Svenja Thomsen

[Rezension] Ich und die Menschen



von Matt Haig
"In einer regnerischen Freitagnacht wird Andrew Martin, Professor für Mathematik in Cambridge, aufgegriffen, als er nackt eine Autobahn entlangwandert. Professor Martin ist nicht mehr er selbst. Ein Wesen mit überlegener Intelligenz und von einem weit entfernten Stern hat von ihm Besitz ergriffen. Dieser neue Andrew ist nicht begeistert von seiner neuen Existenz. Er hat eine denkbar negative Meinung von den Menschen. Jeder weiß schließlich, dass sie zu Egoismus, übermäßigem Ehrgeiz und Gewalttätigkeit neigen. Doch andererseits: Kann eine Lebensform, die Dinge wie Weißwein und Erdnussbutter erfunden hat, wirklich grundschlecht und böse sein? Und was sind das für seltsame Gefühle, die ihn überkommen, wenn er Debussy hört oder Isobel, der Frau des Professors, in die Augen blickt?"



Nach dem Andrew Martin einen Beweis für die Riemannsche Vermutung hat finden können, wird er von einer außerirdischen Lebensform getötet. Ein Mord den niemand mitbekommt, da einer von ihnen von seinem Körper Besitz ergreift und sich nun fortan für Andrew Martin ausgibt. Denn die Mission ist noch nicht beendet, erst muss jeder weitere Mensch aus dem Verkehr gezogen werden, der vom Erfolg von Andrew Martin weiß.
Während das fremde Wesen Anfangs sein Ziel pflichtbewusst nachgeht und ihm die fremde Welt zu schaffen macht, immerhin gibt es hier komische Regeln, schlechtes essen und generell sind die Menschen ja absolut hässlich.
Doch je länger seine Mission bedeutet und umso näher er der Menschheit kommt, vor allem den Menschen die direkt sein Umfeld bilden, umso mehr beginnt er zu zweifeln.
Kann sein Vorhaben richtig sein?

Das Cover empfinde ich als absolut großartig gewählt, es ist nicht nur passend wie sonst was und stellt für mich in gewisser Weise auch die Komik des Buches da, es ist auch noch unsagbar schön anzuschauen. Absolutes Schmuckstück fürs Bücherregal, nicht nur von außen. ;)

Auf dieses Buch war ich unglaublich gespannt, die Idee klang nicht nur sehr vielversprechend, sie schien es auch zu sein. Weshalb ich mit hoher Erwartung und großer Freude an dieses Buch eingetaucht bin.

Das Konzept des Buches bietet unglaublich viel Potenzial, weil es nicht nur Raum für Tiefgründigkeit bietet sondern auch für Humor und Leichtigkeit.
Das empfand ich persönlich als eine schöne Mischung, zumal ich fand, dass der Autor ein gutes Maß fand um beides unter einem Hut zu bringen.
Ein zu humorvolles Buch hätte mich z.B. abgeschreckt, einfach weil es für mich verschenktes Potenzial wäre und auch wenn dieses Buch viel Raum für die Leichtigkeit hat, weil ein außerirdischer der versucht mit unserer Welt klar zu kommen einfach humoristisch ist, so steckt darin noch viel mehr. Dass, der Fokus auf diesem mehr liegt, empfand ich persönlich als begrüßenswert - so funktioniert die Geschichte besser und sticht vor allem auch weit mehr hervor.

Aber wie gesagt, das Buch bietet Platz für Humor und es füllt diesen Platz auch ausgiebig. Habe doch einige Male schmunzeln müssen, die Vorstellung wie ein Alien sich ein bisschen verloren in unserer Welt aufhält und über für uns ganz normale Dinge stutzt, war für mich zum Teil einfach urkomisch und irgendwo auch süß. :)

Was aber weitaus mehr heraussticht als der Humor ist die nachdenkliche Seite und die habe ich auch weitaus mehr genossen, der neue Andrew erlebt für sich etwas vollkommen neues, er lernt zu verstehen was es heißt ein Mensch zu sein und genau auf diese Reise werden wir Leser mitgenommen.
So entdeckt man als Leser die Menschheit selbst ein Stück wieder und es ist durchaus ein Buch, dass noch einmal verdeutlicht was das wichtigste ist und worauf es im Leben ankommt bzw. ankommen sollte.
Ich fand diese Reise wunderschön, sie hat mich berührt und ich war ganz fasziniert von den kleinen Weisheiten die der neue Andrew von sich gibt. Auch wenn diese wahrscheinlich auch schon von wem Anders getroffen wurden sind, aber hier versammelt sich das irgendwie auf einem Fleck und dadurch bekommt das alles mehr Gewicht.

Was ich auch schön fand, waren welchen Raum für uns selbstverständliche Dinge sich hier Ihren Platz beanspruchen. Mathematik wird für viele wohl eher ein Übel sein als eine Freude aber auch die bekommt viel Platz eingeräumt und es wird zumindest versucht die Liebe zu Zahlen verständlich zu machen. Ob es nun gelingt oder nicht sei mal dahingestellt. ;)
Da ich nie große Probleme mit Zahlen hatte, konnte ich mich durchaus darauf einlassen. Aber hier steht nicht nur der naturwissenschaftliche Aspekt im Vordergrund sondern auch die Kunst - Musik, Literatur - eine Liebe die wohl die meisten irgendwie nachvollziehen können aber wohl nicht so bewusst wahrnehmen wie er es hier tut.
Es ist für mich auch einfache in Buch, dass uns vor allem daran erinnert soll, dass die Kleinigkeiten im Leben glücklich machen und sei es nur ein Erdnussbutterbrot oder ein Kuss von der Person die man liebt.
Wir Menschen beschäftigen uns doch zu sehr mit den großen Dingen, da geht der ganze Genuss von alltäglichen Dingen beinahe flöten.
Das ganze ist natürlich recht allgemein gehalten und nicht jeder Mensch lebt sein Leben so wie der Außerirdische es sich denkt, aber auch das ist ein Punkt über den er sich erst klar werden muss.

Vom Schreibstil war ich doch sehr überrascht, da er sehr einfach und vor allem flüssig ist. Die kurzen Kapiteln sorgen dann auch weiter dafür, dass sich ein gewisser Sog entwickelt und sich das Buch einfach fix wegliest.

Für mich ist es ein außergewöhnliches Buch, dessen Idee nicht nur wahnsinnig gut umgesetzt wurde sondern mich auch berührt hat und mich nachdenklich auf die Menschheit hat blicken lassen. Ein tolles Buch, mit einer tollen Stimmung und das perfekt auf sich abgestimmt ist.

Absolute Leseemphelung!
Weitere Informationen:
  • Broschiert: 352 Seiten
  • Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (1. April 2014)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3423260149
  • ISBN-13: 978-3423260145

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