DIY-Makro für die schmale Mark und kleine MacGyver unter euch.



Wie ich zur Makrofotografie kam, kann ich gar nicht mit Gewissheit sagen, doch steht fest, dass mich die Flucht in die makroskopisch kleinen Welten schon immer fasziniert hat. Leider sind gute Makroobjektive recht teuer, wenn man dem Ganzen den Schuh des Preis-/Leistungsverhältnisses überzieht. Daher habe ich auf solche „Spielereien“ zunächst verzichtet. Eines Tages fand ich eine für mich verträgliche Lösung mit Kompromiss aus Preis und Nutzen, allerdings erst über Umwege.

Der eine oder andere von euch hat sicherlich schon mal von der sog. „Retrostellung“ oder „Retroadaptern“ gehört. Falls nicht, dabei handelt es sich um einen Adapter, mit dem man irgendein beliebiges Objektiv mit der Frontseite an eine Kamera anschließen kann. Dadurch bedient man sich einer physikalischen Gesetzmäßigkeit, die ich an dieser Stelle nicht weiter erläutern möchte, und erhält eine makrofähige Konstruktion.

Damals hatte ich meinen ersten Versuch ohne einen Adapter gewagt. Ich hielt das alte 28-90mm meines Bruders in der Retrostellung an meine damalige Canon 1D. Als Motiv wählte ich, wenig spektakulär, einen Streichholzkopf. Ich war zu seiner Zeit von dem Ergebnis begeistert:


Für einen Außenstehenden sah meine Arbeitsweise sicher wenig professionell aus. Ohne jegliches Stativ, geschweige denn eines Makro-Schlittens, presste ich das Objektiv an die nicht minder schwere alte Kamera und suchte zitternd vergeblich nach der schmalen Schärfeebene (man sieht bereits an der Wölbung des Streichholzkopfes, wie gering diese ist).
Und da erkannte ich auch die Problematik: man kann die Blende nicht steuern und hat somit keine Gewalt über die Schärfentiefe. Das ginge theoretisch nur mit einem Objektiv mit manueller Blende. (Ok, es gibt noch die rabiate Methode, wie man an einem Objektiv mit elektronischer Blende dennoch die Blende für die Retrostellung verstellen kann...) Nichtsdestotrotz würde eine Verstellung der Blende nur noch wenig Licht durch den Sucher lassen. Das Schießen eines in der Schärfeebene liegenden Motivs würde einem Pinata-Spiel gleichen.
Ich ließ das Ganze vorerst ruhen, bis ich eines Tages auf einem russischen Blog auf ein geniales Video gestoßen bin. Hier wurde der Umbau eines Kit-Objektivs (18-55mm) zu einem Super-Makro erklärt, bei dem man trotz Retrostellung die Blende an der Kamera verstellen kann.
Sofort packte mich die Bastellust und ich ersteigerte mir in der Bucht ein defektes Exemplar für etwa 20€ und nach ca. 2 Stunden „MacGyver`n“ lag das gute Stück einsatzbereit vor mir:


Sieht nicht so imposant aus, ich weiß, aber die Tatsache, dass damit eine Vergrößerung von 4:1 möglich ist klingt doch super, nicht wahr?
Hier sind mal einige Bilder, die mit diesem Objektiv entstanden sind:







Zur Verdeutlichung der enormen Vergrößerung habe ich weitere Motive gewählt, mit denen die meisten von euch was anfangen können (Es handelt sich nicht um 100%-Ausschnitte!):





Ein 100%-Ausschnitt von einem Nylon-Stoff seht ihr hier:


Die maximale Vergrößerung erhält man bei 18mm und indem man den vorderen Teil des Objektiv ganz nach rechts im Uhrzeigersinn dreht. Der Arbeitsabstand beträgt dann nur noch wenige Zentimeter.

Ich arbeite damit bereits seit zwei Jahren und letztendlich kann ich sagen, dass sich die Mühe für mich gelohnt hat und ich selten ein „echtes“ Makro-Objektiv vermisst habe. Natürlich ist das Handling nicht optimal, aber dieser Artikel sollte sich auch in erster Linie an diejenigen unter euch richten, die bei einem begrenzten Budget dennoch in den Genuss von Makrofotografie kommen möchten. Solange man keine zwei linke Hände hat, sollte jeder der schon mal einen Schraubendreher und einen Lötkolben in der Hand gehalten hat, so etwas problemlos hinbekommen.

In Ausnahmefällen würde ich mich bereit erklären einige wenige Exemplare zum Selbstkostenpreis umzubauen.
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