Tischmanieren – das sollte man als Gentleman beachten

Manchmal im Leben widerfahren einem Menschen solche Schlüsselerlebnisse, welche die gesamte Zukunft beeinflussen und stark verändern können. Allzu oft passiert das, ohne dass man sich dessen bewusst ist. Unmöglich scheint es somit, sich schon vorher „zu wappnen“.

Allerdings kann man über diese möglichen Ereignisse beizeiten nachdenken und zumindest den vorhersehbaren, wahrscheinlichen Bereich abdecken. Vorstellungsgespräche, Geschäftsessen oder der persönliche Auftritt bei potentiellen Schwiegereltern und diverse Castings beruflicher Natur zählen zu den wahrscheinlichsten Situationen, denen privat oder geschäftlich die Vermittlung entscheidender Eindrücke zuzurechnen sind.

Wie auch immer – die Tischmanieren sind immer gleich und im Hinterkopf fest verankert lässt sich das „Programm für alle Fälle“ jederzeit abrufen. Allerdings mit einer gewaltigen Einschränkung: gleich sind sie immer nur in einem Land oder in einer Region mit ähnlicher Kultur. Wer sich ins Ausland begibt, kann aber ebenso gut vorbeugen. Es gibt heute keine Region mehr auf der Welt, die insofern noch nicht erschlossen wäre.

Für Deutschland hat sich ein Name etabliert, dessen Regelwerk für höchste Ansprüche bürgt: Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge aus dem 18. Jahrhundert. Sein Ziel war jedoch ein soziologisch ausgerichtetes Werk der Aufklärung – nicht ein „Benimm-Ratgeber“, wie man heute allgemein auch in „höchsten Kreisen“ vermittelt bekommt. Und doch erfüllt er auf diese Weise anhaltend bedeutsame Zwecke.

Der Umfang bloßer Tischsitte nach Knigge

Bücher befassen sich mit allen Einzelheiten des Lebens, welche keinen Spielraum belassen und vorausschauend jedes Detail hinsichtlich der Eindrücke nach außen beleuchten. Angesichts dieser detaillierten „Wissenschaft“, deren Kenntnis nicht selten seinem Kenner zu atypischen Vorteilen gereicht, ist es dennoch möglich, eine kompakte Überschau zu gewinnen und eine Art Richtschnur zu verinnerlichen. Denn als wichtigste und häufigste Situation gilt das gemeinsame Mahl.

Die Basics in unserem Kulturraum:

  • Hände wasche, Haare kämmen, saubere Kleidung tragen
  • unschöne Anblicke oder Geräusche bei Tisch sind ein Tabu
  • keine allzu großen Bissen – erst schlucken, dann sprechen!
  • Aufrechte und gerade Körperhaltung
  • Hand zum Mund – nicht Mund zum Teller!
  • Beide Hände bis zum Handgelenk – und nicht weiter – gehören auf den Tisch. Selbst bei „Esspausen“ zwischen den Gängen

Wann darf begonnen werden?

Genau einzuhalten ist der Grundsatz, demnach nur gemeinsam das Mahl beginnen darf. Selbst typische Restaurants servieren ihren Gästen die Speisen zeitgleich. Den Auftakt bildet der Gastgeber oder die Gastgeberin, welche ihrerseits mit der Versorgung der Gäste fertig ist. Dieses Zeichen darf man als „Startschuss“ verstehen.

Werkzeug der Eigenpräsentation: das Besteck

  • Am unteren Ende des Griffes anfassen
  • Geräusche durch das Aufeinandertreffen von Metall und Porzellan vermeiden
  • benutztes Besteck niemals auf Tischtuch, Tischplatte oder sonstiger Tisch-Deko ablegen
  • wenn man noch nicht fertig ist: gekreuzt am Teller „zwischenparken“
  • ausschließlich zum Zerteilen der Speise verwenden – bei einer angeregten Konversation besteht die menschliche Tendenz, es in die Gestikulation zu integrieren!
  • Am Ende des jeweiligen Ganges, selbst wenn sich noch Speisen am Teller befinden, legt man das Besteck parallel zueinander am Teller ab – und zwar die Gabel mit ihrer Rückseite nach unten und diagonal dazu das Messer mit der Schneide zur Gabel
  • Hühnchen, Stelzen oder diverse Keulen: heute gibt es kaum noch Speisen, die man mit der Hand halten darf. Tipp: Findet sich eine Schale mit Wasser und Zitrone am Tisch, handelt es sich um einen Hinweis auf solche „Fingergerichte“! Ohne einem solchen sollte man von dieser Idee unbedingt absehen.

Knigge-Regeln und die Serviette: eine eingeschränkte Verbindung!

Am besten lässt sich die Verwendung einer Serviette dadurch beschreiben, was man nicht mit ihr machen darf: sie ist weder Brillentuch, noch Taschentuch. Sie dient nicht als „Lätzchen“ am Hemdkragen, noch als Knuddel-Faktor für nervöse Finger.

Man soll sie allerdings auch nicht allzu schön falten, selbst wenn sie relativ unbenutzt blieb – immerhin unterstelle man dem Gastgeber auf diese Weise eine weitere Verwendung. Außerdem sollte sie auch nach dem Essen noch eine möglichst saubere Seite aufweisen. Warum, erfährt man am Ende dieses Themas.

