Julia

Als ich Julia kennengelernt habe, stand ich im Ballettsaal mit der Hand an der Stange, denn Julia ist meine Ballettlehrerin. Schon während des ersten Trainings war klar, hier unterrichtet jemand mit echter Hingabe und voller Leidenschaft. Wenn Julia konzentriert, auf beinahe liebevolle Art die nächste Übung ansagt und zeigt, jeden einzelnen in seinen persönlichen Schwächen korrigiert oder wenn sie ihre Schüler mit energische Stimme zu noch mehr Leistung anspornt und sie sich dann freut, weil das Training gut läuft und alle Fortschritte machen – in all diesen Momenten spürt man ihre ungekünstelte Begeisterung für das, was sie da tut. Und auch wenn sich die Gruppe am Ende der Stunde völlig fertig und total verschwitzt aus dem Ballettsaal schleppt, so haben alle in den vergangenen 90 Minuten die kraftvolle und positive Energie dieser zierlichen Frau zu spüren bekommen. Ihre Art zu unterrichten hat mir in der großen Stadt wieder ein Zuhause für den Tanz gegeben.

Wo kommst Du her?
Vom Berliner Stadtrand. Also irgendwie aus dem Dazwischen von Land und Großstadt, Natur und Kultur, Sicherheit und Abenteuer, Idylle und Beton, Ballett und Punk … . Das ist symptomatisch für mein Leben geworden … das eine geht nicht ohne das andere. Es ist ein belebender aber auch schwieriger Balanceakt.

Wo willst Du hin?
Ich sollte wohl erst einmal versuchen anzukommen, bevor ich wieder irgendwohin will. Aber ich nehme an, ankommen ist eine Illusion. Und langweilig ist es auch. Also dann, auf nach… Seattle wäre doch schön. Aber mal ernsthaft, es gibt so vieles, das ich verbessern oder ändern muss, lernen will und sehen möchte. Eine Neverending Story und das ist ja auch gut so.

Was treibt Dich an?
Der Trashfaktor in allem, was schön ist. Das lass ich mal so hübsch unkonkret stehen :)
Aber den Tanz will ich hier nicht vergessen. Er fordert mich immer wieder auf’s Neue heraus: genauer hinzusehen, besser zu kommunizieren, offen zu bleiben, dazuzulernen, mich zu disziplinieren, die Kraft effizient einzusetzen, auf mich und meinen Körper zu hören, loszulassen und zusammenzuarbeiten. So. Das war dann mein Plädoyer für den Tanz. Check.

Was hält Dich auf?
Eine unmögliche Mischung aus Verträumtheit, hohen Ansprüchen und leider auch Faulheit. Ach je … wenn das mal gut geht. Schnell die nächste Frage, bitte.

Drei Dinge, die Du in 5 Jahren gemacht haben möchtest?
Das klingt nach einer Liste mit Punkten zum Abhaken. Listen liegen mir allerdings weniger und derzeit bin ich froh, die nächsten 2 Monate überblicken zu können. Und die beinhalten trainieren, unterrichten und meine Masterarbeit in Tanzwissenschaft beenden. Ansonsten habe ich die üblichen Träumereien im Kopf: kreieren, reisen, lieben, gesund und glücklich bleiben und für das Gute kämpfen.

Julia Pohlisch lebt in Berlin, studiert Tanzwissenschaften an der Freien Universität Berlin und unterrichtet Ballett, Zeitgenössischen Tanz und Jazztanz. Julia ist auf Instagram als @seelore und auf Pinterest als @juliapohlisch zu finden.

Fotografiert haben wir bei Julia Zuhause und in der Tanz- und Ballettschule Papillon in Berlin Friedrichshain.































Fotos: Nicola Holtkamp – Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
Dieser Beitrag ist Teil der Portraitserie Im Augenblick.

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