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Braciolette alla Messinese (Kalbsrouladen nach Messina-Art)

Urlaub! Mit Metronom-gleicher Präzision spülen die Wellen der Adria an den Strand, dazu weht eine leicht Brise von Osten, ein paar Möwen haben sich auf den nahezu menschenleeren Strand verirrt. Angenehme 24 Grad lassen den sonnigen Spätsommertag langsam werden.

Ich mag die Nebensaison. Im September ist es im Süden Europas immer noch schön warm, die Strände sind leer und die Städte nicht so überlaufen wie zur Ferienzeit. Ich fahre mit meiner Familie seit ein paar Jahren immer um diese Zeit und genieße es, den Sommer um ein paar Wochen zu verlängern. Wir verbringen die Tage also am Strand, bauen Sandburgen, lesen Geschichten, gehen im tiefen Sand watend auf Muschelsuche und versuchen, uns ein Stück Dolce Vita vom großen Kuchen des süßen Nichtstuns abzuschneiden. Dabei merke ich immer wieder, wie schwer es mir fällt, einfach einmal nichts zu tun, nichts zu denken, nichts zu machen, an nichts zu arbeiten. Ich kann gut und schnell abschalten und das Gezeter des Alltags hinter mir lassen, aber die auf Effizienz getrimmte Denkmaschine hat Hunger. Und will gefüttert werden. Wenn das Standard-Futter nicht verfügbar ist, wird nach anderem verlangt.

So saß ich die letzten beiden Wochen am Strand, steckte meine Füße in die Brandung und versuchte, so viel Ruhe wie möglich in mich aufzusaugen, um Kraft für den Jahresendspurt zu tanken. Ich lasse mich im Urlaub gerne von einem Kochbuch begleiten. Letztes Jahr war dies „Die Venezianische Küche“ von Russel Norman, durch welche ich mich begeistert gekocht habe. Ungewöhnliche italienische Rezepte, noch dazu regional passend und mit einem Besuch Venedigs gekrönt. In diesem Jahr habe ich mir Giorgio Locatellis “Sizilien. Das Kochbuch”

mit- und vorgenommen und ebenfalls eine fantastische Zeit verlebt. Das Buch bietet auf über 400 Seiten eine große Vielfalt an mediterraner Küche. Besonders einfache, schnelle aber deshalb umso schmackhaftere Anleitungen finden sich darin zuhauf, was mir im Urlaub entgegen kam. Denn wer will schon in der spartanisch eingerichteten Küche eines Holzbungalows direkt am Meer stundenlang IN der Küche stehen…

In dieser Woche arbeite ich also meine im Urlaub gekochten Rezepte auf und versuche so, die Zeit am Meer noch etwas zu verlängern. Den Anfang machen Kalbsrouladen nach Messina-Art, die ich mit für das Veneto typischer weißer Polenta serviert habe. Die Kalbsrouladen werden mit einer Füllung aus Pinienkernen, Pecorino, Semmelbröseln, Rosinen und Petersilie bestrichen, fest zusammen geschnürt und anschließend langsam in einer Pfanne gebraten. Ein paar reife Dattel- oder Kirschtomaten geben dem Gericht Säure, etwas Wasser löst den Bratensatz von der Pfanne.

Giorgio Locatelli hat hier meinen Geschmack absolut getroffen, und nicht nur bei diesem Rezept, wie sich im Laufe des Urlaubs herausstellte. Am nächsten Samstag veröffentliche ich eine sehr ausführliche Rezension, und bis dahin einige Rezepte aus dem Buch. Danach kann der Herbst kommen – wir machen hier noch eine Woche Spätsommer…

Rezept

Dauer: 45 Minuten

Zutaten für die Kalbsrouladen nach Messina-Art (Für 4 Personen):

  • 4 Kalbsrouladen
  • 1 Zwiebel
  • 2 Knoblauchzehen
  • 40 g Sultaninen
  • 30 g Pinienkerne
  • 150 g Pecorino
  • 300 g Semmelbrösel
  • 1 Handvoll Petersilie
  • 8 Kirschtomaten
  • 4 Lorbeerblätter
  • Olivenöl
  • Salz
  • Schwarzer Pfeffer

Zubereitung:

1 Die Zwiebel und den Knoblauch schälen und fein hacken. Pecorino reiben. Petersilie hacken. Tomaten halbieren. Die Pinienkerne in einer beschichteten Pfanne trocken goldbraun rösten. Danach fein hacken.

2 In der Pfanne in etwas Olivenöl die Zwiebel und den Knoblauch glasig dünsten. Dann Pecorino, Sultaninen, Semmelbrösel und Pinienkerne mit 1-2 EL Olivenöl untermischen. Masse von der Platte nehmen und die Petersilie untermischen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

3 Die Kalbsrouladen mit einem Plattiereisen zwischen Frischhaltefolie plätten. Die Rouladen mit der Masse bestreichen, aufrollen und mit Küchengarn fixieren.

4 Die Rouladen in etwas Olivenöl in einer Pfanne rundherum anbraten. Nach der Hälfte der Bratdauer die Tomaten und Lorbeerblätter zugeben und mit schmoren. Mit etwas Wasser ablöschen, aufkochen und reduzieren lassen, mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Tipp: Dazu passen Polenta, Kartoffelbrei oder ein Risotto.

Quelle: “Sizilien. Das Kochbuch”

von Giorgio Locatelli

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