Cornelia

holyGhost: Interview & Show – Smoke on the Water

Die letzte Station an meinem Fashion Week Tag war die Show von holyGhost, die ebenfalls offsite stattfand. Zusammen mit Katharina, der ich schon kurz vorher bei Marcel Ostertag über den Weg gelaufen bin, fuhren wir zum Ort des Geschehens.

Die Herbst- und Winterkollektion 2015 von holyGhost selbst sprüht so von urbanem Chic – ein wenig elegant, ein wenig cool, alles sehr ungezwungen. So werden auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombinationen schnell zum Lieblings-Outfit. Ob ein Hut kombiniert zum Lederkleid – oder ein luftiger Rock zum groben Strickpulli, die Teile der Kollektion scheinen unendlich oft kombinierbar zu sein.

Die Farbpallette lebt vor allem von gedeckten Pastelltöne wie Altrosa und Hellgrün, ein wenig Beige ist auch dabei. Darf ich bitte einmal alles in meinen Schrank hängen? Für mich ist die Kollektion auch ein bisschen getreu dem Motto des Pariser Chic – lässig und “effortless”. “Smoke” im Sinne von Rauschschwaden meine ich auch auf den Prints wiederzuerkennen.

Die Designerinnen von holyGhost: Jelena Hofmann und Sedina Halilovic

Wenn eine Kollektion schon einen so ungewöhnlichen Namen trägt wie in diesem Fall – nämlich “Smoke on the Water” – lohnt es sich ganz besonders, doch mal die Designerinnen nach den Hintergründen dazu zu befragen. Denn ich war sehr neugierig und wollte unbedingt wissen, ob sich holyGhost wirklich von dem Deep Purple Song inspirieren haben lassen. Den Song selbst kennt ihr mit Sicherheit – aber habt ihr euch mal die Lyrics durchgelesen?

Eine Kurzzusammenfassung: Inspiration bietet der Song “Smoke on the Water” mehr als genug, denn Deep Purple verarbeiten in dem 1972 veröffentlichen Song ein historisches Ereignis: Den Brand des Casinos in Montreux, dessen Rauschschwaden (Smoke) über den Genfersee (Water) zogen. Auslöser dieses Ereignisses war ein Fan während eines Frank Zappa-Konzert, der vor lauter Begeisterung mit einer Signalpistole in die Decke schoss (“some stupid with a flare gun”). Der Konzertsaal des Casinos brannte komplett ab, glücklicherweise entkamen alle Personen dem sich rasch ausbreitenden Feuer, welches die Bandmitglieder von Deep Purple aus ihrem Hotelzimmer sahen und so zu dem Songtext inspiriert wurden. Das Haupt-Thema des Song ist heute weltbekannt und dürfte für jeden Gitarrenschüler einer der ersten Riffs sein, die er erlernt. Ihr seht: Dieser Song hat trotz seines beachtlichen Alters von mehr als 40 Jahren jede Menge zu bieten.

In wiefern ein Song also eine ganze Kollektion inspirieren kann, fand ich sehr faszinierend. Nach der Show hatte ich dann glücklicherweise die Gelegenheit, mich Backstage noch umzusehen und habe dort kurz Jelena erwischt, die mir Frage und Antwort stand. Anstatt eines pupsnormalen Kollektionsberichts von mir gibt’s heute also für euch direkt die Antworten vom Label selbst!

Interview mit Jelena Hofmann von holyGhost

Conny: Als erstes vielleicht eine etwas langweilige Frage – was war die Inspiration für die Kollektion?

Jelena: Das ist eigentlich gar keine langweilige Frage – lacht -. Die Inspiration zu dieser Kollektion war tatsächlich der Song “Smoke on the Water”. Nicht der Song im Sinne von “musikalisch/klangtechnisch”, sondern wirklich der Text und der Inhalt. Wir fanden es eigentlich total spannend, dass da was niedergebrannt wird, was Neues entsteht und dieser Wandel so irgendwie dargelegt wird.

Das ist ja in der Modebranche Gang und Gebe – wir sind ja ständig dem Wandel unterzogen, wir müssen ständig neue Dinge erfinden. Es ist wirklich so: Du hast deine Kollektion hinter gebracht, ganz banal gesprochen, und die wird quasi “niedergebrannt”,
gedanklich, und dann geht die neue los. Das ist so dieser Zyklus, den wir dadurch wiedergegeben haben.

Conny: Wie hängt die Kollektion denn trotzdem mit den vorherigen zusammen?

Jelena: Die Kollektion an sich – vor allem was die Schnitte und die Farben angeht – ist ganz typisch holyGhost. Denn wir haben sehr viele feminine Elemente wie Seide, Viskose und sehr zarte Stoffe, aber auch ein bisschen stärkere Materialien wie Leder. Und auch an den Outfits an sich: Wir haben ein paar Outfits, die ein bisschen androgyner sind, wie Hosenanzüge, Overalls, aber auch sexy Kleider. Wir stehen einfach für eine Frau, die stark ist aber auch Mut zum Kombinieren hat.

Conny: Wie findet man als Label – übertrieben gesagt – das gesunde Mittel zwischen “zu kommerziell” und “zu Haute Couture”?

Jelena: Ja, das ist tatsächlich schwierig. Bei uns ist das ein bisschen einfacher, denn wir machen keine Abendmode und keine ausgeflippten Sachen, sondern wir machen Kleidung für Frauen, die sie auch tragen wollen – ganz klar. Eher eine saisonale und coole Kollektion sozusagen.

Mir persönlich fällt das gar nicht so schwer. Unsere Kollektion kann man wirklich im Büro tragen oder zum Beispiel nach der Arbeit. Das schöne heutzutage ist ja, man muss sich gar nicht mehr so festlegen, ob dies oder das – man darf sich selbst auszudrücken. Ob in der Arbeit oder Zuhause.

Conny: Wie sieht die typische holyGhost Frau aus?

Jelena: So wie ich! – lacht – Wie sie aussieht ist schwierig. Ich glaube es ist eher so eine Sache wie sie sich fühlt, wie selbstsicher ist sie oder wie sie sich gibt. Was macht sie im Leben? Es sind starke Frauen, die durchaus arbeiten und mit beiden Beinen im Leben stehen oder vielleicht selbstständig sind.

Conny: Danke für das Interview!

Alle Fotos (c) Cornelia Schuhbauer // Foto von Jelena und mir (c) Katharina Kirschner

Der Beitrag holyGhost: Interview & Show – Smoke on the Water erschien zuerst auf Fashionvictress - Modeblog, Lifestyleblog, Reiseblog aus München.

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