Ich weiß, was ich nicht weiß.

Mein erstes Semester von sechs im zweiten Bildungsweg ist fast vorbei. Es dauert noch ein weiteres, bis der wirklich ernste Shit anfängt, das mit den Punkte sammeln und anstrengen, ich weiß nicht mal, ob ich es bis dahin schaffe, trotzdem habe ich bisher eine ganze Menge gelernt.

Zum Beispiel, dass Menschen sind wie wie sind (diese leere Phrase, die jeder kennt, aber nicht immer versteht), dass ich mit ihnen und ihre völlig gegensätzlichen Meinungen aneinandergeraten kann, ohne danach das Gefühl zu habe, ich hätte irgendwas verloren. Sie sind wie sie sind. Es ist gut, das zu wissen.

Oder auch, dass die kleinen Puzzlestücke aus den vergangenen Jahre, diesdas, was man so lernt unterwegs in der Schulzeit, neu zusammengesetzt werden und ein großes, tolles faszinierendes Ganzes ergeben können. (Biologie! Mathe! It’s so fluffly! And interesting!)

Als ich vor nicht mal einem halben Jahr dort begonnen habe, war ich fest überzeugt, dass ich mein Abitur machen, (“überzeugt” versteht sich rein theoretisch), eine Ausbildung zur Buchhändlerin absolvieren und dann zusammen mit dem Kerl meinen eigenen Laden eröffnen werde. Da rüttelte nichts und niemand dran – außer mir selbst. Irgendwann dachte ich nämlich darüber nach, vielleicht doch zu studieren,wenn ich dann schon so ein nützliches Abitur habe, auch wenn mir das zukunftstechnisch nicht sonderlich entgegenkäme – denn was und zu welchem Abschluss und was mache ich damit? Ich würde gerne Geschichte studieren und Geld dafür bekommen, das wäre großartig. Bittedanke, Wunschfee, ich überweise auf’s übliche Konto. Dann hat aber das Geschichtsstudiumsengelchen sein Gesicht verändert und wurde zu einem AlleswissendieserWeltinmichhineinschiebenteufelchen, das dann weiterwuchs zu einem OhTextesindsuperKorrekturensindsupergebtmiralldieWörterdämönchen.

Es macht mich vermutlich immer noch glücklich, Menschen Bücher zu verkaufen, Bücher zu atmen und mich von ihnen bepuscheln zu lassen. Wissenserwerb und Sprache, Texte korrigieren und Leuten etwas so erklären, dass ihr Gesicht mit tausend Verständnisglühbirnen auflechtet, machen aber gleichzeitg auch so einen witzen Brausepulvereffekt in meinem Hirn. Am liebsten würde ich Geschichte studieren, nebenher in einem Buchladen arbeiten und als Lektorin ein paar zusätzliche Brötchen verdienen. Was ich aber ganz sicher weiß: ich bin kein Mensch, der morgens um 6 aufsteht, irgendwo hinfährt, dort acht Stunden seine Arbeit tut, um wieder nach Hause zu fahren und die Kinder ins Bett zu bringen. Ich will Platz zum Atmen und zum Lernen und ich will meinen Freiraum. Ich will selbst bestimmen, wie ich meine Arbeit einteile oder auch nicht. In drei Jahren, wenn ich mich Abi habe (hoffentlich™), kann das auch ganz anders sein (aber das ist eher unwahrscheinlich).

Der Kerl sagte mir mal, ich sei ein Mensch für einen akademischen Weg. Für ein Studium und eine selbstbestimmte Tätigkeit, eine Selbstständigkeit im wahrsten Sinne. Er hat mal wieder recht. Und ich lese unter anderem Blogs wie den von Anke Groener, die auf ihr Bauchgefühl gehört hat und immer noch hört, und etwas tut, dass sie rundum zufriedenstellt. Das will ich auch. Genau das. Eine täglich Vorfreude auf das, was mich erwartet. Ist das zu viel verlangt? Sollte das nicht eigentlich immer so sein?

Manchmal ist es viel besser, zu wissen, was man auf keinen Fall will, als sich auf einen Weg festzulegen.


Einsortiert unter:Dingens in Selbstfindung, Gedachtes Tagged: 2013, Abitur, ich mache meine Pubertät auch noch mal auf dem zweiten Bildungsweg nach, Zukunftsplanung
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