Julia Sang Nguyen

Weltkrebstag

Mittlerweile ist es mehr als zwei Jahre her, aber ich kann mich noch so gut daran erinnern, als wäre es erst gestern gewesen…

Es war an einem Novembertag, der grauer nicht hätte sein können, als ich von der Schule kam, meine Mama gedankenversunken am Herd stand, ich sie nach ihrer Magen- und Darmspiegelung fragte und sofort wusste, dass etwas nicht in Ordnung war. Als sie mir mitten in der Küche von ihrer Krebsdiagnose erzählte und in Tränen ausbrach zerbrach auch bei mir die Welt.

Alles war so gut: Meine Mama hatte immer ein sehr anstrengendes Leben und ging nun endlich in ihrer Arbeit auf, wir kauften uns ein teures Auto und endlich High-End Produkte, das Familienleben war harmonischer wie nie zuvor, ich schrieb gute Noten und das Abi war nicht fern…und mit einem Schlag verabschiedete sich das leichte und sorgenfreie Leben.

Magenkrebs ist ein sehr heimtückischer Krebs, der lange ohne jegliche auffälligen Symptome vor sich hinwächst und so war es auch bei meiner Mama. Die Bilder der Magenspiegelung brannten sich in mein Gedächtnis, unglaublich, dass ein 2x2cm großer schwarzer, schleimiger Fleck innerhalb der nächsten 1,5 Jahren so viel Schaden anrichten sollte und noch unglaublicher für mich, dass die Ärzte schon zum Zeitpunkt der Diagnose nicht mehr von Heilung redeten. Der Krebs hatte bereits gestreut und befand sich in der Blutbahn. Menschen können zum Mond fliegen, Atome spalten und Schafe klonen, aber warum noch keinen Krebs in diesem Stadium heilen? Ein Gedanke bei dem mir sofort die Tränen in die Augen schießen.

Außenstehende können sich nur schwer vorstellen wie anstrengend es ist Krebs zu haben oder jemanden mit Krebs zu begleiten, sowohl physisch als auch psychisch. Die Angst vor dem Ende am Anfang, das Loch in das man zunächst fällt, die vielen Krankenhausaufenthalte, diese immens große Angst vor dem Ergebnis jeder neuen Kontrolluntersuchung, den richtigen Umgang mit dem Krebskranken zu finden, sich gegenseitig aufmuntern, aber auch gemeinsam traurig sein, Aufatmen und innerhalb von kürzester Zeit plötzlich wieder am Boden zerstört sein.

Meine Mama wurde letzten Mai zum Glück vom Krebs erlöst. Und auch für mich bedeutet dieser Verlust eine Befreiung vom Leiden. Die 1,5 Jahre Gefühlsachterbahn fahren haben mich wachgerüttelt und mir gezeigt wie schnell sich ein Leben ändern kann, wie wertvoll jede einzelne Minute im Leben ist und dass Krebs jeden treffen kann, egal wie gesund man davor gelebt hat.

Natürlich ist das jetzt ein Extremfall, denn nicht jeder Krebs ist unheilbar, auch die aggressivste Krebsart kann geheilt werden, wenn sie früh entdeckt wurde. Ich lese sehr gerne naturwissenschaftliche Zeitschriften und Artikel, freue mich über jeden, wenn auch winzigen Fortschritt in der Forschung und bin zuversichtlich, dass eines Tages ein Mittel erscheint, welches das viele Leiden beenden und die hohe Sterberate senken wird.

Informiert euch bitte auch über Krebs, es ist ein wirklich wichtiges Thema.
Deutsche Krebshilfe
Krebs-Kompass

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