. Sehr eigensinnig diese Frau und auch wenn ich ihren Charakter nicht mochte, hatte sie doch ihren eigenen Charme und passte einfach gut in die Geschichte hinein.

Der Schreibstil ist wirklich toll, ich fand ihn schön und mochte es, dass er etwas anspruchsvoller war als viele andere. :)


Eine traurig-schöne Geschichte, mit einem originellen Aufbau der zwar Geduld erfordert, sich aber als ziemlich genial erweist. Unterstützt wird das von einer Vielzahl an Charakteren, denen man sich nicht entziehen kann. Dieses Buch ist einfach ein Genuss für den Leser. :)

Ein Buch bei dem ich gerne sage; Perfekt!
Weitere informationen:
  • Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
  • Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. Oktober 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3423280352
  • ISBN-13: 978-3423280358


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