Milena

Kolumne: Money can(‘t) buy happiness

Illustration: Simone Klimmeck

Aufgeregt packe ich das Paket auf, die hübsche Schleife lässt mein Herz schon springen. Als ich den Karton langsam anhebe und mein Objekt der Begierde entdecke, ist es um mich geschehen: Ich bin glücklich. Endlich sind die Isabel Marant Dicker Boots meine. Voller Glückseligkeit laufe ich den ganzen Tag in den neuen Schühchen umher, bestaune sie und freue mich. Dass 90 Prozent der Menschheit nicht mal weiß, was für Schuhe ich hier trage, ist mir ziemlich egal. Ich kaufe so teure Designerteile in erster Linie für mich. Als Belohnung für bestimmte Sachen, als Wunscherfüllung nach langer Zeit, als kleine Glücklichmacher im Alltag.

Doch Halt, hier stolpere ich und habe letzte Woche nochmal ausgiebig nachgedacht. Können Klamotten, materielle Dinge wie wir sie lieben, uns wirklich glücklich machen? “Money can’t buy happiness” heißt es ja immer so schön – und ich bin zwiegespalten. Tatsächlich machen mich meine lange erarbeiteten Designersachen fröhlich. So doof es klingen mag, jedes Mal, wenn ich meine Céline-Tasche umhänge und sei sie noch so ein Blogger-It-Ding, hüpft mein Herz. Keine Sekunde habe ich den Kauf bereut. Man könnte sagen, ich bin noch immer verliebt. Meine Acne Pistol Boots trage ich zurzeit kaum, trotzdem freue ich mich, wenn ich sie im Schrank stehen sehe. Die Erinnerung an die Zeit, in der ich sie angeschmachtet habe und sie dann für einen super Preis erstanden habe, nimmt mir keiner mehr. Das gemeinsame Hibbeln mit meiner Schwester war einfach jeden Cent wert. Genauso wenig wie die vielen Abende, an denen ich die Boots trug und glücklich war. Und ich freue mich schon auf die, die noch folgen werden.

Money can buy happiness – sage ich. Doch nicht von Dauer. In Momenten, in denen ich – aus welchen Gründen auch immer – unglücklich bin, lassen mich Schuhe, Taschen und andere materielle Dinge kalt. In Momenten der Traurigkeit sitzt man dann da, und würde alles hergeben, nur um vielleicht das Problem zu lösen. Was dann hilft, sind Freunde und Familie, die einen immer auffangen – ob mit oder ohne Designerstück am Arm.

Genauso wie das langfristige Glück, das was einen erfüllt, dafür über Tage strahlen lässt. Es einem das Gefühl gibt, man lebt, ist lebendig und nutzt die Zeit auf bestem Wege. Nicht das Shopping-Erlebnis, sondern die durchtanzte Nacht, das lange Gespräch mit der Freundin an der Isar, mit zwei geleerten Weinflaschen, der Sommertag am See, die Regendusche auf der Straße oder der Urlaub mit den Besten. Am besten alles hintereinander, um das Motto “Carpe Diem” vollausgekostet zu haben. Und das Beste: Das alles kostet nicht viel. Das meiste gibt’s umsonst.

So sehr ein Modeblog von materiellen Gütern lebt und diese propagiert, die Mischung machts. Was bringt mir eine Céline-Tasche, wenn ich sie um mich habe, aber im Club nur darauf achte, dass ihr nix passiert. Richtig – rein gar nix. Das Leben zieht an dir vorbei – während alle anderen Spaß haben. Entweder man feiert wild mit der Tasche (so wie ich) oder lässt sie einfach daheim und nimmt die Party-Tasche. Wenn ich eines in den letzten Monaten gelernt habe, dann dass materielle Dinge Spaß machen, sie das Leben schöner machen und man das schon mal machen kann. Die Priorität sollte es aber nicht werden. Viel wichtiger ist, dass man sein Leben lebt, es genießt und den Tag nutzt. Geht raus, feiert, habt Spaß mit euren Liebsten, seid froh, dass ihr gesund seid und genießt den Sommer (Herbst, Winter und Frühling) in allen Zügen. Wenn ihr dazu eure liebsten Schuhe, eure teuerste Tasche oder die lang ersparte Jacke tragt, was auch immer es gekostet haben mag, umso besser.

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