Anna Frost

#Smilestorm – Eine Aktion des Glamour Magazins

Die Grenze zwischen Haten/Mobbing und freier Meinungsäußerung mit konstruktiver Kritik ist schmal.
„Du bist fett und hässlich, geh ma sterben!“ – sind nicht unbedingt Dinge, die für mich zu Kritik, geschweige denn konstruktiver Kritik gehören, die man sich anhören sollte oder die einen in einer Sache weiterbringen. Eher im Gegenteil.
Die Anonymität im Internet trägt dazu bei, dass jeder jedem eine Meinung aufdrücken kann, ungefiltert und mit voller Power. Und wenn diese mit voller Wucht auf eine Person, die sich im Internet präsentiert, trifft, kann das irgendwann echt an die Nieren gehen … Hierbei darf jedoch nicht vergessen werden, dass ich konstruktive Kritik nicht mit Mobbing/Hating gleichsetze – das sind für mich zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.


Ich finde es gut, wenn Leute eine eigene Meinung haben. Die habe ich ja auch und vertrete diese gerne in meinen Postings. Auch finde ich es immer wieder gut, wenn jemand eine andere Meinung hat und mit mir in den Dialog geht. Doch vorbeirauschen, rumtrollen und wieder abziehen ist genau das, was für mich nicht zu konstruktiver Kritik oder freier Meinungsäußerung gehört. Und dann kann man den Kommentar auch leider nicht ernst nehmen, besonders weil man dann davon ausgehen muss, dass dieser Troll auch nicht weiter nachsieht, ob eine Antwort kam.

Andere befassen sich ganz genau mit dir, mit deinem Blog und sind durch irgendetwas verärgert – vielleicht hast du deinen Stil geändert, dich dumm verhalten, auf einen Kommentar nicht smart genug geantwortet, auf einer aus ihrer Sicht dummen Meinung beharrt oder es dir sonst wie verscherzt hast. Diese dir vielleicht vorher wohlgesonnenen Menschen haten dich nun und können dir echt weh tun mit dem, was sie in Kommentaren schreiben. Es gab eine Zeit, da haben mich manche Kommentare bei mir im Blog oder in Lästerforen richtig hart getroffen. Denn sie gingen unter die Gürtellinie, trafen mich da, wo es richtig weh tat. Bezogen sich nicht auf meinen Blog, meine Texte, sondern auf mein Aussehen. Sie bezogen sich auf körperliche Dinge, die ich nicht ändern konnte. Und als ich mich dann eines Abends bei meinem Vater ausgeweint hatte, der damals überhaupt nicht verstanden hat, was ich hier eigentlich mache und auch nicht genau wusste, worum es eigentlich ging, sagte er zu mir: „Kennst du die Leute? Nein? Siehste. Die kennen dich auch nicht. Diese Leute sehen nur den Teil, den du zeigst. Und irgendwas scheint sie ja zu wurmen. Du hast nun mehrere Optionen: 1. Entweder überlegst du, was du vielleicht anders machen oder ändern könntest, probierst es aus und wenn das nicht funktioniert, lässt du dir endlich mal ein dickeres Fell wachsen. Oder Option 2: Du lässt dir auf der Stelle ein dickes Fell wachsen und und scheisst drauf, was die anderen sagen.“

Ich habe mich damals für Option A entschieden und fahre damit meiner Meinung nach sehr gut. Zuerst mal kurz überlegen, ob die Kritik angebracht ist, ob da vielleicht was wahres dran ist, sich dem annehmen, etwas umsetzen und sich nicht sofort angegriffen fühlen. Wenn es jedoch pures Gehate ist, gibt es da nix anzunehmen. Und Fotomontagen mit mir und meinen Problemzonen neben dem passenden tierischen Äquvalent sind für mich sinnloses Haten. Da steckt kein konstruktiver Ansatz dahinter, es sei denn, es wird noch gleichzeitig ein Gutschein für einen Schönheitschirurgen mitgeschickt. Das wäre doch mal was. :-)

