Die Rezepte auf den 256 Seiten sind daher naturgemäß eher Fleisch-lastig, Gemüse und Desserts vom Grill wird aber auch je ein Kapitel mit inspirierenden Rezepten gewidmet. Überhaupt macht das Buch keine Kompromisse: Weder in Sachen Qualität noch in Sachen Ungewöhnlichkeit werden Abstriche gemacht. Das ist gut, denn so wird das Versprechen des Untertitels Seite für Seite eingelöst.
So finden sich beispielsweise Rezepte für die Zubereitung von Markknochen, Gewürzbrötchen mit Schweineblut, Tomahawk-Steaks oder Gambas mit Spargel, Erdbeeren und Vanillejoghurt. Die feine Küche findet durchweg auf dem Rost von Holzkohle- oder Gasgrill statt und liefert in der Tat inspirierende Anregungen für den etwas anderen Grillabend. Ich kenne kein anderes Buch, das Grillen in ein kulinarisches Fest verwandelt und so viele kreative Rezepte, Inspiration und Anleitungen liefert. Meine Philosophie, dass Gerichte vom Grill sehr wohl ganzheitlich stimmig komponiert und in Form von kompletten Tellergerichten im Gegensatz zur Buffet-Kultur vieler Grillabende serviert werden können, bekommt im Buch Bestätigung.
Die Rezepte selbst sind ausführlich beschrieben und gut nachzuvollziehen. Die Autoren haben zudem für jedes Rezept detaillierte Setups für den Grill selbst erarbeitet, so dass für das Nachkochen jederzeit klar ist, mit welchem Grill das wohl beste Ergebnis erzielt wird. Dabei folgen die Autoren keinesfalls einer zweifelhaften Doktrin, denn Holzkohle- und Gasgrill werden gleichermaßen benutzt und haben ihre situative Berechtigung. Unterschiedliche Grills – wie auch ein Smoker – werden eingesetzt, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Durch diese kleinen Theorie-Exkurse habe ich zudem noch einiges über Grilltechnik gelernt und zusätzliches Verständnis aufgebaut.
Das Buch selbst gliedert sich in 13 Kapitel, die neben der Grundlagenvermittlung Rezepte für Würste, Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel, Wild, Seafood, Gemüse, Desserts, Sous-vide, Beilagen und Basisgerichte bereithalten. Ich habe bisher zwei Rezepte aus dem Buch probiert: Das Dessert französischer Baba mit Ziegenkäse-Eis und Heidelbeer-Ragout ist vom Buch inspiriert und hat mich vollständig überzeugt: Auf die Idee, einen Kuchen auf dem Grill zu garen, wäre ich nie im Leben gekommen. Der Clou: Der Napfkuchen wird nach dem Backen mit einem Thymian-Honig-Sirup getränkt, wodurch der Kuchen unglaublich saftig und aromatisch wird.
Mein zweiter Versuch war gegrillter Hirschrücken mit einer Kruste aus weißer Schokolade, Kaffee und Pinienkernen. Bei der Zubereitung stand ich wohl etwas neben mir, denn mir wollte an diesem Tag nicht wirklich etwas von der Hand gehen. Der Hirsch war geschmacklich top, auch wenn sich die Angaben zur Garzeit radikal von den wirklichen Zeiten bei mir auf dem Grill unterschieden.
Rein von ästhetischer Seite vermisse ich im Buch so etwas wie eine klare Linie: Die Rezepte werden hinsichtlich Layout von gleichartiger Anordnung von Text und Überschriften eingerahmt, einen konsequenten fotografischen Stil konnte ich aber nicht erkennen. Sicher, die Bilder sind professionell produziert, dennoch sagen mir persönlich die Lichtführung, die Wahl der Bildausschnitte und vor allem die Wahl des Geschirrs, auf dem die Gerichte angerichtet sind, nicht zu. Das gute Foodstyling wird durch spiegelnde Untergründe, komische Muster und teilweise schlimme Tellerfarben torpediert, was schade ist.
Fazit: Das Buch „On Fire – Grillen für Gourmets“ ist sicher kein Buch für jedermann. Man muss schon eine große Leidenschaft für feine Küche vom Grill besitzen, damit eine Investition hier Sinn macht. Besitzt man diese aber, so finden sich neben vielen technischen Hilfestellungen und guter Wissensvermittlung viele Inspirationen, die die eigenen Fähigkeiten weiter bringen.
Hinweis: Alle Links zu Amazon sind Affiliate-Links
498 Seiten, über 5 Zentimeter dick, fast 150 Rezepte: „I love New York“ ist nicht nur in seiner äußerlichenKompletten Artikel lesen »
Francis Mallmann ist einer der bekanntesten Köche Argentiniens und in seiner Heimat ein echter Star. 1995 gab er dieKompletten Artikel lesen »
Im Rahmen der Rubrik “Zwei Blogs, ein Buch” haben Juliane und ich uns das Grillbuch “Weber’sKompletten Artikel lesen »