Anna

There’s No Business Like Blog Business

Während meinen ersten Gehversuchen als Blogger konnte man nicht ans Geldverdienen oder Goodies einzuheimsen denken. Zumindest habe ich damals nicht im Traum an die heutigen finanziellen Möglichkeiten des Bloggens gedacht. Der Spass an der Sache, seine Meinung kundtun, Dinge zu teilen standen und stehen noch immer im Vordergrund. Ich empfand das Bloggen als die “gesunde” Alternative zu etablierten Printmedien, wo der Blogger, als die vertraute und unabhängige Person, die Nähe zu den Lesern und damit auch eine Interaktion mit den Lesern sucht.

Heute, knapp sechs Jahre später, will ich diesen naiven Gedanken beibehalten und am Bloggen Spass haben so lange es geht. Das Geld verdienen ist nachrangig, da man als Blogger auf einem Drahtseil zwischen eigenem und bezahltem Content steht.

Mein eigener Content ist Dreh und Angelpunkt, das Herzstück. Wie ordnet man nun bezahlten Content ein? Manipulation, Blick auf etwas interessantes Lenken, Werbefläche oder Lebensunterhalt für den Blogger? Wenn es der Lebensunterhalt sein soll, wie kann man also die Balance zwischen eigenem und bezahltem Content wahren? Darüber habe ich lange nachgedacht und egal wie ich es drehe und wende, glaube ich nicht, dass das möglich ist. Ich denke hier an folgendes Beispiel: es herrscht eine Durststrecke an bezahltem Contentmöglichkeiten, Miete kann nicht ohne Weiteres bezahlt werden, wie reagiert man auf ein Angebot, das man weniger gut findet? Nimmt man das Angebot an und schreibt darüber, bezahlt seine Miete und gut ist? Wahrscheinlich ja! Ist das nun richtig? Das muss jeder selbst beantworten, jedoch ist man wieder nicht weit von den Printmedien entfernt: wer zahlt der kriegt! Und umso fragwürdiger wird es, wenn man bedenkt, dass das Bloggen intimer und persönlicher ist als z.B. eine Vogue oder Glamour.
Wie würde man auf eine Freundin reagieren, die beim wöchentlichen Tratsch allen von einer neuen tollen Creme erzählt, die sie in Wirklichkeit weniger toll findet und fürs Anwerben Geld bekommt?

Das Argument, dass das Bloggen an sich Zeit und Ressourcen kostet und das irgendwie bezahlt werden muss inklusive eigenen Lebenskosten, betrachte ich ebenfalls mit einem kritischen Auge. Die Zeit hat mir gezeigt, dass man als Stimme mit einer größer werdenden Leserschaft auch mehr und mehr Verantwortung trägt. Daher ist es nicht so einfach zu sagen: ich habe für Marke X geworben, weil ich Miete zahlen muss. Der Gedanke, dass eine Teenagerin mit knappen Budget sich dann Marke X kauft aufgrund meines Artikels ist nicht gerade Balsam für die Seele.
Es ist eben etwas anderes, wenn man etwas bewirbt, das man selbst gekauft hat und toll findet und ein anderer es total schlecht, als das man selbst weniger Tolles bewirbt.
Unabhängig davon: ich warte immer noch auf die Blogger, die sich trauen den Content von den eigenen Lesern bezahlen zu lassen… (keine Sorge, ich werde nicht diejenige sein).

Seit ich bewußt kritischer am Blog schreibe, haben anscheinend immer mehr Firmen Angst vor meiner kritischen Stimme, wodurch die Anzahl an Anfragen sich reduziert hat. Was ich sehr schade finde, denn eine selbstbewußte Firma, die zu ihren Produkten steht, sollte Kritik als Verbesserungspotential aufnehmen und nicht alles tun, um diese zu kaschieren. Jedenfalls werde ich nicht diejenige sein, die einknickt und sich Lobhudelei aneignen muss.
Es gibt aber auch positive Reaktionen, wo sich Firmen bei mir für den Input bedanken und an ihren Produkten Verbesserungen vornehmen.
Vor einiger Zeit war ich auf einem Event eingeladen und plauderte mit ein paar Bloggern und Journalisten aus den Printmedien. Ich treffe sie oft auf auf den gleichen Events, man kennst sich und tauscht sich gerne aus. Wenn Ihr Euch noch an meinen Beach Waves Bericht erinnert, wisst ihr, dass ich keine sehr gute Meinung dazu habe. Eine Journalistin kam beim einem dieser Events zu mir und bedankte sich, dass ich so ehrlich darüber geschrieben habe. Sie musste das Treatment in der Zeitschrift in die Höhe loben, da es bezahlt war. Nicht anders ist es wohl beim Bloggen geworden leider…

Ich habe leider kein Patentrezept für guten und ehrlichen Journalismus: heute stehen alle Contentlieferanten im Wettstreit nach den exklusivsten und lautesten Artikeln, um mehr Leser anzulocken. Jeder Lieferant ist einen Klick entfernt, ehrliches und nachhaltiges Schreiben gerät immer mehr in den Hintergrund. Die Zeitung bzw. Artikel müssen quasi jeden Tag aufs neue verkauft werden. Es lohnt sich nicht über einen längeren Zeitraum zu recherchieren und fundierter zu schreiben. Wir haben die Errungenschaft des klassischen Abonnements verworfen: man zahlt für guten Journalismus langfristig und Journalisten können nachhaltiger bzw. ehrlicher schreiben. Schließlich erwarten die Leser langfristig Qualität und nicht Sensation oder Werbetexte.

Um nicht einfach nur Kritik auszuüben, verfolge ich seit längerem folgende Leitlinien:

  • keine Bannerwerbung: ist lästig und hat null Informationsgehalt und ist superschlecht bezahlt
  • ich betreibe den Blog nur solange ich unabhängig davon leben kann
  • Ausnahme wäre: ich werde so berühmt, dass alle Firmen mit mir kooperieren wollen und mir keine Schranken gesetzt werden (a la Chiara Ferragni)
  • Kooperationen gehe ich nur dann ein, wenn ich einen Mehrwert für die Leser sehe, das ich guten Gewissens auch vertreten kann
  • Gesponsorte Artikel werden nie über 10% des gesamten Bloginhaltes übersteigen

Zum Abschluss will ich Euch noch das dazu passende Interview auf Horstson mit den wunderbaren Modepilotinnen empfehlen, die ihre Seite gerade neu gelauncht haben.

© www.mangobluete.com

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