Beulchen

Es rummst im Wartezimmer. “Wieder einer”, bemerkt die fMFA trocken, “das ist das schöne Wetter.”
Nach einer kurzen Abcheck-Sekunde, vermutlich, ob Mama hinschaut, startet die Sirene auch schon, Marke “ich kann lauter als alle anderen”.
Wir warten.

Die Sirene klingt auf und ab, wie das Sirenen eben so tun, die Stimme der Mutter nimmt eher linear an Lautstärke zu. Schließlich erreicht die Sirene einen neuen Spitzenwert – untrügliches Zeichen, dass sich die Betreuungsperson vom Ort des Geschehens wegbewegt.
Die fMFA öffnet den Kühlschrank und legt sich das Coolpack zurecht.

Die Mutter kommt um die Ecke. “Da kommt niemand mal, oder?”, fragt sie.
“Können wir denn helfen?”, fragt die fMFA und hält ihr das Coolpack entgegen.
“Das ist doch eine Kinderarztpraxis, oder?”
Die fMFA nickt.
Die Mutter ergreift das Coolpack, betastet es prüfend, hebt die Augenbrauen.
“Aber die Arnica-Globuli, die können Sie dann mal noch bringen.”
Und verschwindet Richtung Drama.

Minuten später sehe ich den verweinten Manuel Friedreich (nein, das ist nicht der Nachname) im Untersuchungszimmer. Eigentlich ging´s um eine FSME-Impfung, die er – völlig adrenalingetränkt – ohne Zucken wegsteckt. Das Beulchen auf der Stirn musste ich suchen. Rot war der Kopf sowieso.


Einsortiert unter:praxissachen Tagged: arzthelferin, eltern, erste hilfe, MFA, praxis
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