Cornelia

Oberflächlichkeit vs. Oberflächlichkeit oder: Gehate beim Shopping Queen Fashion Blogger Special


Ein paar liebe Bloggerkollegen – Foto geklaut von Vicky :*

Ich hatte ja schon des Öfteren einen solchen Post getippt und ihn dann doch nicht veröffentlicht. Warum? Ich bin eher ein harmoniesüchtiger Mensch und kann Konfrontation nicht leiden. Diskussion – ja, aber Streit tut mir in der Seele weh. Aber soll ich euch mal ganz ehrlich was sagen? Dieses unsägliche Gehate im Internet geht mir sowas von auf den Geist. Echt! Zum Haare raufen ist das! Glücklicherweise scheine ich in der Blogosphäre ein so kleiner Fisch zu sein, dass das kaum jemanden juckt, was ich tue, und polarisiere offenbar auch nicht. Also habe ich persönlich bisher kaum etwas abbekommen. Aber manchmal kommt mir echt die Galle hoch.
Anlass diesmal: Modebloggerwoche bei Shopping Queen. Ein durchaus weltbewegendes Thema, wie es den Anschein hat (ja, das war Sarkasmus). Glaubt ihr nicht? Ha, ich dachte es auch nicht. Aber lest selbst…

Ich weiß ja, dass wir Modebloggerinnen sowieso schon keinen guten Ruf weghaben – wir würden uns für Spezialisten auf einem Fachgebiet halten, das wir nicht erlernt haben (also ich kenne niemanden der sowas von sich behauptet…), wären nur dumme Püppchen ohne ein richtiges Leben und würden sich von Mami und Papi bzw. von diversen Firmen sponsern lassen. Eine eigene Meinung haben wir auch nicht und unser Content ist ohnehin nicht den Server wert, auf dem er liegt. Modebloggern ist es quasi per Definition verboten, intelligent und nicht oberflächlich zu sein. Dass das in meinen Augen nur Klischees sind, muss ich glaube ich nicht breit treten und das wisst ihr doch auch selbst, liebe Hater, oder?

Nun zum eigentlichen Thema. Ich kenne drei der Kandidaten schon länger persönlich und kann nur sagen, dass ich sie alle als nette, liebe Menschen kennengelernt habe. Nun scrollte ich gestern Abend nichtsahnend durch meinen Instagram-Feed, als ich an Riccis Video-Antwort auf wohl einen ganzen Haufen an Hater-Kommentaren hängen geblieben bin. Eine andere Instagrammerin verwies mich dann auf die Facebook-Seite von Shopping Queen, auf der sich seit drei Tagen diverse User – sorry – das Maul zerreißen. Und das ist noch sowas von untertrieben. Respekt, ihr Lieben Bloggerkollegen/innen, dass das offenbar so spurlos an euch vorbeigeht. Ich bin nicht mal betroffen und brodele schon. (Ich vermute mal stark, dass es gegen sämtliche existierenden Copyright-, Urheberrechts- und Datenschutzrichtlinien verstoßen würde, wenn ich ein paar der Kommentare hier posten würde, daher müsst ihr kurz selbst die korrekte Facebook-Seite von Shopping Queen ausfindig machen und die Kommentare unter den letzten paar Posts lesen. Das kriegt ihr hin, oder? Dafür müsst ihr die Seite dort nicht mal “liken”. Lest doch bitte einfach zwei, drei Statements, dann seid ihr wahrscheinlich eh bedient…)

