Jana Wind

ich bin ein Alien

Manchmal. Zumindest komm ich mir so vor. Ich radel mit meinem Fahrrad die lange Einfahrt hinauf. Was mach ich hier überhaupt? ich bin langsamer geworden, ohne es selbst zu merken. Gleich bin ich da und ich habe keine Ahnung was ich hier tue. Vor dem großen Gebäude stehen Männer im Anzug. Einer sieht wie der andere aus und ich fühle mich spätestens jetzt völlig fehl am Platz. Ich lehne mich nach vorne und mache mein Fahrradlicht aus. Vielleicht sieht mich so ja keiner. Gut Jana, du hast die besten Ideen. Wie immer! Ich könnte mir ja einfach für den restlichen Abend die Augen zuhalten, dann bin ich unsichtbar.

Gekonnt habe ich diese Einladung wochenlang ignoriert und dann einfach vergessen.

Ich habe mich auf einen lustigen niveaulosen Abend mit meinen Freunden gefreut, mit schlechten Drinks und mittelgutem Essen. Bis ich einen Anruf bekommen habe und irgendwie doch noch zugesagt habe, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte. Jetzt steh ich hier am Rande der Menschenscharr, die sich angeregt miteinander unterhält, superwichtig aussieht und habe keine Ahnung was ich tun soll. Einfach mal warten. Ich versuche mich möglichst unmerklich an den Rand des Gebäudes zu stellen, irgendwo wo nicht so viel Licht hinfällt und verfluche, dass ich so gigantisch groß bin. Das gibt immer so ein Elefant im Porzellanladen-Feeling.

Irgendwann werde ich rumgeführt und schüttle einem Haufen Menschen höflich die Hand, wechsle ein paar Sätze und schweige dann wieder betreten, weil ich mit meinem Smalltalk-Latein am Ende bin und irgendwie auch einfach nicht weiß, worüber ich mich unterhalten soll. Sind diese Menschen wichtig? kennt man die? Ist das unhöflich, wenn ich sie frage, was sie so machen? Ich denke daran, wie ich heute Abend in Jeans und Schlabbershirt gemütlich etwas essen und ein paar Drinks bestellen wollte und daran, wie dankbar ich sein müsste, auf so wichtige Veranstaltungen eingeladen zu werden. Aber ich fühle mich absolut gar nicht wichtig. Nur fehl am Platz. Der einzige Mensch unter 40 im gesamten Raum und irgendwie weiß nicht nur ich, sondern jeder andere hier absolut nicht, was ich hier zu suchen habe.

Irgendwann beginnen die Leute über Social Media zu lästern. Alles sinnlos. Jetzt hat auch noch jeder Idiot eine Meinung. Sowas sollte man nicht auch noch unterstützen! Ich habe das Gefühl, dass die Leute mich anstarren und so gar keine Lust irgendwas dazu zu sagen. Ich bleibe lieber die Idiotin mit der (stillen) Meinung und beschließe meinen Weißwein einfach schneller zu trinken. Zum Glück wird immer nachgegossen. Als das Programm sich dem Ende zuspielt, bin ich erstaunt, wie schnell ich es schaffe, ein Gebäude zu verlassen und merke, wie ich ein bisschen erleichtert bin, als ich mein Fahrradschloss aufschließe. Manchmal wünsche ich mir in Berlin zu wohnen und zwischen all den Bloggern und Freelancern unterzugehen. Will irgendjemand Mario Kart zocken und Pizza bestellen? Ich brauch jetzt ein Bier!

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