Lena Becker

THE LITTLE THINGS


Nope. Ich predige euch heute nicht, dass ihr die kleinen Dinge des Lebens schätzen sollt und dass es die kleinen Momente sind, die euch ewig in Erinnerungen bleiben und euch prägen. Ganz und gar nicht. Ich erzähle euch heute das genaue Gegenteil - das heute wird eine Motztirade an mich selbst und an die ganzen kleinen bescheuerten Dinge, die so unglaublich viel Zeit fressen. Naja. Eigentlich nicht - aber ich schiebe sie so lange vor mir her, dass sie mich einfach wahnsinnig belasten, weil ich sie nie erledigt kriege, ich immer wieder drüber stolpere und mich immer wieder neu aufrege.
Gib mir ein Mega-Projekt und ich rase los und erledige es. Ein Badezimmer im 60er-Jahre-Stil in drei Tagen in ein modernes Bad umstylen, inklusive Fliesen rausmeiseln und Schränke und Türen lackieren? Kein Problem (hier ist der Beweis - mein Werk!). Wände streichen? Möbel aufbauen? Umziehen? Die Welt retten? Alles kein Problem, erledige ich einfach. Bringe es schnell hinter mich und habe in den meisten Fällen sogar Spaß dran. Aber die klitzekleinen Dinge? Neee. Es folgen meine persönlichen Real-Life-Beispiele und wehe ihr verurteilt mich (das mache ich nämlich schon selbst). Es hat nämlich j-e-d-e-r solche unterledigten Leichen im Keller - und ich will eure unbedingt auch wissen, damit ich mich nicht schlecht fühle!

Seit mindestens einem Jahr (mindestens!) ist in meinem liebsten weißen T-Shirt ein Loch. Nicht etwa ein Loch mittendrin, das sich schlecht flicken lässt, nein. Es hat sich einfach ein Faden an der Seitennaht gelöst, der ein astrein nähbares Loch hinterließ. Es würde vielleicht drei Minuten dauern, das Ding zu nähen, aber ich kriege es nicht gebacken. Ich weiß nicht warum. Es geht inzwischen sogar so weit, dass ich es lieber weiterhin anziehe, das Loch von innen provisorisch mit einer Sicherheitsnadel zugeklammert (die reinzufummeln hat bestimmt länger gedauert, als wenn ich es einfach gleich genäht hätte). Ich meine, wie bescheuert kann man eigentlich sein?


Meinen Deko-Vogelkäfig liebe ich zwar, er war hart umkämpft damals - aber er passte nie so richtig irgendwo rein. Also entschied ich irgendwann mal, dass er gehen muss. Wie oft ich ihn schon mit auf den Flohmarkt nehmen wollte! Nie passiert. Immerhin habe ich ihn schonmal für ein Kleinanzeigen-Portal fotografiert (ich wollte mal das Anzeigenportal Kalaydo ausprobieren als Alternative zu den üblichen Verdächtigen - hat damit jemand Erfahrung?) - aber es blieb bisher bei den Fotos. Dabei geht es sooo schnell, ein Angebot online einzustellen und kostenlos ist es noch dazu.


Inzwischen sind es zwei Jeans, bei denen ich es geschafft habe, den Reißverschluss zu zerstören. Und obwohl eine davon sogar meine absolute Lieblingsjeans ist und man meinen sollte, dass ich alles geben würde, sie möglichst schnell wieder tragen zu können, liegt sie seit einem Jahr ins Eck gepfeffert rum und wartet darauf, dass ich sie einfach mal kurz zur Schneiderin bringe (weil ichs selbst nicht kann). Ich habe sie sogar einfach mit umgezogen in die neue Wohnung und auch hier liegt sie im Eck und wartet auf den jüngsten Tag. Bis ich sie endlich mal weggebracht habe, passe ich wahrscheinlich nicht mehr rein.

Vor knapp vier Wochen kam ich nach Hause und mein Klodeckel lag quer über dem Klo (und ich schwöre, er war morgens noch fest!). Wie auch immer sich dieses Teil in Abwesenheit von Personen auf mystische Art und Weise komplett gelöst hat ist mir ein Rätsel und heute auch zweitrangig. Aber ich kann euch sagen, dass seit diesem Tag der Klodeckel neben dem Klo steht und ich nicht mal probiert habe, ob ich ihn wieder befestigen kann oder ob ich einen neuen brauche. Aber ich kann euch gar nicht sagen, wie mich das nervt, als alter Klodeckel-Runtermach-Fanatiker.

Eine überteuerte Statement-Kette von Zara liegt seit Wochen unschön neben dem sonst so dekorativ dargestellten Schmuck. Eines der Glieder hat sich ausgehakt, so dass eine Seite immer umklappt. Man müsste eigentlich nur mal kurz mit einer Zange ran, das Bindeglied öffnen, das Verbindungsstück wieder einhängen und wieder zudrücken - meint ihr, ich mache das mal irgendwann? Keine Chance. Ich hoffe nur, dass irgendwann jemand Erbarmen hat und es macht, bevor ich das schöne Teil vor lauter Ich-kanns-nicht-mehr-sehen in die Tonne kloppe.

Gibt es eine psychologische Erklärung für mein prokrastinatives Verhalten?

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