Coco Szene

Von der dritten Wohnung und meinem endgültigen Heim in Madrid


Kaum zu glauben, aber mein Auslandsaufenthalt neigt sich schon dezent dem Ende entgegen. Wo ist die Zeit geblieben? Als ich noch ein so unwissendes Mädchen war, ob der Dinge die mir hier wiederfahren werden. Doch bevor ich meinem Erasmusjahr Lebewohl sage, bleibt uns noch ein klein bisschen Zeit übrig. Gute eineinhalb Monate um genau zu sein. Und so nutze ich diese Restzeit und zeige euch Einblicke in meine dritte Erasmuswohnung, bevor ich hier schon wieder ausziehe.
Wer sich noch an den letzten Wohnungbeitrag erinnert, der weiß, dass ich aus meiner 1. Bleibe auszog, da ich diese nur für den ersten Monat als Einstieg gemietet hatte, um in meine 2. Bleibe, einer wirklich schönen Wohnung einzuziehen. Nach nur einem Monat in dieser hellen und wirklich fabelhaften Unterkunft, wurden meine Mitbewohnerinnen aus der Wohnung geschmissen. Die Wohnung müsse geräumt werden und wir könnten da nicht mehr wohnen hieß es. Traurig um unser liebgewonnenes Heim, aber wir waren auch froh, den, wie sich herausstellte, furchtbaren Vermierter, der unangemeldet in unsere Wohnung kam und stets die Sauberkeit und Ordnung überwachte, hinter uns zu lassen. Noch heute muss ich den Kopf schütteln wenn ich an diesen Menschen denke, der sich in seinem ganzen Verhalten aggresiv und abwertend benahm. Heute kann ich glücklicherweise laut darüber lachen und nehme es als eine sehr lehrreiche Erfahrung in meinem Leben. In der Zeit, in der wir uns innerhalb von zwei Wochen eine neue Wohnung suchen mussten, sah dies anders aus.
Ich fühlte mich orientierungslos und überrumpelt. An die Situation ausgeliefert und unter enormen Druck eine neue Bleibe für drei Mädchen zu finden, denn da meine Mitbewohnerinnen und ich uns so gut verstanden, wollten wir unbedingt zusammen bleiben und nicht mehr auseinander gerissen werden. Ein Auslandssemester ohne die beiden konnte ich mir nicht mehr vorstellen. Ein Marathon aus Wohungsbesichtigungen und Vorstellgesprächen begann und in Rekordzeit (nur 10! Tagen) unterschrieben wir schließlich den Mietvertrag für unsere Wohnung. Wieder in La Latina, meinem Lieblingsviertel. Bis dato musste noch so manche Klippe umschifft werden. Nachts wühlte ich mich mit einer Freundin, die Jura studiert durch die Tücken unseres Mietvertrages, nach dessen erster Version, wir keine Besucher hätten empfangen dürfen oder wir hätten Strafe zahlen müssen, wenn wir vor August 2014 ausgezogen wären (wohlbemerkt unser Mietvertrag läuft nur bis zum Juni 2014). Wir eröffneten Bankkonten, bestellten Internet und fuhren vollbepackt zu Ikea, da wir in der neuen Wohung keine Lampen hatten. Aber wir haben es geschafft und all der Frust und die Anstregungen waren mit dem Einzug in die Wohung vergessen
Wir mieteten uns also eine eigene Wohung, nicht nur ein Zimmer in einer WG, und nun sind wir stolze Besitzer unseres eigenen Domizils in Madrid. Wenn das nichts ist! Und das Beste daran: es kommt kein Vermiter unangekündigt herein, wenn wir dem nicht zustimmen! Ich kann nun voller Freude sagen, dass ich in Spanien überleben kann. Ich kenne mich mit dem spanischen Mietrecht aus, eröffne Konten wie ein Profi, kenne die günstigesten Internetanbieter und vereinbare Termine mit Elektrikern, da unser Herd zu Beginn nicht funktionierte. Wenn das nicht Lebenserfahrung ist, dann weiß ich auch nicht.
Zugegeben unsere alte Wohnung war schöner und heller, aber diese hier ist unser kleines Heim geworden. Mit gemütlichen Sangrianächten in unserem Wohnzimmer, Käsespätzlepartys in der Küche und gemeinschaftlichem Abschmiken nach Partys in unserem Badezimmer. Was macht es da, dass wir den Duschvorhang provisorisch mit 3 Anhängern verlängern müssen um nicht das Badezimmer in ein Schwimmbad zu verwandeln und wir nicht Backofen und Waschmaschine gleichzeitig betätigen dürfen, ohne dass die Sicherung durchknallt. :) Ich mag diese Wohnung und ich denke, sie mag uns auch.
Und mein Zimmer liebe ich sowieso. Besonders nachts, wenn die Lichterkette an ist und alles so gemütlich ist. Wunderbar ist auch, dass wir alleine 5 balkone haben, die alle nach außen gehen und nicht in einen dieser stockdusteren "patios" (kleine schlauchartige innenhöfe). Um mir mein Zimmer ein wenig zu personalisieren, habe ich mir einige meiner Lieblingsgemälde aus dem Prado und Thyssen-Museum als Postkarten und Poster gekauft. Mein eigener Renoir für mich sozusagen.
Ein bisschen traurig werde ich schon, wenn ich daran denke mein kleines Zimmer und die Wohnung bald zu verlassen. schließlich ist es ein wunderbarer Rückzugsort. Die unwiederstehlichen Echtretro-Kacheln in unserer Küche, mein malerisch geschwungenr Balkon , der quietschende Kleiderschrank und das tolle alte Treppenhaus, in dem es immer nach Backwaren riecht, da unter uns eine Bäckerei ist. Es ist einfach wundervoll morgens mit diesem Geruch aufzuwachen. Und natürlich die Mädchen, die ich mit all dem hier verbinde und die Geschichte, die uns hierher geführt hat...

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