Um mitreden zu können, habe ich mir die drei schon ausgestrahlten Folgen eben einmal angeschaut. Und siehe da – ich finde, meine Münchner Bloggerkollegen kommen größtenteils so rüber, wie ich sie kennengelernt habe. Vielleicht wirkt es auf Außenstehende in der Tat etwas befremdlich, wenn mit Begriffen wie #ootd, Selfie und Co. um sich geschmissen wird. Aber keine Sorge, Blogger sind dennoch ganz normale Menschen – stubenrein, pflegeleicht und Gassi führen muss man sie auch nicht. Natürlich wirkt es auch erst einmal dezent dekadent, wenn man als erste Impression von der Kamera ein meterhohes, prall gefülltes Schuhregal entgegengeschleudert bekommt, anstatt die Küche zu filmen. Aber am Rande bemerkt: Was jeder von den fünfen mit seinem Geld anstellt, ist ja deren Sache, nicht? Ich meinerseits finde es eher erschreckend oberflächlich, jemandem Oberflächlichkeit aufgrund seines Aussehens und seines Hobbies oder Berufs zu unterstellen. Leichte Ironie, nicht wahr? Die meisten Blogger, die ich kenne, studieren übrigens oder haben studiert. Denen ein weltfremdes Denken vorzuwerfen, nur weil sie sich zusätzlich für etwas anderes als Politik, Wirtschaft, Kultur oder Ähnliches interessieren, halte ich für vollkommen unüberlegt.

Erkenntnis Nummer 1: Ein bisschen Rechnerei
Ich habe schon mit mehreren Leuten darüber diskutiert, die an einer Fernsehsendung teilgenommen haben: Wie realitätsnah ist das Endergebnis noch? Alternativ kann man sich auch mal die ein oder andere Folge von Fernsehkritik.tv reinziehen. Fakt ist: Gedreht wird einen ganzen Tag lang, das Endergebnis ist nur 45 Minuten lang. Dabei muss auch beachtet werden, dass (mindestens?) zwei Kamerateams unterwegs sind (eines, das die Shopperinnen begleitet und eines, das “zu Hause” bleibt). Ergo werden wohl bei geschätzten 10 Drehstunden pro Tag ca. 1200 Minuten Videomaterial gefilmt. Zur Erinnerung: Davon bleiben 45 Minuten übrig. Das sind sage und schreibe 3,75 Prozent.
Über 95% des gefilmten Materials schafft es also nicht auf unsere Monitore. Hinzu kommt, dass die Teilnehmer sicher a) aufgeregt und b) total übermüdet sind angesichts der eventuell schon vorangegangenen Drehtage. Ich weiß ja nicht, wie ihr euch so eine Fernsehproduktion vorstellt, aber Phil und ich sind mit ein bisschen Urlaubsfilmerei schon mehr als ausgelastet und drehen vielleicht zwei Stündchen pro Tag.
Fazit: Ich würde an eurer Stelle nie, nie, niemals jemanden anhand seines Auftretens im Fernsehen beurteilen. Nie. Übrigens finde ich generell, dass man jemanden überhaupt erst dann beurteilen sollte, wenn man sich einmal länger mit der entsprechenden Person unterhalten hat. Vorurteile und Klischees – Pfui! Ich wiederhole mich nur ungern, aber Menschen Oberflächlichkeit wegen ihres Aussehens zu unterstellen ist eben genau das – oberflächlich! (Ich glaube, ich benutze dieses Wort deutlich zu oft…) Das ist, wie wenn ich jemandem vorwerfe, zuviel zu essen, während ich mir die fünfzehnte Pizza in den Mund stopfe.

Erkenntnis Nummer 2: Fernseher abstellen…
Man stelle sich nur einmal die Absurdität dieser Situation vor: Den Modebloggern wird doch tatsächlich vorgeworfen, sie würden durch das ganze Shopping und ihre Outfitposts falsche Werte in Sachen Konsumgeilheit vermitteln. Und das in einer – aufgepasst – Sendung über… Shopping! Nein Leute, was dachtet ihr denn worum es da geht? Weltfrieden? Ich sag es ja nur ungern, aber Shopping Queen geht nun mal eher in die Richtung Trash-Format. Zumindest ist es keine Dokumentation oder Nachrichtensendung, sondern ist eher seichtes Unterhaltungsfernsehen ohne Informationscharakter.

Erkenntnis Nummer 3: To hate or not to hate
Ihr seht, normalerweise veröffentliche ich nicht solche „Aufreger“-Posts. Ich bin eigentlich kein Mensch, der sich gern echauffiert. Vielmehr versuche ich in einer Situation stets das Positive zu sehen und Ruhe zu bewahren. Aber wenn sich Menschen nach dem Anschauen einer Sendung, die außerhalb unserer Landesgrenzen nicht einmal jemand kennt, so auf den Schlips getreten fühlen, dass sie sich stundenlang über ebendiese Fernsehproduktion aufregen können, kann ich doch auch mal ein paar Wörtchen tippen.

