Gedanken einer Gärtnerin



Januar

Ich bin schon ganz kribbelig und freue mich auf die neue Gartensaison. Wenn es nur schon soweit wäre! Die im Herbst gepflanzten Zwiebelblumen werden bald ihre Köpfe aus der Erde strecken und ein Feuerwerk an Farben entfalten. Ich freue mich so!

Februar


Der blöde Schnee soll weg. Verdammt, ist das eine Plackerei alle Weiden zu schneiden. Was stelle ich mit den vielen Weidenruten an? Zäune, Rankgerüste, Kugeln *freu*? Gut fällt der Weidenschnitt nur einmal pro Jahr an, mein Rücken tut weh.
Ich freue mich schon richtig auf das erstemal Rasen mähen.

März


Ich kann keine Weiden mehr sehen! Was mache ich bloss mit dem Rest? Die ersten Zwiebelblumen stecken endlich ihre Köpfe aus der Erde, höchste Zeit die Beete zu säubern und den Staudenrückschnitt zu erledigen, bevor ich das frischaustreibende Grün zertrample. Also der März ist eindeutig der anstrengendste Monat, es fällt unglaublich viel Rückschnitt von Gräsern, Gehölzen, Stauden, Rosen an. Meine Arme sind total zerkratzt, meine Hände sehen zerfurcht aus und meinen Rücken kann ich kaum mehr aufrichten . Der Kompost muss verteilt werden und vom Kompostwerk Nachschub geholt werden weil der eigene nicht für alle Beete reicht. Schubkarre um Schubkarre wird alles verteilt. Aber das gröbste habe ich jetzt geschafft! Danach steht nur noch Geniessen auf dem Plan!
Heute habe ich das erste Mal Rasen gemäht *freu*

April


Ein Besuch im Gartencenter ist reine Seelenfreude und das habe ich mir nach der vielen Arbeit redlich verdient. Habe mir noch nebst diversen Stauden, Kräutern und Sommerflor ein neues Röslein gegönnt, die Beete sind zwar voll, aber ein Plätzchen wird sich schon noch finden.

Den leeren Geldbeutel verstecke ich.

"Ach Kinder, wir verschieben den Schuhkauf einfach auf den nächsten Monat,
der Boden ist warm und ihr dürft ab jetzt wieder barfuss laufen!"

Die Tulpen blühen in einer überwältigenden Farbenpracht. Ich muss im Herbst noch mehr davon pflanzen. Ich habe Tomaten ausgesät und freue mich jetzt schon auf die kommende Ernte. Gibt nichts besseres, als sonnenwarm gepflückte Tomaten direkt vom Strauch in den Mund zu stecken. Der Zierlauch hat sich überall ausgesäht, die Sämlinge sehen aus wie Rasen und wachsen zwischen allen Stauden. Scheisslauch, den pflanze ich nie mehr! Habe drei Zucchinipflanzen gesetzt, zwei werden erfahrungsgemäss sowieso von den Schnecken gefressen. Ob eine Pflanze ausreicht? Ich kaufe am besten noch eine dazu. Die Ligusterhecken müssen dringend verjüngt werden. Mein Rücken...*ächz* wer wollte eigentlich soviel Garten? Aber das meiste ist geschafft, bald steht nur noch Geniessen an.

Mai


Die Zierlauchblüten schweben über den Staudenbeeten und sehen einfach fantastisch aus. Ob ich noch andere Alliumsorten dazupflanzen soll? Jetzt ist aber endgültig fertig mit Tulpen, ich pflanze garantiert keine mehr. Die gelbwerdenden Blätter nerven mich total und doch muss ich sie dranlassen, damit sie nächstes Jahr wieder blühen.
Meine Geduld ist zu Ende, ich reisse die hässlichen Blätter jetzt einfach aus. Die Buchshecken sind schon wieder dran mit dem Rückschnitt. Wieviele Meter Einfassungshecken habe ich eigentlich damals in einer geistigen Umnachtung gepflanzt? Bin ich des Wahnsinns? Ich muss es in Etappen erledigen, denn mein Rücken macht das sonst nicht mit.
Ich habe den Garten so satt.

