Coco Szene

Meine Verändeung im Auslandssemester


Meine Zeit in Madrid neigt sich dem Ende zu, ich resümiere was ich erlebt habe, was passiert ist und was ich gelernt habe. Und ich möchte das festhalten für mich und auch vielleicht für den ein oder anderen, der sich fragt, was man in so einem Auslandssemester lernen kann. Manchmal tut es gut seine Gedanke aus sich herausfließen zu lassen, man fühlt sich klarer und geordneter. Und so wird dieser Post vielleicht ein wenig Seelenstriptease. Frei aus dem Herzen herraus, weil es mitten unter der Woche ist und die Winternacht an meinem Fenster klebt.

Nun bin ich seit knapp sechs Monaten in Madrid. Als ich mein Jahr im Ausland antrat war ich voller Sorgen und Gefühle. Ich denke das geht den meisten so. Die Aufregung, das Ungewisse, die Spannung. Abschiede hasste ich schon immer und ich betrat das Flugzeug das mich nach Madrid bringen würde mit gemischten Gefühlen. Ich freute mich einerseits, dass es endlich losging und ich danach um viele Erfahrungen reicher sein würde. Andererseits konnte ich mir ein Alltag ohne mein Umfeld, meine Freunde und Familie nicht vorstellen. Bitte versteht mich nicht falsch, ich bin ein selbstbewusster und eigenständiger Mensch, aber für mich war diese Erfahrung neu und so konnte ich mir ein Leben ohne das was ich kannte einfach nicht vor Augen führen. Das machte mir Angst und vor meinem Auslandssemester war ich teilweise regelrecht panisch (und es kostet mich tatsächlich etwas Überwindung dies hier zu schreiben, denn eigentlich würde ich mich ja euch viel lieber sehr lässig und unerschrocken zeigen). Ich denke es hilft vielleicht auch dem ein oder anderen mehr, wenn ich ganz deutlich sage wie es mir damals ging.

Ich wollte aber gehen, denn ich wollte nicht akzeptieren das Ängste und Sorgen mir so ein wichtiges Erlebniss verhindern.
Es war einfach so, dass ich mich nicht bestimmen lassen wollte, wer ich sein soll. Ängste sollten mir nicht diktieren wer ich bin und was ich machen und lassen kann. Ich wollte nicht fremdbestimmt sein. Für mich und mein Sein, darf es keine Grenzen geben, auch keine die ich mir selber auferlege! Hätte ich kein Auslandssemester gemacht, dann hätte ich meinen Ängsten nachgegeben und wäre niemals der Mensch geworden, der ich sein wollte. Ich wäre so unzufrieden mit mir, dass ich nicht glücklich mit mir geworden wäre. Ich hätte mich dann auch so vieles anderes in meinem Leben nicht getraut. Wäre eher zurückgeschreckt als mutig vorangeschritten und genau das wollte ich nicht sein. Also musste ich um meinetwillen weggehen.
Das waren meine Gedanken bevor ich aufbrach. Ich glaubte, ich könnte so einiges nicht alleine schaffen, das ich meinen Alltag zu sehr vermissen würde und ich nur in einem sicheren Umfeld stark wäre. Als ich allerdings in Madrid ankam merkte ich schnell, dass ich mich falsch verstanden hatte. Ich hatte gar keine Angst alleine zu sein, was mich lediglich beunruhigt hatte war die Ungewissheit. Ich hatte es einfach nicht gemocht, keine Ahnung zu haben was auf mich zukommen würde und das hatte mir Angst gemacht. Einmal in Madrid und mein neues Umfeld entdeckt, konnte ich wunderbar mit allem umgehen. Ich mag es Dinge einschätzen zu können, mag es Pläne zu haben, mag es mich vorzubereiten. Dies habe ich hier erkannt. Wenn ich überblicken kann, was passiert und ich mich darauf einstellen kann, dann kann ich alles schaffen. Und so war meine ganze Nervosität vor dem Aufbruch nur der Tatsache geschuldet, dass ich nicht wusste was auf mich zukommt.

Doch auch mit unüberschaubaren Situationen lernte ich umzugehen. Als meine Mitbewohnerinnen und ich Hals über Kopf aus dem Wohnung ausziehen mussten und wir noch keine Ahnung hatten, wo wir hin konnten, da lernte ich das ich auch mit Ungewissheit klarkommen kann. Klarkommen MUSS! Ich fühlte mich zuerst orientierungslos und hilflos, doch ich musste nun schauen wie ich damit zurecht kam. Und auch daraus lernte ich und ich glaube es war eine der wichtigesten Erfahrungen. Keine Familie, kein T. der einem Arbeit abnahm und einen sicheren Rückzugsort bereitstellte, wenn einem alles zu viel wurde. Aber ich lernte: es geht weiter. Am Ende gibt es ein Resultat, man muss nur daran arbeiten. Alles kann geschafft werden, man muss es nur anpacken und sich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf ziehen.

All die Zeit vor meinem Auslandsufenthalt dachte ich: Wenn du wieder da bist, wird alles gut sein. Dann habe ich es geschafft und ich habe meine Ängste besiegt. Dann bin ich frei davon." Wie falsch das ist, habe auch ich jetzt verstanden. Natürlich bin ich meinen Ängsten entgegen getreten und habe auch einige bezwungen, aber ganz und gar frei von Ängsten werde ich wohl nie sein. Ich war schon immer ein lebensfroher und enthusiatischer Mensch, aber ich werde auch immer ein Mensch sein, der sich Sorgen macht, zweifelt und auch mal schlechte Phasen hat. Zu glauben, dass dies ab einem bestimmten Punkt einfach aufhören würde, ist zwar hoffnungsvoll aber leider unrealistisch. Die Frage ist doch einfach nur: Wenn ich immer kleinere und größere Ängste haben werde, was heisst das dann für den Moment in dem ich lebe? Glück bindet sich nicht an Fristen und Zeitpläne. Es tritt nicht ein, wenn man dies oder jenes macht. Es ist eine Lebenseinstellung und für die kann man sich ebenso gut heute entscheiden, denn Ängste wird es in jedem Alter und Lebensphase geben.

Sicherlich kann ich mit meinen Worten nicht alles genauso gut mitteilen, wie ich es verstehe oder empfinde. Die Sache mit dem Glück ist beispielsweise schwer zu erklären. All meine Gedankengänge und Erkenntnisse habe ich über sechs Monate gesammelt, aber vielleicht geben sie euch ja einen Einblick was sich bei mir innerlich getan hat. Man sagt ein Auslandssemester verändert. Ich denke ich bin der gleiche Mensch geblieben, nur dass ich noch mehr ICH wurde, mich nun besser verstehe und auch versöhnlicher mit mir bin.
Was ich hier geschafft habe, war mein Tempo zu bestimmen. Zu Verabredungen zu gehen oder einen gemütlichen Abend mit mir zu verbringen so wie ich dazu Lust hatte und ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben, dass ich etwas verpassen würde. Madrid hat mich reifen lassen und brachte mir die wohl wichtigste Lektion bei: roter Lippenstift geht immer. Mittags wie nachts!

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