Jana Wind

was bleibt ist die Erinnerung

wir haben unser Geld zusammen gekratzt, um Pizzabrötchen zu bestellen. Oder eine kleine Pizza Margherita. Für mehr reichte unser Geld meist nicht. Einige von uns aßen ab und zu eine Pizza mit Salami, während die meisten ein wenig neidisch rüberschielten. Unser Taschengeld war bescheiden, auch wenn nicht wenige von uns aus gar nicht so bescheidenen Verhältnissen kamen. Aber wo es uns an Kleingeld mangelte, fehlte es uns nie an Spaß und Unternehmenslustigkeit.

Wir haben die langweiligsten Orte zu unserem Abenteuer gemacht, sind unter Brücken geklettert, haben gewartet bis es dunkel wurde und spontan unsere eigene Party gefeiert. Wir haben getanzt und uns daneben benommen und uns am nächsten Tag geschworen, dass wir nie wieder Sangria trinken werden. Wir waren viel zu jung für diese Mengen an Alkohol, aber das war uns egal.

Wir waren die Meister der Täuschung – haben uns nachts zuerst aus dem Haus geschlichen. So unglaublich laut uns tollpatschig. Es war ein Wunder, dass wir niemals erwischt wurden. Oder wir haben gezeltet, auf irgendeiner abgelegenen Wiese um dann mit den Fahrrad zur nächstgelegenen schlechten Party zu fahren und uns über die Zäune zu stehlen. Wir haben getanzt zu schlechter Musik und tranken dabei schlechten Alkohol. Ein Cola Korn bitte und einen Fanta Roten. Wenn ich heute daran denke, habe ich schon von den Gedanken einen Kater.

Uns ging es nie schlecht am nächsten Morgen. Wir sind einfach aufgestanden und zum Hof gefahren. Haben die Pferde gesattelt und sind über Felder und Wiesen geritten. Wir erfanden bescheuerte Lieder über Butterbrote, als wir Hunger und sangen sie lauthals in allen Tonlagen. Uns war ganz egal, ob man uns nun hörte. Wir sind mit Ach und Krach mitten durch Treibjagden geritten, haben dicke Fische vor kleinen Jungen mit Netzen gerettet und haben bevor man uns erwischte nur noch eine Staubwolke hinterlassen.

Wir waren Freunde für’s Leben. Haben so viel geweint und gelacht und erlebt. Wir sind zusammen erwachsen geworden und immer Kinder geblieben. Wir haben uns verstanden und wir haben uns gestritten. Und vertragen. Und verstritten. und vertragen. Bis ein Streit kam, der uns alle auseinander riss, weil Menschen vor Liebe manchmal blind werden und weil all das, was wir erlebt haben und die Momente, in denen wir gemeinsam erwachsen wurden langsam verblassten. Die Zeit hat Freunde gekostet. Sie sind einfach irgendwo unterwegs liegen geblieben und manchmal frage ich mich, was heute wohl aus ihnen geworden ist und ob wir uns nochmal über den Weg laufen. Oder haben wir uns so auseinandergelebt, dass wir nun in völlig verschiedenen Welten leben? Ganz egal, was vorgefallen ist, wünsche ich ihnen, dass es ihnen gut geht. Vielleicht heilt die Zeit ja doch alle Wunden.

Freunde kommen und gehen. Zumindest ein Hauptteil von ihnen. Deswegen sind echte Freunde so viel wert, dass es nicht messbar ist. Freunde, die du schon dein ganzes Leben hast, die dich an deine Jugend erinnern und an das gemeinsame Erwachsenwerden. Wir waren mal zu acht, aber ich bin so dankbar, dass ich immer noch euch drei habe, auch wenn die Hälfte von uns zur Zeit rund um den Globus verstreut ist. Wenn wir uns sehen, ist es immer ein bisschen als wären wir wieder 15, die Taschen voller Kleingeld und Ideen und mit Heißhunger auf eine Pizza Margherita. Danke Joe, Nici & Anna!

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