Sascha Pietsch

Hermès Autumn-Winter 2015: simpler Luxus


Bild: Hermès; PR

“Die Kunst beruht auf der Schlichtheit”, ist ein Zitat von Coco Chanel und genau das könnte ebenso Veronique Nichanians Grundsatz für die Männerkollektion von Hermès für Herbst-Winter 2015 gewesen sein. Das, was sie in dem Defilee im Palais de Tokyo in Paris zeigte, wendet sich an den Mann, dem Qualität wichtig ist und der mit beiden Beinen im Leben und im Job steht.


Bilder: Hermès; PR

Seit einigen Saisons verfeinert Nichanian die Silhouette von Anzügen und Sakkos und perfektioniert den Sitz und die Linie. Kleidung von Hermès passt sich dem Träger an und unterstreicht seinen Stil, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Dabei spielt jedes Teil mit den Materialien und der Qualität sowie einer fast unsichtbaren raffinierten Verarbeitung, die man erst beim genauen Betrachten der Teile erfasst. So wird Strick kunstvoll mit Leder verarbeitet und mit Techniken verbunden, die unsichtbar zu sein scheinen. Neben den Stammmaterialien des Hauses, feines Leder, edler Cashmere und fließende Seidenstoffe, gibt es immer wieder spezielle Entwicklungen von Designs und Webbildern, die eigens für jede Kollektion entworfen wurden.


Bilder: Hermès; PR

Natürlich kann man eine solche Kollektion kurzerhand als ‘klassisch’ abtun, aber in Wahrheit liegt genau das vor, was Luxus-Prêt-à-porter im eigentlichen Sinne verkörpern soll: eine Garderobe, die einen Mann in einer Führungsposition von morgens bis abends begleitet und die Saison für Saison ergänzt wird. Neu ist die weite, gerade geschnittene Hose, die sich mit fast zenhaft-geschlungenem Bund perfekt in die Kollektion integriert.
Die Kollektion zeigt Männer, die durch die Großstadt flanieren (das Jahresmotto von Hermès), die harmonische Farbkombinationen tragen und strukturierte Silhouetten mögen. Extrem dunkle Töne brechen die Harmonien ebenso wie einzelne grafische Effekte.


Bilder: Hermès; PR

Die Stichworte, die ich mir während des Defilees gemacht habe, bringen den nächsten Hermès-Winter auf den Punkt:

Farben: Celadon, dunkles Lila, Bronze, Carbon, Pflaume, Navy, Taupe, Schwarz.

Linie: Zweireihige Mäntel zum Teil mit Schalkragen, gerade einreihige Mäntel, Trench Coats. Blousons, perforierte und Ton-in-Ton bestickte Sweatshirts, Jackets mit Schalkragen. Zweiknopf-Sakkos oder zweireihig geknöpfte Sakkos, dazu Rollkragen oder Pullis mit Turtleneck in Cashmere. Cardigans mit kontrastierenden Streifen oder pure Hemden mit einfachen schlichten Krägen. Gerade, schlanke Hosen oder fließende Hosen, Jogging-de-luxe-Hosen, Abendhosen mit Smoking-Gürteln.

Materialien: viel Cashmere, Flanell, Baumwoll- und Wollserge, Jerseys und Herringbone Tweed. Lammnappa, Kroko und weiches Kalbsleder, sowie Babylamm bei den Ledern.


Bilder: Hermès; PR

Das Design “Squeeze” von Richard Gorman, über das wir schon in unseren Carré-Geschichten berichtet haben, kommt für den nächsten Winter in gedeckten Farben daher und bildet bei den Designs das zentrale Thema dieser Kollektion. Es wechselt sich mit einem Tartan, das seine Klassik durch Mauve- und Lilatöne verloren hat, ab und bekommt so den für Hermès typischen Touch.

Eine unaufgeregte und das Auge beruhigende Kollektion von Hermès, die lange tragbar ist und keinen futuristischen Visionen zum Opfer gefallen ist. Luxus, der nach innen orientiert ist – genau wie die Zeit, die auf uns zu kommt.

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