Ein Besuch bei Schustermann & Borenstein in Wien / Vösendorf

Das deutsche Unternehmen Schustermann & Borenstein mit seinem exklusiven Shopping Club hat sich in Wien niedergelassen. Genauer gesagt an der Grenze zur Bundeshauptstadt, einen Steinwurf von der Triester Straße mit seinen Autoersatzteilhandlungen und Laufhäusern stadtauswärts neben den charmanten Lärmschutzwänden der Südautobahn in einem Industriegelände. Schustermann & Borenstein ist ein Designer Outlet mit Membership Karte, die nach nicht genannten Kriterien verteilt wird. In Deutschland, so wird kolportiert, warten manche Jahre auf eine solche. Nachdem ich eine vor wenigen Wochen zugeschickt bekam, interessierte mich das Mysterium um das getuschelt wird. Also dann, auf geht’s …

An einem sehr, sehr dusteren Dezembernachmittag neben einem Admiral Café und hinter einer Shoppingmeile gelegen, muss man erstmal eine Erklärung in der Lobby unterschreiben, dass man die Haftung für mitgebrachte Personen (sie rechnen wohl mit randalierenden Bekanntschaften meinerseits) übernimmt und die gekaufte Ware unter keinen Umständen weiterverkauft werden darf. Zudem muss man 250 Euro (hier wird “netto” angegeben, was ich als Endkonsumentin nicht ganz verstehe, denn es sind dann brutto 300 Euro) pro Kalenderjahr dort liegen lassen, um ein weiteres Jahr in den Genuss des Vergnügens der Karte zu kommen.

Nachdem die Bürokratie erledigt ist, darf man durch die Tür. Mit einem eigenen Café, einer Schmuck- und einer Schuh Area finden sich hauptsächlich deutsche und italienische Marken wie Laurel, Rena Lange, Roberto Cavalli, Furla, René Lezard, Coccinelle, Schumacher, Odeeh, Tommy Hilfiger wird in einer Ecke angekündigt, Liebeskind, etc. In der Jeansabteilung erspähe ich 7 for all mankind. Bei den Schuhen entdecke ich Modelle von Högl aus der 2013 Kollektion, zumindest lässt sich hier ein Schuhmodell von Guido Maria Kretschmers Capsule Collection ausmachen. Auch eine Mulberry Mini Bag, die von über 1.000 Euro auf unter 600 gekürzt wurde, steht herum, allerdings entdeckt man auf den zweiten Blick warum: Der goldene Metallbeschlag hat schon einige tiefe Kratzer, bei einer reduzierten Liebeskind Geldbörse will der Reißverschluss auch nicht so ganz funktionieren.

Die Hängung erfolgt klassisch nach Marken und nicht nach Themen, Trends oder Stilen editiert. Das vorhandene Publikum ist an einem Montagnachmittag spärlich aber doch vorhanden. Peek & Cloppenburg weht hier in der Zielgruppenaffinität und die Präsentation der Ware hat einen Hauch der 80er. So verwendet man Puppen mit Perücken und realen Gesichtern, Plastikblumen und Weihnachtsbäume, die etwas zuviel von allem haben und auch die restliche Deko erweckt nicht gerade Luxusempfinden. Stichwort: die günstigsten IKEA Tischspiegeln in der Schmuckabteilung. Da könnte man sich schon ein bisschen mehr anstrengen. Auch die Absenz von Tageslicht irritiert zunehmends und die Fensterlosigkeit der Fläche hat etwas von Casino.

Ein Plus allerdings: Die Weite des Stores, die nicht das Gefühl vermittelt sich hier gegenseitig über den Haufen zu rennen.

Der klassische Kunde mit Markenbewusstsein, der sich konservativ kleidet, kann hier tatsächlich fündig werden. Soll nicht heißen, dass es nicht das eine oder andere Teil geben, dass sehr viel Potential hat, allerdings wird es nicht durch die Warenpräsentation sichtbar. Auch die diversen Stylingversuche an den Puppen sehen eher nach Sekretärin aus St. Pölten als New York aus. Etwas enttäuschend, denn die auf der Website und in der Einladung verwendeten Sujets bieten nach ästhetischen Gesichtspunkten leider keine Überschneidungen mit den vor Ort aufgestellten Lookbooks, die den oben beschriebenen Eindruck nur noch mehr untermauern, dass man hier eher auf die ältere Zielgruppe setzt. Das vermittelt dann auch der Store.

Nach meiner Anfrage per Email durften keine Bilder innen gemacht werden.

  • Love
  • Save
    Add a blog to Bloglovin’
    Enter the full blog address (e.g. https://www.fashionsquad.com)
    We're working on your request. This will take just a minute...