Pfirsichkuchen


Ich habe ja eine wahnsinnig große Familie. Und wenn man mich dann fragt, wie groß genau sie denn wäre, muss ich jedes mal nachzählen. Meine Mama hat zwei Schwestern und fünf Brüder und mein Papa hat zwei Brüder und drei Schwestern. Sind also sage und schreibe fünf Tanten und sieben Onkel. Das bekomme ich noch zusammen, aber bei den Cousinen und Cousins muss ich leider aussteigen. Das liegt wohl daran, dass ich den größten Teil gar nicht kenne bzw. wir uns noch nie getroffen haben.
Und nun überlege ich gerade, ob ich euch erzähle, wie es dazu kam und ob ich etwas aus meinen Familienchroniken preisgebe. Denn die Geschichte ist schon etwas traurig (also jetzt nicht tieftraurig - die Taschentücher können liegen bleiben) und schließlich ist das hier ein (Food-)Blog, der ja Freude bereiten soll.
Nach also langem innerlichen Hin- und Her und zigmaligen Drücken der Löschtaste, habe ich mich denn doch dazu entschlossen. Denn schließlich ist es keine Sache, die einem ungenehm sein muss und für mich ist es auch mal schön, dies einfach mal niederzuschreiben.


Meine Eltern sind Anfang der 80er als sogenannte Boatpeople in einem kleinen Fischerboot aus Vietnam auf's offene Meer geflüchtet. Meine Mama war mit mir schwanger und mein Papa war aus dem Umerziehungslager entkommen. Zwei Brüder meiner Mutter, ein Bruder meines Vater, ein Cousin von mir und etliche andere Vietnamesen kamen mit. Und so wie sie haben es die anderen Geschwister meiner Eltern ebenfalls gemacht. Während wir von der Cap Anamur (Deutsche Notärzte e. V.) gerettet worden sind und in Deutschland landeten, kamen meine anderen Verwandten über andere Aufanglager oder die Rettung durch Schiffe anderer Nationen nach Australien oder in die USA. Und so kommt es, dass meine Familie über die Welt verstreut ist. Und da meine Eltern während meiner Kindheit nie so richtig viel Geld hatten, konnten wir uns auch nicht die Flüge leisten, so dass meine Eltern ihre Geschwister zum Teil erst nach 10-20 Jahren das erste mal sahen. Abgesehen mal davon bedurfte es auch seine Zeit, um herauszufinden, ob und wo denn alle anderen untergekommen waren. Zwar hielten meine Eltern stets den Kontakt zu ihren Geschwistern, aber die Generation danach, sprich meine Generation, wissen zum Teil garnichts voneinander. Nun sind wir alle erwachsen, alle haben ihr eigenes Leben und einige haben ihre eigenen Familien. Da liegt es eben nicht nahe, so mal eben um die halbe Welt zu reisen, und unbekannte Verwandtschaft zu besuchen, zumindest hat das keine Priorität bei der Urlaubsplanung.


Wie schön war es da, als letzte Woche meine Cousine und meine Cousin aus Australien auf ihrer Europatour drei Tage bei uns Hamburg verbracht haben. Meine Mama hat mal wieder eines ihrer tollen Grillpartys veranstaltet und ich hab es mir nicht nehmen lassen, Kuchen* mitzubringen, nur ein kleinen, weil ich noch einige Bánh Bía aus dem Gefrierfach mitbrachte, und ich wusste, dass meine Mama noch das eine oder andere Dessert parat haben wird. Und ich hab festgestellt, dass an dem Sprichwort "Blut ist dicker als Wasser" irgendwie etwas dran ist. Denn wir waren uns so ungefähr eine halbe Stunde fremd, aber dann waren wir alle so vertraut miteinander, dass wir total vergaßen, dass wir uns ja gerade eben das erste mal getroffen haben. Wir haben alle ähnliche Berufe gelernt, teilen die gleiche Leidenschaft für's Essen und ich mit meiner Cousine auch die Begeisterung für's Fotografieren. Wir haben beide zusammen ewig lange diesen Kuchen fotografiert (das Schooting fand auf der alten Gartenbank meiner Eltern neben einer knallroten Wand statt), Kameras ausgestauscht und uns über das Fotografieren an sich unterhalten. Ich war richtig traurig, dass wir uns nur für so wenige Tage hatten, aber der nächste Urlaub ist, zumindest im Kopf, in Australien geplant.


Für einen Kuchen mit einen Durchmesser von 18 cm benötigt man:
  • 1 Ei
  • 80 g Mehl
  • 20 g Speisestärke
  • 3 g Weinsteinbackpulver
  • 75 g Joghurt
  • 30 g Öl
  • 50 g 1 EL Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 4-5 Weinbergpfirsiche
  • 20 g Butter
  • eine handvoll gehobelte Mandeln

Zubereitung:
  1. Den Ofen auf 180° C vorheizen.
  2. Mehl, Speisestärke, Backpulver, Zucker und Salz mischen.
  3. Ei, Öl und Joghurt gut miteinander verquirlen und zu den trockenen Zutaten geben. Alles zu einem glatten Teig verarbeiten.
  4. Eine kleine Springform (Ø 18 cm) fetten und mit Mehl ausstreuen. Den Teig einfüllen.
  5. Pfirische entkernen, schälen (wenn die Pfirsiche schön reif sind, kann man die Schale einfach abziehen) und achteln.
  6. Den Teig mit den Pfirsichspalten belegen, mit Zucker und gehobelten Mandeln bestreuen. Anschließend Butterflocken drauf verteilen.
  7. Ca. 25-30 Minuten backen (Stäbchenprobe).

*der Rührteig ist inspiriert durch Sia's Familienrezept (hier), ich hab ihn etwas abgeändert.
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