Naomi

Dazwischen



Gehäkelter Stern nach Steffis Tutorial
Seit Montag habe ich einen Schlüssel. Nicht nur einen, wenn man genau sein will, sondern drei. Und ich habe ein Zimmer dazu. Zwar noch etwas chaotisch, aber auch das wird.

Seit vorgestern bin ich nun außerdem auch offiziell Bonnerin. Ich muss zugeben, ein klein wenig beklommen war das Gefühl, als der Mensch beim Bürgeramt den Aufkleber mit der neuen Adresse auf den Perso geklebt hat und darunter quasi alles, was noch von Berlin übrig war, verschwand. Siebzehneinhalb Jahre, die es theoretisch auch nie gegeben haben könnte.

Jetzt steht unter Geburts- und Wohnort wieder derselbe und ich frage mich manchmal, was wohl wäre, wäre es immer so gewesen.

Als wir nach Berlin zogen, war ich zweieinhalb. Die meisten Menschen, denen ich das erzähle, nehmen daher an, ich könnte mich an nichts erinnern, aber das stimmt nicht. Im Gegenteil. Ich erinnere mich teilweise sehr genau. An die Fahrt zur Kita jeden Morgen. An die Kita selbst und daran, wie unerreichbar mir die großen Vierjährigen erschienen, bei denen ich so gerne mal mitgespielt hätte. Ans Dreiradkaufen und ans Mauerlaufen. An die elektrische Eisenbahn im Schaufenster des Spielzeuggeschäfts, die immer ein Stück vorwärts und anschließend ein wieder ein Stück rückwärts fuhr und daran, wie falsch mir letzteres jedes Mal aufs Neue vorkam. An mein allererstes Zitroneneis.

Und ich erinnere mich, wie fremd ich mich anfangs in Berlin gefühlt habe.

Dieses Gefühl hielt lange an und hat sich auch, trotz allem, nie so ganz aufgelöst. Denn obgleich ich im Laufe der Jahre mehr und mehr mit Berlin verwachsen bin, mich dort zuhause fühle wie nirgends sonst, blieb da immer noch das Vorher - das andere, zurückgelassene Leben. Und ich hing irgendwie dazwischen, weder zu dem einen, noch zu dem anderen so richtig zugehörig. Überall ein bisschen fremd. Also quasi.

Vermutlich steckte in der Entscheidung, nach Bonn zurückzukehren, darum auch irgendwo der Wunsch, diesen Drang nach "zuhause" endlich zu stillen. Nur geht diese Rechnung in der Realität leider nicht ganz so auf. Denn wir haben 2013, nicht 1996, ich bin 20, nicht zwei, und das, wonach ich mich da manchmal zurücksehne, hat - ich hab's ja geahnt - eigentlich gar nicht so sehr viel mit einem bestimmten Ort zu tun...

Und trotzdem: Wenn ich hier so sitze, in meinem Dachstübchen, den Regentropfen zuhöre, die gegen die Scheibe trommeln, von meinen Sachen umgeben, dann kommt mir zumindest der Gedanke, dass das hier vielleicht doch sowas wie ein Zuhause werden könnte. Irgendwann.

Euch ein schönes Wochenende - auch wenn es vor diesem hundsmiserablen Wetter im Augenblick kein Entrinnen zu geben scheint, ganz egal wo man sich befindet... In diesem Sinne: Werdet nicht (allzu) nass!



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