Bleibt die Frage offen: Was darf man? Man betrachtet sie als bloßes Mundtuch, um vor dem Nippen am Glas keine Fett- oder sonstige Ränder dort zu hinterlassen. That´s it! Abgelegt wird sie gleich nach dem Platznehmen am Schoß.

Nach Beendigung des gesamten Mahls legt man sie links vom letzten Teller ohne Zerknüllungs- oder sonstige Verformungsprozesse lose ab. Dabei möge die saubere Seite, welche man vorbeugend als solche beließ, nach oben weisen.

Das Glas und die Möglichkeit mit ihm zu punkten

Beim Weinglas mit seinem Stiel setzt man den Griff unten an. So erzeugt das Anstoßen einen angenehmen Klang. Aber: Dieser Akt ist nicht in allen Kreisen, auch nicht bei uns, üblich oder erwünscht. Hier gibt der Gastgeber „den Ton“ vor – von selber sollte man im Regelfall kein Anstoßen beginnen aber mit dem richtigen Halt gewappnet sein.

Man kann zu trinken beginnen, wann immer man möchte. Nur sollte man keinen zu gierigen Eindruck erwecken, also nicht gleich nach dem Platz nehmen austrinken. Besonders wichtig ist es, die Speisen zu schlucken, ehe man das Glas ansetzt. Diese Regeln sind zwar denkbar einfach, aber umso wichtiger für den Gesamteindruck.

Verschiedene Weine zur Auswahl – Vorsicht!

Hier handelt es sich seitens des Gastgebers um eine noble Geste – aus der Sicht des Gastes vermag sich eine kleine Falle darin befinden: Das Anbieten unterschiedlicher Weine. Hier kann der Gast, je nach Gesinnung der Einladung, auf Kenntnis der Tischmanieren einer versteckten Probe unterzogen werden.

In Abwägung zu eigenen Präferenzen sollte man die Grundregel beachten, der zufolge helles Fleisch und Fisch mit Weißwein kombiniert wird und zu dunklem Fleisch und Wild man zu Rotwein greifen sollte.

Werden aber zu den einzelnen Gängen unterschiedliche Weine angeboten, gilt das „Durcheinander-Trinken“ als Tabu!

Brot zum Gericht? Nur gewusst wie!

Lockt auch der saubere Schnitt mit dem Brotmesser nicht nur kraft Gewohnheit, halte man sich die Grundregel vor Auge: Brot darf nur gebrochen werden! Lediglich zum Auftragen von Butter oder anderem Belag ist das Messer einzusetzen.

Bei einer längeren Dauer zu Tisch ist manch einer geneigt, die Finger mit Brotresten spielen zu lassen. Gerade bei Nervosität kann diese Verhaltensweise nicht nur bei Kindern locken. Handlungen dieser Natur muss man sich bewusst machen und sie strikt unterlassen.

Richtiger Umgang mit den unterschiedlichen Speisearten

Auch das Gericht selber gibt gewisse Regeln vor. Es gilt: keine Vermengung der einzelnen Bestandteile, wie Fleisch, Saucen und Beilage. Kartoffeln etwa zerteilt man ordentlich mit der Gabel in kleine Stückchen, welchen sodann ein Eintauchen in die Sauce erlaubt ist. Ansonsten findet die Vermengung erst auf der Gabel statt, niemals am Teller.

Fleisch darf nicht geschnitten werden und anschließend erst auf der Gabel landen, wie man es etwa mit Kindern macht. Immer nur ein Stück schneiden, essen und diese Schritte erneut wiederholen. Dabei muss der Rücken der Gabel nach oben zeigen und sie in flacher Haltung geführt werden.

Sonderfall Salat: Er darf generell nicht geschnitten werden. Sollte man relativ große Blätter serviert erhalten, ist dennoch nur die Gabel für den Kampf erlaubt. Hilfsweise kann man ein Stück Brot einsetzen.

Ende der Zeremonie

Auch hier gilt das Verhalten des Gastgebers oder der Person, welche sich der Bedienung und dem Serviervorgang gewidmet hat, als Signal. Legt diese Person die Serviette links neben sich und erhebt sich, sollte man auch das angeregteste Tischgespräch unterbrechen und sich ebenfalls erheben.

Unterstützung beim Zurechtrücken des Stuhls ist ein Moment, mit welchem man weiter punkten kann. Dieser Moment gilt als Aufhebung der Tafel und die Tischordnung als solche wird quasi aufgehoben. Es ist anzuraten, sich nun solchen Gästen zuzuwenden, mit welchen aufgrund dieser Tischordnung eine Konversation nicht möglich war.

Als Abschluss ist ein Dankeschön angesagt. Zu übertrieben darf es nicht ausfallen. Überhaupt soll man sich vor Auge halten: Die Benimm-Regeln bei Tisch sind auf jeden Fall weniger umfangreich als jene Regeln, welche der Gastgeber zu kennen und einzuhalten hat. Schon dafür sei das Lob gegönnt!

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