Sascha Pietsch

London Calling – Burberry’s Lace Boys


Bild: Burberry Eines der großen Highlights der Männerschauen in London ist die Kollektion von Burberry Prorsum. Das ureigene britische Traditionslabel besinnt sich seit einigen Jahren auf seine Heritage und zeigt das Bild der britischen Menswear, wie wir es gerne sehen möchten. Immer sehr Brit immer sehr Sixties und genau in der Ära verwurzelt, als London das Zentrum der Jugendkulturen und der aufkommenden Revolution der Männergarderobe war. Die Slimline der Sixties und der Mods-Style dürfen in keiner Kollektion fehlen.
Bild: Burberry Die Prorsum-Linie ist das Spielfeld von Christopher Bailey und seinem Team, wo Burberry intellektuell und romantisch agiert. Neben Hommagen an Bruce Chatwin oder Cecil Beaton lernt man jede Saison viel über die britischen Kultureinflüsse und das sehr modern den Stil variieren kann, der die Jugendkulturen von ganz Europa geprägt hat und London zur Pilgerstätte für Fashion Boys und Fashion Victims machte. Die Engländer konnten schon immer gut klassische Menswear und Formalwear mit einer exzentrischen Attitude versehen und so über Jahrhunderte ihre Tradition erhalten. Dass die Heritage von Burberry auf dem Trenchcoat, dem Ulster und natürlich dem hauseigenen Karo basiert, braucht man auch dem Mann, der nicht von der Mode geküsst wurde, nicht erklären und natürlich dürfen diese Teile in den Kollektionen niemals fehlen. Bailey schaffte es, in den letzten Jahren noch die Bikerjacke hinzuzufügen und spielt gern mit Drucken, die von Künstlern inspiriert sind. Schon fast zur Tradition geworden ist, wie könnte es auch in der erfolgreichsten europäischen Popmusik-Nation anders sein, dass die Schauen immer live musikalisch begleitet werden. Das macht die Shows nicht nur zu einem wunderbaren Schaufenster für die kommende Saison, sondern gibt auch gleichzeitig einen Einblick in die britische Musikszene. Diesmal stand der junge englische Musiker Rhodes im Vordergrund - begleitet von einem 24-köpfigen Orchester. Geleitet wurde dieses außerordentliche Arrangement von Joe Duddell, der auch für die Specials der Songs zuständig war. Burberry kreiert britischen Mehrwert und ist für Großbritannien eines der Aushängeschilder und Botschafter par excellence für Großbritannien.
Bilder: Burberry
Bilder: Burberry Die Kollektion von Burberry Prorsum für das Frühjahr 2016 zeigt sich klar, straight und besticht durch sein Wechselspiel von Klassik und den Brüchen, die zwei Botschaften, die scheinbar der General-Trend der Saison sind, vermitteln sollen: Maskulines trifft auf weibliche Elemente. Zweites Thema, das sich auch schon in der laufenden Saison abzeichnet, ist die Formalwear, die gegen Sportswear gesetzt wird. Bailey setzt auf gut geschnittene Slim-Silhouette und bringt den Twist in die Entwürfe, indem er zum Beispiel den Samtkragen des Ulsters gegen einen Spitzenkragen austauscht. Oder er versieht Allover-T-Shirts und Hemden aus feinster Spitze mit Doppelungen oder Applikationen. Die Spitze ist raffiniert in Blumenmustern oder an Muster, die an afrikanische Sticktechniken erinnern, gewirkt, wohingegen Bailey bei den Prints eine Art "Giraffen Muster"-Druck aufgenommen hat, der auch auf Trenchs und Sakkos erscheint. Die parallel dazu vorgeführte Damen Pre-Collection zeigt an den Kleidern sogar noch stärker die Vielfalt von afrikanischen Mustern. Im Gegensatz zu den Schluppenblusen bei Gucci haben die Spitzenhemden aber eindeutige Schnitte von Herrenhemden oder kommen als Tanktops daher - nur das Material wirkt extrem verspielt. Transparenz wird immer gegen cleane Stoffe mit eindeutig maskuliner Oberfläche wie Chintz, Popeline oder Wollstoffe gesetzt. Mode-Urvater Gaultier wird sich freuen - er zeigte schon vor 35 Jahren Herrenhemden in Spitze.
Bilder: Burberry
Bilder: Burberry Die Farben der Spring-Summer 2016 Kollektion sind eher gedeckt und spielt nur mit wenigen Accessoires. Escarpin-Slipper mit bunten Tasseln und flache Laptoptaschen, die in zweifarbigem Leder als Begleiter dienen, setzten die Akzente. Farben blitzen wie bunte Smarties nur hier und da auf. Bei Burberry rechnet man mit einem überwiegend gedeckten Sommer, der mit Basicfarben der Menswear, wie Navy, Camel, Ochsenblut, viel Weiß und hier und da ein wenig Rot, spielt. Lange schmale Schals in Uni, Zebraprint oder abstrahierten Burberry-Check runden eine unaufgeregt Prorsum Kollektion ab, die nach flamboyanten Ausflügen der letzten Saisons sehr geerdet wirkt und mit dem Erfolgsrezept "Classic with a Twist" arbeitet.
Bild: Burberry Was man an der Burberry Kollektion gut sehen kann, ist, dass z.Zt. in der Menswear nach dem gesucht wird, was schließlich und endlich der Käufer konsumiert. Die weite Silhouette, die sich zu dieser Winterkollektion abzeichnete, schlägt noch nicht hundertprozentig durch und wird nur von den Avantgardisten vorangetrieben, während die bewährte schlankere Silhouette weiter gezeigt wird. Tendenziell löst luxuriöser Glamour im Spiel mit raffinierten Materialien den Rockstar Chic ab. Alltagssituationen und normales Leben werden plötzlich zu Kampagnenmotiven - keiner hat mehr Lust auf Jetset-Gehabe, das mit Jetset und neureiches Setting nichts zu tun hat. Die Mode wird "bourgeoiser" und intellektueller - ein Stil, für den das Haus Burberry mit seiner mehr als 150-jährigem Heritage bestens gewappnet ist ...
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