Vera Wohlleben

Moscow Mule im Kupferbecher


Gestern Morgen beim netten Herrn Zupp, dem Obst- und Gemüsehändler meines Vertrauens: "Haben Sie frische Minze?" "Jawoll!" Er holt die Minze. "Darf es sonst noch etwas sein?" "Ja, ich hätte gerne noch sieben Limetten." Herr Zupp fragt: "Ah, gibt das einen Hugo?" Hehe... Da weiß wohl einer, was Frauen so gerne süppeln. Aber ich konnte einen auf Hipster machen: "Nein, das gibt einen Moscow Mule." Da kam dann auch seine Frau ganz interessiert angelaufen und die beiden wollten wissen, was denn ein Moscow Mule sei...

Ich habe ihnen dann erzählt, dass ein Moscow Mule* ein Cocktail aus Limettensaft, Vodka und Ingwerbier ist, der traditionell in einem Kupferbecher serviert wird. Also theoretisch der Cocktail zum Wohn-Farbtrend 2014, praktisch ein amerikanischer Klassiker aus den Fünfziger Jahren, der nun auch hier immer beliebter wird. "Moscow" heißt er übrigens nur wegen dem Vodka, erfunden wurde er in den USA. Freundlich, wie die beiden sind, haben sie dann ganz anerkennend genickt und "Mhm" gemacht. Aber ich vermute, es ging ihnen wie mir zu Anfang: Sie konnten sich darunter nicht wirklich etwas vorstellen. What - ein Moskauer Maultier im Kupferbecher? Und was issn bitte Ingwerbier?
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Als ich dann zu Hause mein Shooting-Set aufgebaut und die Moscow Mules angemischt habe, hätte ich den beiden am liebsten jeweils einen Becher zum Probieren vorbeigebracht (der Laden ist praktisch nebenan). Allein schon aus dem Grund, damit ich am Ende nicht wieder alles alleine austrinke. Aber nee, oder? So etwas tut man doch nicht - seinen Gemüsehändler abfüllen?! Dadurch, dass ich so viel alleine von zu Hause aus arbeite, glaube ich manchmal, dass ich wunderlich werde und den normalen Umgang mit Menschen verlerne. Was sagt ihr, Gemüsehändler abfüllen yay oder nay?

Also, der Moscow Mule... Das Entscheidende für den Geschmack ist das Ingwerbier, übrigens kein Bier, sondern eine Limonade. Ich habe meines im Internet bestellt, es ist aber auch in Asiamärkten oder in Heidelberg beim Alex in der Märzgasse zu haben. Ingwerbier ist nicht mit Ginger Ale gleichzusetzen, es ist zwar auch sprudelig und ein bisschen süß, aber es hat viel mehr vom natürlichen Ingwergeschmack und auch mehr Schärfe. Es wärmt richtig von innen, wie Ingwertee. Mit dem frischen Limettensaft wird da fast eine Vitaminbombe für die Erkältungszeit draus...

Kombiniert wird die Ingwer-Limetten-Basis nun klassischerweise mit Vodka* - oder aber, weil man die Flasche schöner findet, mit dem guten Hendricks-Gin. Die Variante gibt es aber wirklich offiziell, man ersetzt die Limette noch durch Zitrone und das Ganze heißt dann London Buck. Mir persönlich schmeckt die Variante mit Gin* sogar besser, allerdings bitte mit Limette, um das Chaos komplett zu machen.

Moscow Mule für eine Person:
Saft einer halben Limette 1 Teil Vodka oder Gin (z.B. 1 Barmaß, 4cl) eine Handvoll Crushed Ice 3 Teile Ingwerbier (z.B. 3 Barmaß voll, 12cl) Minzblättchen
1. Halbe Limette auspressen und Saft in ein Glas oder einen Kupferbecher geben. Vodka und Eis dazugeben.
2. Mit Ingwerbier auffüllen, umrühren und mit der restlichen Limettenhälfte und Minzblättchen dekorieren.

Vom Geschmack her ist der Moscow Mule erfrischend limettig und süß, mit ein wenig Schärfe durch das Ingwerbier. Eine gute Kombi, Ingwer muss man aber natürlich mögen. Vodka verhält sich ja eh geschmacksneutral und mit Gin wird es dann eben etwas... giniger.

Aber mal ehrlich: Das Allercoolste sind doch diese Kupferbecher (beziehungsweise Tassen, sie haben ja einen Griff). Deswegen stand der Moscow Mule jetzt schon ewig auf meiner Food Photography-To-Shoot-Liste und ich muss sagen, ich bin nicht enttäuscht von den Modelqualitäten der Kupfertassen. Einen tieferen Sinn hinsichtlich des Geschmacks oder so hat das Kupfer meinen Recherchen zufolge wohl nicht, da geht es anscheinend einfach nur um den Wiedererkennungswert und die Optik. Versteh ich total. Stellt euch das mal vor, ihr habt Gäste und könnt dann passend zur kupferfarbenen Hängeleuchte in eurem Wohnzimmer noch den passenden Drink auffahren! Gekauft habe ich übrigens diese Kupferbecher bei Amazon (kein Affiliate, nur als Info für euch) und bin zufrieden.

Also wieder mal ein Mixgetränk mehr in meinem Repertoire, yay. Irgendwann kann ich dann mal alle Cocktailklassiker* aus dieser Übersicht mixen und bin nicht nur Überhausfrau, sondern auch Überbarfrau... Damit es mir nicht wieder so geht wie damals beim Medizinerfasching, als ich mal an der Bar bedient habe und nur blöd geschaut hab, als jemand Korea von mir wollte. Cola-Rot, Cola-Weiß, Schorle oder auch einen Drecksack hätte ich problemlos mischen können, aber Korea war mir als gebürtige Rheinland-Pfälzerin einfach nicht geläufig. Wobei ich bezweifle, dass der junge Mann es überhaupt bemerkt hätte, wenn ich ihm whatever mit Spüli ins Glas getan hätte ;) Aber mittlerweile kann ich ja sogar Moscow Mule und komme hoffentlich irgendwann mal in die Situation, das mit einem souveränen, kurzen Nicken auf Anfrage auszuschenken.


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