Work in Progress: Das Video über den Jumpseat-Flug entsteht

Die nächste Reise nach Bordeaux steht vor der Tür. Schon in weniger als fünf Tagen werde ich zum traditionellen Weinfest in die französische Stadt am Atlantik aufbrechen.
Doch vorher habe ich noch mit ein paar „Altlasten“ zu kämpfen: Seit fast einer Woche hänge ich an der Bearbeitung des Videomaterials des Mitfluges im Cockpit auf dem Weg von München nach Bergamo.

Der Grund für die lange Bearbeitungszeit ist natürlich mein verdammter Perfektionismus: Ein kompletter Mitflug von Start bis Landung in einem Cockpit war selbst vor dem 11. September ein seltener Anlass. Und gerade in der heutigen Zeit ist selbst mir klar, dass sich so eine Gelegenheit nur alle Jubeljahre ergeben wird. Umso größer ist deswegen mein Ansporn, dieses Ereignis so gut wie möglich filmisch festzuhalten. Außerdem passt ein solches Video hervorragend in meinen YouTube-Kanal youtube.com/killerwalcom. Immerhin ist dort auch der komplette Flug

mit dem Helikopter von Nizza nach Monaco präsentiert. Eine super Erinnerung für mich an einen tollen Urlaub an der Côte d’Azur und hoffentlich eine gute Inspiration für alle, die schon lange einmal mit dem Gedanken an einen Hubschrauber-Flug gespielt haben.

Doch damals auf dem Flughafen von Nizza war ich gut vorbereitet. Bei meinem Flug nach Bergamo hatte ich nur wenige Sekunden Zeit, um mich auf die Lichtbedingungen im Cockpit einzustellen. Zur Erinnerung gibt’s hier noch einmal ein Foto aus der Reihe Null.

Schwierige Lichtbedingungen in einem Cockpit? Hö?
Nunja, der Hintergrund ist dabei recht einfach: Im Filmmodus habe ich bei meiner EOS 60D keinen 14-bit RAW-Modus wie beim Fotografieren zur Verfügung, sondern muss mich mit einem Dynamikraum ähnlich dem des JPG-Formates begnügen. Eine schwere Herausforderung, denn während es im Inneren des Cockpits eines Flugzeuges eher sehr dunkel ist, strahlte draußen die Szenerie im schönsten hellen Sonnenschein. Normalerweise neige ich dazu, mich über jeden noch so kleinen Sonnenstrahl zu freuen. In diesem Fall können solche krassen Licht-Differenzen eine Kamera und somit auch seinen Bediener überfordern.

Dieses Phänomen ist jedem bekannt, der mit dem Auto schon einmal aus einem Tunnel heraus gefahren ist: Im ersten Moment fühlt man sich grausam geblendet, da sich die Augen auf die dunkle Tunnelröhre eingestellt hatten. Stellt euch meinen Flug nun so vor, als würde eine Kamera ständig am Ausgang eines Tunnels stehen und versuchen sowohl den Rest der Tunnelwände, als auch die Welt “draußen” korrekt zu beleuchten. Da ist Fluchen bzw. eine ordentliche Nachbearbeitung praktisch vorprogrammiert.
Ihr seht nun zwei Beispielbilder aus dem originalen Video, die sehr schön die unterschiedlichen Helligkeitsstufen des Ausgangsmaterials zeigen. Achtet bei dieser Collage besonders darauf, dass die Displays im Glareshield auf der linken Seite bis zur Unleserlichkeit abgesoffen sind, während man auf der rechten Seite das vorausfahrende Flugzeug im rechten Fenster schon fast gar nicht mehr erkennen kann.

Ausgangsmaterial: Links unterbelichtet – rechts überbelichtet

Um dieses Problem bei Bedarf in den Griff zu bekommen, habe ich meine Kamera schon seit langem mit einem sogenannten „flachen“ Bildstil ausgerüstet. Auf diese Weise wird die interne Kontrastberechnung so stark zurückgefahren, dass selbst sehr helle Pixel und sehr dunkle Pixel als Bildinformation irgendwie vorhanden bleiben. Dafür sieht das resultierende Video sehr flau und unansehnlich aus. Immerhin gelang es mir so, die beiden oberen Bilder durch Aufhellen bzw. Abdunkeln aus einer Datei zu generieren. Als Zwischenprodukt bei der Bearbeitung erhalte ich daher zwei Videos: Einmal mit gut belichteten Außenaufnahmen und einmal mit gut ausgeleuchtetem Cockpit.
Diese beiden Videos muss ich dann, ähnlich wie in einem HDR-Programm, wieder zu einem Videostream zusammen rechnen lassen. Bei mir kommt dafür das Kommandozeilen-Programm enfuse zum Einsatz, dass sich super als Skript für die automatische Bearbeitung von vielen Einzelbildern anbietet.
Et voilà:

Hier sieht man sehr gut, dass der Begriff HDR (=High Dynamic Range) grundsätzlich gar nichts mit den quietschbunten expressionistischen Fotos zu tun hat, die man sonst immer automatisch mit diesem Wort verbindet. Vielmehr geht es um die virtuelle Aufweitung der Dynamik, die im Zusammenhang mit Fotos die tatsächliche Spanne zwischen hellsten, aber noch nicht ausgebrannten, und dunkelsten, aber noch nicht abgesoffenen, Pixeln bezeichnet. Durch das Zusammenführen und Tonemappen von zwei Bildern kann der normal begrenzte Dynamikumfang von Fotos ausgetrickst werden, und partiell Informationen z.B. einem dunkleren Foto in die ausgebrannten Bereiche eines helleren Fotos integriert werden.
Zum Schluss bekommt das obere Ergebnis noch ein wenig Farbkorrektur in Adobe Premiere.

Fertig – jedenfalls mit diesem einen einzelnen Frame.
Für das finale Video brauche ich allerdings ein paar Minuten Videomaterial. Da jedes Frame einzeln zusammengesetzt werden muss und der fertige Clip auch noch ein wenig Stabilisierung abbekommen soll, könnt ihr euch jetzt auch vorstellen, wieso es noch ein wenig dauern wird, bis das Video seinen Weg zu YouTube finden wird.
Gut Ding will eben Weile haben – und das gilt natürlich besonders für Videomaterial, an das man einfach nicht mehr so schnell heran kommen würde.

Allerdings sieht an diesem Beispiel, dass man gerade bei der Bearbeitung von DSLR-Kamera-Videos selbst beim größtmöglichen Einsatz von schwerem (Videoschnitt-)Gerät irgendwann an die Grenzen stößt. Auch wenn man FullHD-Qualität mit 1080p zur Verfügung hat, liegt die Qualität der Clips besonders bei Schärfe und Rauschverhalten deutlich unterhalb derer von Fotos aus der gleichen Maschine. Ich bin gespannt, was wir in diesem Segment noch in den nächsten Jahren zu erwarten haben. Gerade RAW-Video bzw. 4K stehen definitiv auf meiner Wunschliste für meine nächste Kamera.
Jetzt bin ich aber erst einmal auf mein finales Video vom Cockpit-Mitflug gespannt. Und das dauert eben solange, wie es dauern muss.

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