Ein Kurztrip nach Tiflis – Sowjetarchitektur und das Stalinmuseum in Gori




(Aussichtsplattform Heeresstraße)
Georgien hat mich schon immer interessiert. Vor allem die Hauptstadt Tiflis mit ihren orientalisch angehauchten Bauten und der sozialistischen Architektur. Letztes Frühjahr war es endlich soweit und wir sind in die georgische Hauptstadt aufgebrochen. Der Trip war kurz, deswegen auch ein kurzer Text und mehr Bilder.
Auf den ersten Blick war die Stadt so wie ich sie mir vorgestellt habe, doch bei genauerem Hinsehen entpuppte sich immer mehr ein heruntergekommenes Land, das verarmt und von Korruption geprägt schien. Bei meinen Recherchen war dies noch nicht so eindeutig. Natürlich war es ein armes Land, aber der damalige Präsident Micheil Saakaschwili war nicht ganz so verrufen wie sein Vorgänger Eduard Schewardnadse und, auch einer unserer georgischen Guides betonte, wieviel sich verbessert habe in seinem Land, das inzwischen den in Russland reich gewordenen Milliardär Bidsina Iwanischwili zum Präsidenten gewählt hat, der Georgien eine „echte“ Demokratie verspricht. Sein zutiefst postmodernes Haus thront auf einem gut sichtbaren Hügel über der Hauptstadt. Er hat die Georgier sicher nicht zuletzt durch seine vielen Geschenke überzeugt: Eine Kirche im Stil von byzantinischem Disneyworld inklusive Schwanenteich und eine gläserne postmoderne Brücke, der man aufgrund ihrer Form den Spitznamen Always Ultra gegeben hat. Im Gegensatz dazu pflastert der damals noch amtierende Präsident Georgien mit neureicher Glasarchitektur, während die Altstadt in Tiflis zerfällt und viele Menschen offensichtlich in Armut fristen. Was renoviert wird, wird zu Tode renoviert wie die älteste Stadt Georgiens, Mtskheta (etwa 20 Kilometer von Tiflis entfernt), die aussieht wie ein Outlet-Dorf. Was hier abgesehen vom Dom noch Weltkulturerbe ist? Was noch verfällt oder auch mutwillig zerstört wird, ist die sozialistische Architektur, die mitunter eine der größten Anreize für mich war nach Tilflis zu fahren. Diese Abneigung gegenüber allem Russischen ist aus der Geschichte Georgiens zwar nachvollziehbar, andererseits ist es doch schade, dass diese unglaublich imposanten Bauten, die vom Westen gerade entdeckt werden, nicht erhalten bleiben. Im Buch CCCP Cosmic Communist Constructions Photographed, das wir bereits vorgestellt haben, finden sich viele solcher Bauten.


( Statue Mutter Georgien, Archäologisches Museum, Technisches Museum, Hochzeitspalast)

Der Hochzeitspalast (er befindet sich zum Unmut vieler Georgier im Besitz eines Millionärs und ist damit so gut wie vor Zerstörung sicher, es sei denn er wird gerade gestürmt) etwa oder auch das Archäologische Museum, das auf einem Hügel außerhalb vom Stadtkern längst nicht mehr in Betrieb zu sein scheint und mutwillig dem Verfall preisgegeben wird. Auch das Restaurant Aragvi mit seinen prächtigen Mosaiken ist abgerissen, das Hotel Iveria von 1962, lange ein Wahrzeichen der Stadt, wurde durch eine Glasfront entstellt. Der tolle Betonbogen, den Chaubin noch fotografiert hat abgerissen. Eine Ausnahme ist das ehemalige Ministerium für Verkehr. Es ist nur leider in einem zartgelben Ton gestrichen, anstatt den Beton sichtbar zu lassen. Die Beispiele an verfallender sozialistischer Architektur sind unzählig (Technische Universität, ehemaliger Busbahnhof u.v.a.), dennoch lohnt ein Ausflug nach Tiflis, einiges ist noch vorhanden und bei den derzeit noch in Renovierung befindlichen Bauten, wie dem bekanntesten Bad von Tiflis, dem Orbeliani-Bad im berühmten Bäderviertel in der Altstadt von Tiflis, kann man zumindest noch hoffen, dass es nicht total „erneuert“ wird, anstatt es zu restaurieren. Ein besonders schönes Überbleibsel haben wir bei einem Ausflug auf die Heerstraße besichtigen können, die Aussichtsplattform (Titelbild).




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