Südamerikanische Extravaganz
In Sachen Schuhdesign sieht es in Deutschland ja leider ziemlich Grau aus, besonders natürlich für die Herren der Schöpfung. Ich habe mich schon immer gefragt, warum es hier nur so eine kleine Auswahl an Designerschuhen gibt, und sei es nur als Ergänzung zu den Klamotten. Fakt ist, dass das Schuhmacher-Handwerk hier nicht Teil der Ausbildung zum Modedesigner ist. Entweder man entscheidet sich für Modedesign und bleibt beim Kleidungsentwurf, oder man geht ins Handwerk und lernt tatsächlich Schuhmacher.
In Argentinien, wo ich die letzten zwei Monate verbringen durfte, läuft das anders ab. Hier haben die meisten Modedesigner, zusätzlich zu ihrer Kleidungskollektion, auch noch eine eigene Schuhkollektionen. Es scheint so, als würde es hier in Argentinien mehr kleine und mittelgroße Schuhlabels geben als bei uns. Wie ich hörte, ist Schuhdesign hier auch Teil des Modestudiums, was ich absolut vernünftig finde.
Wie Ihr wisst, habe ich den totalen Schuhtick und das große Angebot hier ist für mich natürlich ein wahrer Traum. Es gibt sogar eine ganze Reihe an Designern, die sich speziell auf außergewöhnliche Männerschuhe spezialisieren. Hier komme ich total auf meine Kosten. Und das Schöne ist auch, dass der Stil hier doch recht anders ist als in Europa. Das liegt vor allem daran, dass es hier wenig europäische Labels gibt. So sind die Designer freier vom „Trend-Druck“. Heute stelle ich Euch ein paar meiner Lieblings-Labels aus Argentinien vor.
Anfangen möchte ich mit Lucas Sanchez, einem der ersten jungen Designer, die ich hier bereits vor ein paar Jahren entdeckt habe. Man begegnet ihm hier noch recht häufig, weil er seine Schuhe oft für die Modenschauen der lokalen Modedesigner zur Verfügung stellt, bzw. auch speziell passende Modelle für die Schauen entwirft. Sein Stil ist extrovertiert und auffällig. Das ist sehr ungewöhnlich für die ansonsten eher schlichte Männermode in Argentinien.
Alle Fotos © Lucas Sanchez
Ohne Scheu greift er zu Hochglanzleder in Rosa, Hellblau oder Metallic Orange. In seinen Kollektionen findet man, insbesondere im Sommer, auch viele außergewöhnliche Sandalen. Eines haben die Schuhe alle gemeinsam: ziemlich dicke Sohlen, oft auch mit gemusterten Texturen. Auffallend schön!
Hinter Masklo versteckt sich ein junger Herr, der mit seiner Abschlusskollektion einen renommierten Preis in Mailand gewonnen hat. Mithilfe des Preisgeldes ermöglichte er die teure Produktion seiner Sandalen. Die Qualität ist wirklich toll. Die Schuhe sind bequem und das Leder extrem weich, was ich bei Sandalen sehr wichtig finde.
Alle Fotos © Masklo
Zwischen den schwarzen Modellen finden sich auch Schuhe mit Farben und Muster, die die Kollektion abwechslungsreich machen. Besonders gespannt bin ich auf die neue Winterkollektion, auf die ich in seinem Atelier bereits einen Blick erhaschen konnte.
Bei Terán geht es in Sachen Form, Material und Farbe weitaus weniger wild zu, dafür aber nicht weniger individuell und interessant. Die aktuelle Kollektion beinhaltet klassische Halbschuh- und Segelschuhformen in schönen Farben und Kombinationen.
Alle Fotos © Terán
Die Qualität ist hier auch wieder auffällig gut. Die Argentinier wissen gutes Leder und eine gute Verarbeitung einfach zu schätzen.
Besonders exzentrisch sind die Schuhmodelle von Terrible Enfant. Das Konzept ist eindeutig und macht Spaß: traditionelle, elegante Herrenschuhe mit außergewöhnlichen Mustern, Farben und Details. Ob Wolkenprints, Perlmuttgold, buntes Velour oder schwarzer Hochglanzlack – alles ist möglich in der Welt von Terrible Enfant.
Alle Fotos © Terrible Enfant
Ich hoffe, ich konnte Euch mit meiner Auswahl einen guten Einblick in die Welt der jungen argentinischen Schuhdesigner geben. Wäre toll, wenn sich der eine oder andere Mode- oder Schuhdesigner aus Deutschland von den hier vorgestellten Labels inspirieren lassen würde.
Der Artikel Südamerikanische Extravaganz erschien als erstes auf Two for Fashion - Das OTTO-Fashion-Blog.
