Erste Schritte zum Weinkenner

Gleich vorweg: „Weinkenner“ werden ist ein höchst dehnbarer Begriff. Manche setzen sich ein Leben lang mit der Thematik auseinander und insofern sind das Wissen, die Erfahrungen und der Zugang ein völlig anderer.

Und doch sind gewisse Basics von höherem Wert als die letztendlichen Details, welche freilich ins Endlose ausgebreitet und vertieft werden können. Gerade im Umgang mit Menschen eignet man sich auch bei minimalem Zeitaufwand und selbst bei persönlichem Desinteresse einen gewissen „gesellschaftlichen Mehrwert“ an, indem man zumindest als Gesprächspartner auf die Basics aufbauen kann. Wer aber komplett danebensteht, kann sich auch weniger gut verkaufen als möglich.

Als Weinkenner eröffnet man neutrale Gesprächsthemen, lockert vielleicht schwierige Gesprächsrunden auf durchgängig gesellschaftlich respektierte Weise auf und nimmt dabei gewiss mehr Niveau für sich in Anspruch als mit typischen „Stammtisch-Themen“.

So weit, so gut – aber auf welche Weise wird die Auseinandersetzung mit dem Getränk nun effizient? Mit auserwählten Basics zumindest als Einstieg, lautet die Antwort. Nicht wenige sind letztlich geneigt, sich in der Folge noch tieferes Wissen anzueignen und auch in der Freizeit das Thema, in welcher Form auch immer, aufzugreifen.

Auch darüber wird der angehende Weinkenner motiviert werden, denn es eröffnen sich tatsächlich ganz neue Alternativen – ob bei der Urlaubsplanung oder im Kennenlernen Gleichgesinnter.

Was weiß eigentlich ein Weinkenner?

Dumm gefragt ist halb gewonnen, denn für völlige Outsider ein berechtigtes Anliegen: Wer selber nichts weiß über die Fülle an Inhalten rund um’s Thema, kann auch die Definition des „Weinkenners“ nicht wirklich erahnen. Es gibt wie angesprochen gewisse Basics und vertieftes Wissen. Für Deutsche richtet sich dieses Basiswissen freilich an den beheimateten Regionen aus.

Umrissen werden die „Basics“ mit der Einordnung von Qualitätskriterien, hiesigen Weinanbaugebieten, Rebsorten aus diesen Gebieten, Mindestinhalte des Etiketts, vor allem die Symbiose mit dem Kulinarischen, der Einflüsse von Wein auf die Gesundheit und wie man sich stilistisch bei Tisch verhält.

Sich damit als Weinkenner einen Ruf zu machen, wäre auch noch leicht „verfrüht“ – der wirkliche Insider erkennt zwar nur Grundsatzwissen, aber erkennt Interesse, kann sich mit dem Gastgeber identifizieren und wird sogar motiviert, näheres zu berichten.

Es kann der Einstieg in angenehme Gespräche mit inhaltlichem Mehrwert bedeuten. Doch dazu später mehr, diese hierzu notwendigen Basics lassen sich rasch und effizient verinnerlichen und zeigen auf, wie viel Spielraum für vertiefte Kenntnisse verbleibt.

Basics eines Weinkenners

Die Qualitätskriterien von Weinen sind in vier, wie folgt aufsteigende, Stufen zu teilen: Der Tafelwein gilt als Unterstufe, mag auch der Name eine Angemessenheit mit einer feinen Tafelrunde indizieren. Es folgt in der Wertigkeit der Landwein als eine bereits weniger gängige Bezeichnung im Supermarkt. Seine Etikettierung erlaubt nach geltendem EU-Recht nunmehr auch die Angabe der Rebsorten und Jahrgang.

An höchster Stelle verbleiben noch Qualitätsweine mit Angabe bestimmter Anbaugebiete und Qualitätsweine mit Prädikat (je als Q.b.A. und Q.m.P. deklariert). Wie man hier sieht, lässt sich diese Information zwar einfach verinnerlichen, aber was sie jeweils bedeutet, kann nur mit vorheriger Auseinandersetzung ermittelt werden. Man sollte grob die Begriffe und so ermittelte „Rangordnung“ kennen.

Deutschlands Weinanbaugebieten umfassen mittlerweile 13 Gebiete, ein Anstieg resultiert aus der Wende. Zu den Rebsorten gäbe es viel zu wissen, wenngleich natürlich mit den wichtigsten Sorten die meisten hiesigen Weine abgedeckt sind.

Es handelt sich um Riesling, Silvaner und Müller-Thurgau beim Weißwein und um Dornfelder, Portugieser und Spätburgunder beim Rotwein. Die meisten sind ohnehin jedem schon beiläufig bekannt. Der Begriff „Verschnitt“, also das Mischen mehrerer Rebsorten, wurde in „Cuvée“ umbenannt. Dieses Mischen ist nicht unüblich und bringt interessante Ergebnisse. Dazu ist die Angabe vom Jahrgang häufig am Etikett, hier sind Mischungen selten. Rebsorten und Anbaugebiete müssen nicht zwingend am Etikett ablesbar sein.

Beim Wein im Zusammenspiel mit einem Menü kann man sich als Gastgeber ganz gut verkaufen, denn erlaubt ist aktuell so ziemlich alles. Es soll nach außen ein Zusammenhang in der Charakteristik erzeugt werden, sei es vom Ursprung her oder in der Optik. Eine bestimmte Symbiose kann auch als innovativ präsentiert werden.

Außerhalb dieser eher emotional zu begründenden Symbiose liegen etwa Hühnerfrikassee mit Rotwein oder umgekehrt Weißwein und Wild – man erkennt an diesem Grundsatz eine riesige Palette an Möglichkeiten, wie diese Harmonie hergestellt werden kann. Für denjenigen, der sich schon mittelmäßiges Wissen angeeignet hat, ergeben sich aber bessere „Richtlinien“.