Als Personal-Blogger gibt man eh teilweise viel von sich Preis, lässt ins Privatleben schlinsen – was auf freiwilliger Basis geschieht – und ich mache das gerne. Schon immer. Ich stieß auch da schon an meine Grenzen und nahm ein Familienfoto, welches ich vor Jahren einmal postete, wieder runter. Es ist eine Sache, Kritik, Gehate und Getrolle gegen sich selbst zu verarbeiten, aber nicht gegen Leute, die sich nicht wehren können. Auch bin ich da anderer Meinung, als z.B. Karin in dem Artikel zur #Smilestorm Aktion in der aktuellen Glamour: „Je weniger private Details ich preisgebe, desto weniger kann spekuliert werden. Wenn ich Angriffsfläche biete, und die Leser merken ‘Hier kann ich stänkern’, kommen nur noch mehr verletzende Beleidigungen.“

Ich glaube jedoch, dass, wenn man wenig Raum zu Spekulationen lässt, offen und ehrlich mit seinen Lesern und der Position umgeht, die man als Blogger hat – ich bezeichne das gerne als „bekannt in bestimmten Kreisen“ und nicht „berühmt“ – dann gibt man weniger Anlass für Lästereien, Gehate und Getrolle. Wer als Blogger seine Leser auf seine Internetreise mitnimmt, transparent arbeitet, ehrlich ist und seine Leser weder verschaukelt noch „benutzt“, hat das Potenzial möglichst hate-frei und akzeptiert durchs Internet zu wandern.

Beleidigungen, Morddrohungen, sinnfreies Getrolle sind Dinge, die niemand ertragen sollte, aber einige von euch – ob Blogger oder nicht – bereits erlebt haben. Die Kunst des Verarbeitens solcher Erlebnisse liegt darin, diese Aussagen zu filtern: ist es ein sinnfreier Angriff, blinder Hass und wütendes Gefasel? Oder ist es mehr oder weniger konstruktive Kritik, die vielleicht etwas unglücklich formuliert ist? In diesem Internet und den geschriebenen Kommentaren kann man sowohl Ironie und leider auch nicht immer Witz und Charme zu 100% rüberbringen, nicht jeder ist ein Meister des geschriebenen Wortes und findet die Worte so passend, wie es vielleicht Guido Maria Kretschmar kann – treffend, charmant und witzig, aber nicht unbedingt verletzend. Für letzteres empfehle ich immer und immer wieder: seid offen gegenüber konstruktiver Kritik. Überlegt, was davon vielleicht stimmen könnte, was ihr umsetzen könnt und was ihr umsetzen wollt. Einen Blog zu schreiben ist nicht nur ein einseitiges Unterfangen, man schafft mit seinem Blog eine kleine lebendige Community, die durch eure Beiträge immer und immer wieder zum Kommentieren animiert wird und mit der ihr in Interaktion treten könnt. Wer seine Meinung ins Internet stellt, muss damit rechnen, dass früher oder später jemand daher kommt, der eine andere hat.

Und was die sinnfreien Hater-Kommentare angeht – die darf man getrost weglächeln. Meist kommen diese von Fake-Accounts oder komplett anonymen Personen. Es ist natürlich unfair, dass sich jemand hinter einer Maske versteckt, während man selbst mit heruntergelassener Hose dasteht und angegriffen wird. Ich distanziere mich jedoch von der Äußerung, „Hater sind arme Würstchen“, und finde den Ansatz “Feuer mit Feuer zu bekämpfen” nicht ideal. Denn irgendwas scheint diese Menschen ja zu triggern und dazu zu bewegen, sich mit dir intensiv zu beschäftigen. Als Blogger (besonders die Personal Blogger) bist du auf eine Art eine Bezugsperson für deine Leser. Wie eine Freundin, eine Schwester oder großer Bruder. Manch einer sieht zu dir auf, lässt sich gerne von dir inspirieren, lernt von dir oder identifiziert sich mit dir. Und leider kann es passieren, dass eben diese Zuneigung in Abneigung umschlägt. Entweder klärt sich das Problem oder es artet in sinnfreiem Gehate aus.