Juni


Ich bin überwältigt! Die Rosenblüte ist herrlich *bin schwer verliebt in meinen Garten* Wie wundervoll alles blüht, ich muss unbedingt noch mehr Rosen haben. Es gibt nichts Schöneres als draussen zu sein. Die erste Zucchini schmeckte köstlich, nur wer soll die vierzig Salate essen? Alles ist stark gewachsen, ich muss unbedingt auslichten und alles verblühte zurückschneiden, damit es eine zweite Blüte gibt. Schon wieder ein Anhänger voll Grüngut zum Wegführen, denn alle vier Komposter sind berstend voll. Ich hasse es, wenn alles so schnell zuwächst, die Ligusterhecke ist schon wieder überfällig.

Juli


Die Rosen überwuchern alles, die Ligusterhecken sind riesig und wachsen in den Weg hinein. Ich schneide , schneide, schneide...mein Rücken ächz...ich pflanze nie mehr Hecken und schon gar keine Rosen mehr. "Kinder, stellt euch nicht so an und esst die Zucchini!"

Die abendliche Giesserei im Gemüsegarten und dem Tomatenhaus wird zum "Müssen" statt "Wollen". Aber ich freue mich schon auf die reifen Tomaten und.....ach, schau mal dort, der Igel....*lächel* Ich liebe meinen Garten!

August


Ich hasse Zucchini! Es ist so verflixt heiss, im nächsten Jahr verzichte ich auf Kübelpflanzen und Gemüse baue ich auch keines mehr an. Die Ernte überflutet mich, ich muss jetzt alles einmachen und stehe stundenlang in der Küche. Wir haben spontan Besuch bekommen. Stolz hole ich zwei pralle Salatköpfe und Radieschen aus dem Garten, pflücke einige Bohnen und bereite es zu. Das Lob über den feinen Salat geht runter wie Butter. Es gibt doch nichts besseres, als Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten!! Vielleicht baut mir mein Mann noch ein Gemüse-Hochbeet? Eigentlich wäre es schön, wenn sich noch ein Plätzchen für eine neue Rose finden würde.

Auch das noch! Die Tomaten haben Krautfäule bekommen,
noch vor der Ernte reisse ich traurig die ungeniessbar gewordenen Tomaten aus.

Ich baue nie mehr Tomaten an, ich hasse Tomaten.

September


Schon wieder alles in den Beeten aus- und zurückschneiden, der Garten nimmt dschungelähnliches Format an. Wieviele Anhänger voller Grüngut waren es eigentlich in diesem Jahr?
Ich hasse Rasen mähen.

Oktober


Ideales Wetter für Umpflanzaktionen. Dabei stelle ich mir vor, wie im nächsten Jahr alles noch toller aussieht. Der Spaten ist mit mir verwachsen und und meinen Rücken konnte ich zuletzt im Januar gerade aufrichten. Ich besorge mir entgegen jeglicher Vernunft wieder viele Tulpenzwiebeln, vergrabe diese mit klammen Fingern in den Beeten und freue mich schon auf die Frühjahrsblüte.
Die Vorfreude ist am Schönsten!

November

Der Garten muss eingewintert werden.

Scheisst mich total an, habe alles so satt.

Beginne noch halbherzig einzuräumen, den Rest lasse ich draussen liegen und hoffe auf baldigen Schnee der alles zudeckt. Endlich wieder mehr Zeit für das Leben drinnen. Ich bin so erledigt, doch nun kann ich mich zurücklehnen und alles machen, was ich immer auf den Winter verschoben habe.

Hey, sind das wirklich meine Hände? Sie fühlen sich so unglaublich zart an und die schwarzen Ränder unter den Nägeln sind verschwunden.

Im nächsten Jahr möchte ich acht verschiedene Tomatensorten anbauen, ich muss schon bald Samen bestellen, sonst sind die seltenen Sorten ausverkauft.

Dezember

Mir ist langweilig! Ach wär doch nur schon Frühling!
Ich sehne mich so nach dem Garten und halte es kaum noch aus.

Gärtnern ist so schön!


Herzliche Grüsse Carmen

(Gilt für die kommenden Jahrzehnte, glaubt mir, es läuft jedes Jahr gleich ab)

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