Und nur für’s Protokoll: Ein „Das Outfit ist scheiße“ wäre zwar auch kein sachlich und konstruktiv formulierter Kommentar gewesen, aber über so ein Kinkerlitzchen hätte ich mich an dieser Stelle nicht einmal aufgeregt… Aber seine eigene Meinung wiedergeben ist nun einmal etwas anderes, als gedankenlos regelrechte Hasspredigen abzuhalten.

Weitere liebe Bloggerkolleginnen

Noch zwei Anmerkungen: Erstens: Nein, ich fühle mich nicht persönlich angegriffen und ich möchte auch niemanden in Schutz nehmen. Ich bin nur zutiefst erschüttert und finde es erschreckend, wie viel Hass eine einzelne Sendung in Menschen hervorrufen kann. Zutiefst. Ich hoffe inständig, dass dieses Phänomen wirklich nur einen klitzekleinen Tellerrand unserer Gesellschaft widerspiegelt…
Ich bin auch kein Fan von RTL und Co. oder Trash-TV, was sich darin äußert, dass ich den Fernseher alle zwei Wochen mal anschalte. Formate wie diese bräuchte es meiner Meinung nach gar nicht, aber vielen scheint es ja doch Freude zu bereiten, solche Sendungen zu sehen. Damit kann ich durchaus leben – aber sich von soetwas derart beeinflussen zu lassen, kann doch einfach nicht richtig sein. Dass die meisten Kommentatoren auf besagter Facebook-Seite der deutschen Rechtschreibung nicht mächtig sind, muss ich nicht kommentieren, oder?
Zweitens: Ich bin mir dessen durchaus bewusst, dass auch viele Kommentare differenziert und wohl überlegt waren. Nur leider nicht die Mehrheit.

Ich bin einfach für “Leben und leben lassen”. Bitte! Ich kann es einfach nicht verstehen, wieso Menschen, die sich mit Mode befassen und morgens mehr als nur ein Stündchen in ihr Aussehen investieren, gleich als dümmlich abgestempelt werden, wenn es doch eher dümmlich ist, ihnen ebendies vorzuwerfen! Denke ich da verquer? Es gibt genug Menschen, die absichtlich nur im schlabberigen Sweatshirt und einer alten Jeans herumlaufen, um zu verkünden, dass sie sich um belanglose Dinge wie Mode nicht scheren. Diese möchten aber genauso wenig für ihren Look verurteilt werden, wie jemand, der eine Latzhose zum Glitzerponcho oder Adiletten zum Abendkleid trägt. Können wir bei dem Thema Toleranz nicht einfach auch schon im Alltag anfangen? Aber da würde ich jetzt ein neues Fass aufmachen…

Um abschließend also zu den einführenden Worten zurückzukommen: Ein wahnsinnig weltbewegendes Thema, ich hab’s doch gesagt… Übrigens: Wer sich für die allerneusten wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der (setze beliebigen Forschungsbereich ein) interessiert, wird diese zu hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf einem Modeblog auffinden. Echt jetzt.
Und am Rande bemerkt: Wer beispielsweise gerne etwas über partielle Integrationsregeln, Eröffnungsheuristiken für das Traveling Salesman Problem oder die Implementierung einer Bidpreis-Steuerung für einen Kundenstrom mittels Montecarlo-Simulation in Matlab erfahren möchte, wäre bei mir tatsächlich an der richtigen Adresse – wird dies hier aber dennoch nicht finden.

Ich bereite mich ab sofort mental auf einen Shitstorm vor. Amen.

PS: Wisst ihr, was einen echten Mehrwert in diese Sendung bringen würde? Wenn man nur noch bei Läden einkaufen dürfte, die fair produzieren. Das wäre doch zumindest mal eine einzige Motto-Sendung wert, oder, Herr Kretschmer?

Der Beitrag Oberflächlichkeit vs. Oberflächlichkeit oder: Gehate beim Shopping Queen Fashion Blogger Special erschien zuerst auf Fashionvictress - Modeblog, Lifestyleblog, Reiseblog aus München.

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