Indoor-Fotografie ohne Studio


So langsam wird es draußen wieder kälter und die Outdoor-Saison neigt sich einem Ende zu. Für mich als Outdoor-Fotografin natürlich die Hölle. Auf der einen Seite ergeben sich im Herbst und Winter natürlich tolle, neue fotografische Möglichkeiten für Bilder, auf der anderen Seite hat man ziemlich schnell die Schnauze voll von der Kälte, der Regen macht einem einen Strich durch die Rechnung und kahle Bäume werden irgendwann auch langweilig. So geht es zumindest mir. Da ich meine Kamera allerdings keine zwei Wochen aus den Händen legen kann, habe ich natürlich nach Alternativen gesucht - und schließlich einfach mein eigenes unattraktives WG-Zimmerchen in ein kleines Studio umgebaut. Ich zeige euch heute als kleine Anregung, wie ich bei mir fotografiere.


Das ist mein Zimmer, ca. 16qm klein, eher lang als quadratisch, nicht sonderlich hell und natürlich mit Raufasertapete. Also nicht sonderlich geeignet zum Fotografieren, das einzig Praktische ist die Deckenhöhe. Aber die Not macht erfinderisch und so sind einige meiner Bilder (z.B. DIE, DIE, oder DIE) in meinem kleinen Kämmerchen entstanden.
Zunächst einmal zum Equipment: an Objektiven besitze ich ein 50mm und ein 28mm. Mit dem 50mm lassen sich hier im Zimmer eigentlich nur Portraits machen, aber mit dem 28mm kriegt man schon einiges mehr drauf. Klar, man braucht sich keine Illusionen zu machen, mein Zimmer bietet nicht die Möglichkeiten für Ganzkörper-High-Fashion-Shootings mit Hohlkehle. Aber das muss es ja auch gar nicht immer sein!
Extra für Indoor-Arbeiten habe ich mir ein Stativ, einen Blitz und eine mittelgroße Softbox (80x80 - nicht verlinkt, weil ich mit meinem Modell nicht sonderlich zufrieden bin) zugelegt, Kostenpunkt um die 120 Euro insgesamt (wie ihr seht muss es gerade für den Anfang nicht immer das Teuerste vom Teuersten sein). Angefangen habe ich mit einer 40x40 Softbox, diese reicht für Portraits erstmal komplett aus, und außerdem braucht man ja auch den Platz, um sie aufzubauen.
Da ich es mal ausprobieren wollte, habe ich einem befreundeten Fotografen ein Stück schwarzen Hintergrundkarton abgekauft. Eine ganze Rolle war mir zu viel. Ihr könnt ja einfach mal Fotografen aus der Gegend fragen, ob sie euch ein kleines Stück verkaufen. Mein Stück ist etwa 2x2 Meter groß. Außerdem besitze ich einige Moskitonetze in verschiedenen Farben. Bei eBay findet man die recht günstig.
Im Folgenden werde ich euch ein paar Möglichkeiten erklären, wie ich in meinem Zimmer fotografiere.
Mit vorhandenem Licht

50mm - ISO 800 - f/1.8 - 1/125s.
Bei diesem Bild habe ich das Model auf meinem Sessel vor der weißen Wand platziert, etwa 1,5 Meter vom Fenster entfernt. Dadurch dass der Sessel weiß ist, „verschmilzt“ er mit dem Hintergrund. Durch das Fensterlicht ist das Licht zwar gerichtet, aber sehr weich.


50mm - ISO 100 - f/1.4 - 1/60s.
Bei der zweiten Serie habe ich im Zimmer meiner Mitbewohnerin fotografiert und das Model einfach auf den Boden gesetzt. Entstanden sind die Bilder gegen frühen Nachmittag, als es schon langsam dunkler wurde.


50mm - ISO 400 - f/2.2 - 1/125s.
Die nächste Serie ist vor einer ganzen Weile entstanden, bei einem meiner ersten Shootings. Das Licht fällt hier recht frontal auf das Model. Entstanden sind die Bilder gegen frühen Nachmittag.


85mm - ISO 800 - f/4.0 - 1/100s.
Das nächste Bild habe ich ausnahmsweise mal im Badezimmer gemacht. Das Licht kommt leicht schräg von rechts. Als Hintergrund habe ich einen grauen A1-Bogen Tonkarton aus dem Bastelbedarf genommen und ihn an die Wand hinter mir geklebt.

Mit Kunstlicht

28mm - ISO 400 - f/2.8 - 1/125s.
Da ich Raufasertapete auf Fotos ziemlich unattraktiv finde, habe ich ein Moskitonetz aufgehängt und den Hintergrund damit verschleiert. Das Model habe ich dann auf dem Bett platziert und die Softbox so aufgebaut, dass das Licht schräg seitlich auf das Model fällt. Meistens von der linken Seite, weil von dort auch noch etwas Fensterlicht kommt.



28mm - ISO 250 - f/2.8 - 1/125s.
Immer nur weißer Hintergrund nervt irgendwann, also habe ich mir ein Stück schwarzen Hintergrundkarton besorgt und den mit Reißzwecken an der Wand hinter meinem Bett befestigt. Die Lichtsetzung ist die gleiche wie oben.


Noch ein paar allgemeine Tipps:
- Wenn ihr mit natürlichem Licht fotografieren wollt, achtet darauf, wann das meiste Licht in euer Zimmer fällt. Da mein Fenster nach Osten rausgeht, habe ich in meinem Zimmer besonders morgens und vormittags ein schönes Licht und es ist am Hellsten. Im Badezimmer, das auf der anderen Seite liegt, ist das Licht nachmittags am besten.
- Ich positioniere das Model meist so, dass das Licht etwas seitlich von vorne fällt. Frontales Licht wirkt schnell "platt". Durch das seitliche Licht, kommen Gesichtskonturen schön zur Geltung.
- Denkt an den Hintergrund! Mir ist es schon oft genug passiert, dass ich im Nachhinein störende Dinge im Hintergrund bemerkt habe. Also guckt lieber zwei Mal hin, bevor ihr euch später ärgert, weil in der hinteren linken Bildecke eine Socke rumliegt.

Ich hoffe ich konnte euch ein paar Anregungen geben, wie ihr auch kleine Zimmer zum Fotografieren nutzen könnt, wenn das Wetter mal nicht mitspielt. Ihr müsst dafür kein Experte in Lichtsetzung sein und ihr benötigt auch kein Profi-Equipment! Und vor allem braucht ihr kein eingerichtetes Studio oder eine ausgefallene Indoor-Location! Viel Spaß beim Ausprobieren! Schickt uns doch eure Ergebnisse, wenn ihr etwas von uns umsetzt, wir würden uns freuen! :)
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