Über Kooperationen, Authentizität und (falsche) Erwartungen

Heute möchte ich einmal ein sehr sensibles Thema ansprechen, das mir und – ich nehme mir jetzt einfach einmal heraus, das nach vielen Gesprächen mit anderen Bloggern zu behaupten – all meinen Kolleginnen und Kollegen sehr am Herzen liegt. Der Vorwurf, Kooperationen mit Firmen einzugehen und somit die eigene Authentizität aufzugeben. Bei Josie loves kommt er zum Glück nur selten, aber immer wieder. Und ironischerweise immer wieder, seitdem ich um die Welt reise und fast nur noch völlig freie Artikel schreibe, nur noch sehr selektierte Kooperationen eingehe. Wenn ein Artikel bezahlt ist, kennzeichne ich dies auch. Immer. Mit uns deutschen Bloggern wird in vielen Punkten sehr, sehr hart ins Gericht gegangen. Wird ein solcher Artikel einmal nicht gekennzeichnet, ist das in Augen mancher Leser (Eine Beobachtung bei anderen Blogs) ein handfester Skandal. Wusstet ihr, dass die meisten internationalen Bloggergrößen mittlerweile keinen einzigen Post mehr “einfach so” schreiben, dass hinter jedem einzelnen Post die Bezahlung einer Modemarke oder eine oft zusätzlich gut bezahlte Einladung zu einer Fashion Show/in ein Hotel/auf eine Party steckt? Und auf diesen Topblogs finde ich nie eine Kennzeichnung. Irgendwie finde ich es höchst eigenartig, dass in Deutschland einerseits vollkommene Transparenz durch Kennzeichnung bezahlter Artikel gefordert wird, andererseits bei einem bezahlten Artikel automatisch „keine authentische Berichterstattung“ unterstellt wird.

Wie kommt man dazu, einem Blogger zu unterstellen, dass er in höchsten Tönen von etwas schwärmt, weil er über etwas “schreiben muss”? Zuallererst: Ich muss gar nichts. Auf Josie loves kann ich wählen, über was ich schreibe. Schade, dass es neben all den Artikeln, für die ich mich entscheide, keine Liste mit den abgelehnten Kooperationen und den Events, über die ich nicht berichtet habe, gibt. In diesem Fall kann ich nur von mir selbst sprechen: Wenn ich in höchsten Tönen von etwas schwärme, dann nur weil ich in höchsten Tönen von etwas schwärmen WILL. Klar kann ich mich über all die Mails freuen, in denen Leser mir begeistert erzählen, dass sie ein von mir vorgestelltes Hotel für ihre Reise gewählt haben und negative Töne ignorieren. Aber mich trifft solch ein vorwurfsvoller Kommentar. Ich habe mich auf Josie loves dafür entschieden, zum größten Teil „nur über die schönen Dinge des Lebens“ zu schreiben. Josie loves ist kein „Review-Blog“, in dem ich jedes einzelne Hotel/Produkt auseinander nehme und einen ausführlichen Artikel über eine negative Erfahrung bringe. Ich berichte nur über die Hotels, die ich weiterempfehlen kann. Über Themen, die ich spannend finde. Über die Labels, die ich gerne trage, und die Beautyprodukte, die ich wärmstens weiterempfehlen kann. Klar, dass ich in diesen Beiträgen oftmals schwärme und Superlative verwende.

Ihr wisst, dass ich konstruktive Kritik immer schon zu schätzen wusste und mich immer, wirklich immer über Feedback freue. Schlimm finde ich allerdings, dass viele Leser nur dann kommentieren, wenn ihnen etwas nicht passt. Finden sie einen Artikel toll/in ihren Augen authentisch/bereichernd/schön/informativ, wird kein Kommentar geschrieben. Aber wenn dies ihrer Meinung nach nicht der Fall ist, dann wird ein ausführlicher Kommentar getippt. Ist es so viel leichter, negative statt positive Kritik zu äußern? An dieser Stelle: Wir Blogger freuen uns sehr, wenn Leser auch einen Kommentar hinterlassen, wenn ihnen etwas wirklich gut gefällt.