Bei Tisch kann und soll man den Wein in eine kleine „Zeremonie“ einpacken. Traditionell sind das bei entspannter, ruhiger Atmosphäre ein paar kleine Schritte, die letztlich eine Aufwertung des gesamten Ablaufs darstellen: Das berühmte Schnuppern am Wein – um eventuell Geruch des Korkens festzustellen. Dann ein bewusstes Nippen am Wein – hier soll sichergestellt werden, dass nach kurzem „Schmeckvorgang“ im Mund auch kein unliebsamer Nachgeschmack vorhanden ist.

Wer wissen möchte, um welchen Nachgeschmack es sich dabei eigentlich handelt, der kann nur in den Fachhandel gehen und eventuell durch aktive Verköstigung lernen. Beschrieben wird dieser Teint als „muffig“, was freilich wieder Geschmackssache bedeuten kann.

Weine und Gesundheit – hier kursieren teils auch Ammenmärchen und Gerüchte. Nach der hinter uns liegenden Glycol-Phase in den 80ern kann man sich als Richtschnur ein Viertel pro Tag beim Rotwein merken. Das soll aufgrund der Polyphenole vor Herzerkrankungen schützen.

Diese Grundinformation ist nun Basis für den eigentlichen Weinkenner. Es ist heutzutage nicht als typisch zu betrachten, wenn gerade jüngere Menschen diese Basics in ihren Auftritt integrieren. Insofern kann man sich bereits auf diese Weise als niveauvoller darstellen.

Der Fortgeschrittene Weinkenner

Auch näheres Wissen ist zu unterteilen. Ein richtiger Spezialist hebt sich auch von demjenigen noch ab, der als Fortgeschrittener zu den genannten Kenntnissen Vertiefungen aufweist. Das wäre beim Ersteren hinsichtlich Qualität weitere Kriterien zu den rein gesetzlich erforderlichen, nämlich die Typenbezeichnungen und bei den Anbaugebieten in Deutschland die Kenntnis von Details wie Größe oder seit wann sie als solche bestehen.

Bei den Rebsorten weiß der mittelmäßige Kenner, von wo welche stammt. Die Kenntnis der gesamten gesetzlichen Anforderungen an ein Etikett ist aber hier schon unerlässlich. Das sind die Höhe des Alkoholgehalts, der Sinn des Kürzels betreffend die Qualität – etwa bei „Q.b.A.“ welche auch zwingend die amtliche Prüfnummer erfordert, Menge und Abfüller.

Der mittelmäßige Weinkenner präsentiert sich zu Tisch mit Einhaltung folgender Richtlinien:

Scharfe Gerichte sollten mit fruchtigen Weinen und hohem Aromagehalt bereichert werden.

Es ist klar, dass der Fachhandel, hierzu viel zu sagen und empfehlen hat.

Mit einem Riesling liegt man aber auch auf der sicheren Seite. Stark angebratenes, rotes Fleisch wird mit ebenso „kräftigen“ Rotweinen ergänzt. Edelsüße Weine harmonisieren mit Desserts. Es versteht sich, die beim Kochen verwendeten Weine nicht anzubieten.

Zum Thema Gesundheit weiß der Fortgeschrittene, dass neue Erkenntnisse auch Weißweine positive Wirkung auf die Gesundheit zuzusprechen sein sollen. Und zwar auf das Herz-Kreislauf-System. Wissenschaftlich begründet sind diese Aussagen allerdings nicht.

Man sollte auch wissen, dass – egal ob Rot-oder Weißwein – der Europäische Gerichtshof bereits genau recherchiert hat. Weine mit einem höheren Gehalt von 1,2 Alkoholgehalt überwiegen bei der Abschätzung mit negativem Effekt, so dass einem Winzer die Bezeichnung als „bekömmlich“ untersagt wurde.

Die wissenschaftlichen Untersuchungen auf die Auswirkungen sind nämlich – trotz intensiver Bemühungen – nicht ausreichend fundiert. Belegt ist nur die Schädlichkeit von Alkohol.

Mit diesem Schatz an Wissen manövriert man sich bereits zum „Fortgeschrittenen“. Wie die Vertiefung für wahre Profis auszusehen hat, kann man sich nun vorstellen – das richtige Einschätzen von bestimmten Sorten, Detailkenntnisse über unsere Anbaugebiete und freilich der Geschmack eines jeden Produkts sind ebenfalls nur ein Teil der möglichen Inhalte.

Man erahnt, wie viel es noch zu erfahren und schmecken gilt, wenn man erst das internationale Parkett des Weines betritt. Alleine Frankreich bietet unzählige Sorten an. Der wahre Insider kennt auch die Anbaugebiete persönlich, den Fachhandel vor Ort und anderswo, trifft sich mit Gleichgesinnten und war bereits in jedem Weinkeller, der als traditionsreich gilt. Das setzt allerdings wahres Interesse und Detailliebe voraus und nicht jeder entdeckt darin seine Freizeitbeschäftigung.

No-Go´s bei der Weinverkostung

Ob als Gastgeber zuhause oder im Restaurant gilt es immer als Grund für Reklamationen, wenn ein Kork- oder Essig-Stich zu schmecken ist. Es ist auch Schimmelbildung am Korken möglich, auch hier wird selbstredend umgetauscht.

Außerdem muss die Temperatur angemessen sein: Weißweine müssen kalt und Rotweine wärmer serviert werden. Wer hier unsicher ist, muss das Ausmaß selber bei Gelegenheit erfühlen können um später adäquate Einschätzungen treffen zu können.

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