Ching-He Huang: „Chinesisch kochen ganz easy“ oder besser gesagt: Chinesisch kochen für Idioten!

Mein erstes chinesisches Kochbuch habe ich mit 15 gekauft. Chinesisch zu kochen in der südsteirischen Provinz im Jahre 1993 war natürlich ein Vorhaben, das zum Scheitern verurteilt war. Sogar Sojasauce war ein Exotikum und nicht aufzutreiben. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich je etwas daraus zubereitet habe. Obwohl ich chinesische Küche liebe und auch ein riesiger China-Fan bin, ist es eine der Sachen, die ich bisher lieber Profis überlassen habe. Erstens habe ich keinen Gasherd, was das Kochen mit Wok ziemlich unmöglich macht, und zweitens hatte ich bis vor kurzem kein Kochbuch, das mir die chinesische Küche näher gebracht hätte. Das hat sich schlagartig geändert mit Ching-He Huangs „Chinesisch kochen ganz easy“.Ching-He Huang kann man auch in diversen TV-Kochshows bewundern. Besonders beeindruckend ist das BBC-TV-Format „Exploring China“ gemeinsam mit dem Koch Ken Hom. Die in Taiwan und anschließend London aufgewachsene Chinesin schwingt das Messer ungemein beeindruckend und skrupellos! Diese Verve im Handhaben eines riesigen Messers ist bei europäischen Köchinnen ja leider selten zu bewundern, sie lecken sich lieber die Sahne von den Fingern.

„Chinesisch kochen ganz easy“ ist eines von zwei bisher auf Deutsch erschienenen Büchern von Ching-He Huang. Die Aufmachung finde ich ästhetisch nicht ganz überzeugend, dafür sind die Rezepte um so besser. Das Buch gliedert sich in die Kapitel Suppen und Vorspeisen, in drei Kapitel mit unterschiedlichen Fleischsorten, in Fisch, Meeresfrüchte, Gemüse und Beilagen, Nudeln und Reis und schließlich Desserts und Getränke. Am Anfang erklärt sie wesentliche Grundlagen der chinesischen Küche, unter anderem die Handhabung des Woks. Darauf folgen die Rezepte. Alle sind mit Zeitangaben versehen und kaum eines dauert über 30 Minuten, die meisten bewegen sich zwischen 15 und 20 Minuten. Schon unter den Suppen finden sich einige, die für mich bereits zum Standardrepertoire für ein schnelles Essen gehören, etwa eine „Traditionelle scharf-saure Suppe“. Schon hier fällt auf, dass man keine großartigen Vorräte im Haushalt haben muss, um beeindruckende Ergebnisse zu erzielen. So auch bei der „Hähnchen-Nudel-Suppe mit Ingwer und Sesamöl“, die mit erstaunlich wenig Zutaten auskommt und in 30 Minuten fertig ist. Ebenso die „Würzige Rindfleisch-Nudel-Suppe“ – da ich keinen Wok besitze und ein Wok am Elektroherd kaum Sinn macht, sind es meist Suppen geworden – ist überzeugend. Ein absolutes Highlight im Buch ist das „Sichuan-Schweinefleisch mit Gurke“, das zwar schlicht ist, aber durch den Sichuanpfeffer aromatisch einzigartig. In 10 Minuten hat es auch der Laie auf dem Teller! Ebenso mit Sichuanpfeffer ist das „Scharfe Pfefferhähnchen“ zubereitet, das aber mit einer außergewöhnlichen Zutat aufwartet: Rosa Pfeffer, das Gewürz der 1980er Jahre schlechthin. Aber Huang weiß natürlich, was sie macht. Es ist ein Geschmacksexplosion, die den Eigengeschmack der beiden Pfeffersorten ungemein verstärkt und wiederum ein Gericht, das ohne Großeinkauf auskommt. Was ich diesem Kochbuch aber am höchsten anrechne: Ich habe es endlich geschafft gebratenen Reis zu machen, der nicht nach Resten schmeckt, der frisch und unglaublich befriedigend ist. Der Trick ist denkbar einfach, sie macht das Ei extra und ich finde, dass diese Methode absolut bessere Ergebnisse erzielt als das Ei über den Reis zu schlagen, oder in die Mitte der Pfanne, wie viele das tun. Außerdem reduziert sie die übliche Zutatenliste. Das sind noch lange nicht alle Rezepte, die ich aus dem Kochbuch probiert habe, alle haben funktioniert, alle haben einen besonderen Touch. Ich habe mir auch gleich Ching-He Huangs englisches Buch „Chinese Food Made easy“ (Nein, nicht dasselbe auf Englisch!) bestellt. Auch das bereue ich nicht, es ist fast noch besser. Wie einfach Ching-He Huangs Küche funktioniert, kann man sehr gut in diesem

Video sehen. Und wie sagen die essensbesessenen Chinesen statt Guten Tag? Ja: „Heute schon gegessen?“

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