Ich spreche hier nicht nur von Josie loves, sondern von allen deutschen Blogs. Von lieben Kolleginnen, die stundenlang Bilder erstellen, einen sehr persönlich, liebevollen Beitrag in Kooperation mit einer Marke schreiben, nur um dann den Kommentar zu ernten “Du bist nicht authentisch, weil du einen Sponsored Post bringst!” Wisst ihr eigentlich, was der schlimmste Vorwurf ist, den man einem Blogger machen kann? An seiner Authentizität zweifeln. Und nein, Authentizität bedeutet nicht, genauso zu schreiben, wie irgendein bestimmter Leser es gerne hätte. Sondern über das zu schreiben, was der Blogger gerne mag. Und wenn das die Bezahlung einer Marke beinhaltet, die der Blogger gerne mag, dann ist dies doch wunderbar. Glaubt mir: Jeder Blogger, der hierzulande einen professionellen Blog betreibt, hat viel, viel, viel (Da könnten jetzt noch unzählige „viel“ kommen) mehr unbezahlte, als bezahlte Arbeit.

Ja, es gibt sie, die unpassenden Kooperationen auf Blogs, bei denen auch ich manchmal denke “Warum nimmt man so etwas an?”, aber das ist doch nur ein Bruchteil. Fast alle Blogger selektieren sehr stark und bringen Themen, die gut zu ihrem Portal passen. Ich persönlich bin sehr happy, dass meine großartige Agentur COVER PR grundsätzlich nur mit Kooperationsvorschlägen an mich herantritt, die zum Stil des Blogs passen. Mit Marken, die ich gerne mag. Über die ich auch berichten würde, wenn keine Bezahlung dahinterstecken würde. Und auch hier wird noch einmal selektiert. Es wird bei jedem größeren Blog so viel mehr ab- als zugesagt. Aber klar, auf den Blogs sieht man nur die Kooperationen, die zustande kommen.

Ich würde den Vorwurf der nicht authentischen Berichterstattung verstehen, wenn ich auf meinem Blog plötzlich ausführlich über Autos berichte, obwohl ich geschrieben habe, dass ich sehr ungern Auto fahre. Oder über ein Kleidungsstück mit Kaninchenpelz, obwohl ich diesen von ganzem Herzen ablehne. Über die neueste Kaffeemaschine, obwohl ich keinen Kaffee trinke. Diese Liste könnte ich jetzt noch ewig weiterführen. Nicht verstehe ich allerdings, wenn der Vorwurf kommt, wenn ich ein teures, geschenktes Kleidungsstück lobe, das ich mir sofort selbst kaufen würde. Wo jeder objektive Beobachter sofort sieht, dass es genau mein Stil ist. Oder ich von einem schönen Hotel schwärme, nachdem ich schon oftmals geschrieben habe, wie gerne ich in einem schönen Hotel urlaube (Ich spreche jetzt bewusst nicht von der Weltreise, da wir hier natürlich nicht Nacht für Nacht in teuren Hotels schlafen, sondern das in diesem Falle eine Ausnahme ist). Generell finde ich den Vorwurf des „leisten können“ immer sehr schwierig, denn so kennt ein Blogger selbst sein eigenes Budget und die eigene Zielgruppe doch deutlich besser als jeder Leser.

Ich finde es sehr schade, dass die Erwartungshaltung von Seiten mancher Leser (Ich weiß, dass ein Großteil anders denkt!) so ist, dass man zwar täglich frischen Content liefern soll (Der unzählige Stunden täglich und somit einen Großteil der Arbeitszeit einnimmt), aber doch bitte keinen einzigen Beitrag mit gesponserter Kleidung, einer Hotelübernachtung for free – oder noch schlimmer – mit barem Geld bezahlt werden soll.

Noch etwas zum Abschluss: Ich denke bei Kooperation übrigens nie nur an die finanzielle Vergütung von meiner Seite aus, sondern immer auch daran, einen Mehrwert für meine Leser zu schaffen. Nehme Themen an, die ich für spannend halte, die ich gerne hier auf dem Blog teilen möchte. Auch das hat meiner Meinung nach etwas mit Authentizität zu tun. Klar will ich Geld verdienen, aber mit Themen, mit denen ich mich wohl fühle.

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