Ciao Emma!


Wir haben es uns nicht leicht gemacht mit dieser Entscheidung!
Nach mehreren Telefonaten mit dem italienischen Vogelschutzbund Lipu habe ich mich mit einer Nachbarin geeinigt, die kleine Möwe Emma, wie vorgeschlagen, an das Tiberufer zu bringen. "La Baronessa", unsere andere Nachbarin, war zunächst dagegen, der Vogel hätte doch alles: Futter und Wasser.
Was die kleine Möwe aber nicht hatte, war ihre Freiheit. Und die Gesellschaft anderer Möwen, die sie dringend für die weitere Sozialisation in einer Möwenkolonie brauchte! Schließlich ist eine Möwe ja kein Huhn, das man in einem eingeschränkten Bereich unbegrenzt halten kann!
Groß genug war Emma ja schon, als wir sie im dem Topf gefunden hatte - ich hatte hier davon berichtet -, längst kein kleines Küken mehr, aber die kleine Möwe vegetierte die vergangenen Tage mehr oder weniger in einer an den Garten angeschlossen, stets geöffneten Garage vor sich hin. Nicht gerade ein geeigneter Platz für Flugversuche, ja es schien uns auch unmöglich, dass sie irgendwann aus dem Innenhof in den Himmel starten könne. Sie war zutraulich geworden, wenn ich sie fütterte, und hätte mir sicher auch aus der Hand gefressen. Dann traute sie sich aus der Garage hervor, ging ein wenig im Garten spazieren, zog sich dann aber wieder in die dunkle, schützende Umgebung zurück.
Zweimal schon war auch die Nachbarskatze aus der Wohnung ausgebüchst und hatte Emma doch einen gehörigen Schreck eingejagt. Glücklicherweise ist nichts passiert, aber auf die Dauer wäre das sicher nicht gutgegangen!



Dann also am späten Nachmittag, während die Strassen wegen des Fussballspiels erstaunlich menschenarm waren, zum Tiberufer. Emma hatten wir in den Katzenkäfig verfrachtet, nachdem ich sie vorher noch etwas gefüttert hatte.
Wir haben Emma dann, wie Lipu es geraten hatte, ungefähr 100 Meter Luftlinie entfernt von unserem Palazzo freigelassen. Mir war das Herz mittlerweile ziemlich schwer geworden. Ich habe noch etwas Hackfleisch in der Nähe in einem Gestrüpp deponiert.
Das saß sie nun, und ja, ich war sehr besorgt, wie es denn mit ihr nun weitergehen sollte. War es die richtige, dem Tier angemessene Entscheidung? War es noch zu früh dafür?
Wird Emma Futter finden, werden andere Möwen sie nicht verjagen?
Trotzdem denke ich, es war an der Zeit, ihr ihre Freiheit zu schenken! Außerdem hatten wir ja die Experten konsultiert.
Wir gingen dann wieder die Treppen zum Lungotevere hinauf, der Strasse, die oberhalb des Tibers entlangläuft, und liefen dem Punkt oberhalb der Stelle, wo wir sie ausgesetzt (welch schreckliches Wort!) hatten. Dann blickte ich hinunter, da saß sie noch, und als ob sie auf diesen Augenblick gewartet hätte, spreizte sie auf einmal ihre Flügel - und flog viele Meter über den Tiber hinweg davon, landete schließlich auf dem Wasser und schaukelte auf der Oberfläche, ließ sich treiben...
Ciao Emma, mach's gut, werde groß und stark und eine prächtige Möwe!



♥♥♥ Un abbraccio Ariane
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