Und darum geht es bei #Smilestorm. Sinnfreies Gehate soll weggelächelt werden. Betroffene – und das sind nicht nur Blogger, sondern das kann jedem passieren – sollen wissen, dass sie nicht allein sind. Mit dem Hashtag #Smilestorm könnt ihr Flagge, bzw. euren Smile gegen Hate im Netz zeigen! Go for it! Denn „Wer lächelt, statt zu toben, ist immer der Stärkere“! Entgegnet Hatern offen, freundlich und mit einem Lächeln, gepaart mit ein wenig Witz und Charme – meist nehmt ihr ihnen so den Wind aus den Segeln.

Hier ist übrigens ein Teil des Interviews, welches ich der Glamour gegeben habe:

Warum ist haten im Internet in den vergangenen Jahren so „populär“ geworden?

- Haten im Internet ist so alt wie das Internet selbst. Haten und trollen passiert schon lange, es wird nur jetzt immer mehr öffentlich gemacht, dass so etwas passiert.

Was glaubst du, bringt Menschen dazu zu haten bzw. was ist der Grund für ihren Hass?

- Ich denke, ein simpler neidischer Gedanke wie „Warum hat sie das und ich nicht? Boah … ich hasse sie.“ geht in die erste Richtung und kann ein Auslöser sein. Ob einem jemand unsympathisch ist, die Person sich irgendwann mal negativ zu etwas geäußert hat oder eine andere Meinung zu einem bestimmten Thema hat, können allesamt die Saat gelegt haben, für spätere Hateraktionen.

Kann Hating manchmal auch etwas Positives bewirken?

- What doesn’t kill you makes you stronger! An seinen Hatern und Trollen kann man reifen, stärker werden, wachsen und sich ein dickeres Fell zulegen.

Deiner Meinung nach: Wo ist die Grenze zwischen freier Meinungsäußerung und Hating?

- Ich freue mich immer, wenn jemand seine Meinung vertritt. Bei mir auf fashionpuppe.com darf das auch jeder. So wie ich das für mich herausnehme, sollen auch meine Leser sich frei eine Meinung bilden. Sobald allerdings ein Kommentar unter die Gürtellinie geht, beleidigend und verletzend und einfach nur gehässig ist, ist dies keine konstruktive Kritik mehr. Das ist einfach nur noch hohles und sinnfreies Gehate.

Glaubst du Blogger müssen auf Grund ihrer Arbeit damit rechnen gehatet zu werden? Es vielleicht sogar akzeptieren?

- Wir stehen natürlich in gewisser Weise in der Öffentlichkeit. Jeder hat die Möglichkeit bei uns im Blogs zu kommentieren und uns ungefragt die Meinung schreiben. Bis zu einem gewissen Punkt ist das ja auch gewollt. Dass hin und wieder Haterkommentare dabei rumkommen, ist part of the game. Wer Leser und ihre Meinung von seinem Blog verbannt, schieß sich ein Eigentor.

Einen Satz den du den Hatern da draußen sagen willst:

- Zum einen sage ich vielen Dank, denn durch euch habe ich einiges gelernt und bin stärker geworden. Zum anderen bitte ich euch, eure Energie lieber in produktive Dinge zu stecken und selber etwas schönes aufzubauen. Davon haben wir alle mehr.

Aber am liebsten grüß ich alle diejenigen, die mich gerne lesen <3

Habt ihr schon einmal sinnfreies Gehate erlebt? Wurdet online beleidigt hattet daran zu knabbern? Wie seid ihr damit umgegangen?

Fotocredit: Anna Rose // Glamour Deutschland // Fashionpuppe

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