Vera Wohlleben

DIY Glitter-Tassen, Teebeutel-Kekse und Bloggerfreundschaften


Okay, jetzt muss ich mich erstmal outen: Ich habe es nicht so mit sozialer Interaktion. Die Software in meinem Kopf ist nicht auf Smalltalk, Oktoberfest und Gruppenarbeiten ausgelegt. Wenn mehr als zwei Menschen auf einmal reden, halte ich den Mund und höre nur noch zu. Wenn mir eine bis dahin fremde Person auf einer Party von ihrem Erasmusjahr in Nordbelgien erzählt, fängt mein Gehirn an zu rauschen wie ein Computer mit einer CPU-Auslastung von 98%: "Nordbelgien. Los los, frag jetzt was. Zeige Interesse. Hmm... Soll ich fragen, wie das Essen dort war? Nein, lieber nicht. Sie wiegt sicher 90 Kilo und denkt, ich will sie damit beleidigen. Aber irgendwas fragen musst du, sonst kommt wieder diese peinliche Stille auf. Oh, sie hat da ein Haar auf dem Pulli. Verdammt, das irritiert mich. Aber wenn ich das wegpicke, hält sie mich jetzt schon für gestört." "Äääh... Und wie war das Trinken so in Nordbelgien?"


Online ist alles gut, aber in Echtzeit - Stress. Zu viele Eindrücke und Wahrnehmungen, die mein Kopf nicht filtert, zu viele Gedanken auf Metaebene, zu viele Theorien über das, was das Gegenüber wohl denkt und empfindet. Deswegen sind Menschen für mich manchmal anstrengend.

Einfach spontan und - Achtung, Unwort des Jahres - authentisch sein, ist auch keine Option. So à la "Ich werd gleich mal authentisch, Schätzelein, aber dann sind wir keine Freunde mehr". Oft ist das, was mir spontan durch den Kopf geht, alles andere als sozial erwünscht. Dann bin ich so damit beschäftigt, etwas Bestimmtes NICHT zu sagen, dass ich nicht auch noch überlegen kann, was man denn stattdessen am besten sagen würde. Siehe Nordbelgien.


Deswegen war es optimal, dass ich meinen Arztjob gegen Home Office, HTML-Codes und minutiöses Ausarbeiten von ästhetischen Konzepten tauschen konnte. Zwischen mir und dem Sozialstress war auf einmal ein beruhigendes Breitbandmodem. Ist nur nicht so ganz aufgegangen, die Rechnung. Denn was ist passiert? Ich habe Freundinnen über das Breitbandmodem gefunden, und zwar gleich drei, mit denen es auch im Real Life total entspannt ist - ohne Rauschen im Kopf, dafür aber auf der gleichen Wellenlänge.


Da ist Rebecca - Rebecca, die den Mund aufmacht und sagt, was sie denkt. Die auf sozial erwünschte Gefälligkeiten schei*t und weiß, dass man mir mit einer mintfarbenen Rührschüssel mit farblich dazu passender Nagelfeile eine Freude machen kann. Da ist Nadine, meine erste im Real Life getroffene Bloggerfreundin überhaupt, mit der nach einer Rhabarberschorle klar war, dass sie genauso garstig und hackfleischsoßensüchtig ist wie ich. Und da ist Stef, meine persönliche Elsie Larson aus Blogger-Anfangstagen, die auf einmal bei uns im Wohnzimmer sitzt, die Tafelfolie-Regentropfen von meiner Wolkentasse abpult und feststellt, dass die Tropfen wohl zwar spülmaschinenfest, aber nicht stef-fest sind.


Unsere WhatsApp-Drähte laufen ständig heiß, das nächste Treffen ist bereits geplant und natürlich tauschen wir uns auch hiiiin und wieder mal über blogbezogene Themen aus. Als wir dann alle vier eine Kooperationsanfrage von Kusmi Tea* bekamen, fragten wir zurück, ob wir nicht zu viert ein ganz eigenes, gemeinsames Projekt daraus machen dürften, mit dem Motto "Unsere Freundschaft". Kusmi ließ uns freie Hand (vielen Dank dafür, liebe Anna!) und so überlegten wir uns, uns gegenseitig von Kusmi inspirierte weihnachtliche Wichtelgeschenke zu schicken. Mein Wichtelkind war Nadine, der ich ihr Geschenk praktischerweise gleich vorbeibringen konnte.
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Als Inspiration und zum gemeinsamen Trinken bekam jede von uns eine Dose von Kusmis neuem Wintertee, der Limited Edition "Tsarevna"*. Als ich die riesige Dose auspackte, dachte ich kurz, ich muss ausflippen: Sie glitzert! Waaah!!! Tsarevna, das bedeutet soviel wie Tochter des Zaren oder russische Prinzessin. Kopfkino go: Das verschneite Sankt Petersburg um 1800, Zwiebeltürme und russisch-orthodoxe Opulenz, Pelzmützen und Muffs, Eiseskälte draußen und warmer Lichterglanz im Winterpalast der Zaren, wo die Zarentöchter aus luxuriösem Porzellan diesen Tee trinken... Ein russischer Schwarztee, der nach Gewürzen und Orange schmeckt. Der Geruch erinnert mich an Weihnachtsmarkt, Glühwein, Chai-Tee, Orangenöl, Zimt, Kardamom und Nelken.

Meine erste Idee war, ein kleines DIY für Nadine zu machen und den Griff von Teetassen so zu beglitzern, dass es zu unserer schönen Inspirations-Teedose passt. Das hatte ich letztes Jahr Silvester schon mal mit Gläsern gemacht, hier findet ihr die Anleitung für Glitter-Mugs. Mit einer Schicht Decopatch-Kleber als Versiegelung wird der Glitter haltbar, die Tassen sollten aber von Hand gespült werden.

Wichtelgeschenk Nr. 2 sollten Plätzchen mit dem Geschmack vom Tsarevna-Tee werden. Damit es ein bisschen hübscher ist, habe ich Plätzchen in Teebeutel-Form gebacken - ein alter Hut, aber es passte so schön. Und da Nadine statt Weißmehl immer die vollwertigeren Varianten wie Dinkelmehl o.Ä. verwendet, wurden es sogar noch halbwegs gesunde Dinkelkekse.

Für 30 Tsarevna-Teebeutel-Kekse:
150g Margarine 100g Puderzucker 1 Eigelb 50g Naturjoghurt 1 Beutel Finesse Orangenabrieb 2 TL Zimt 1 TL Lebkuchengewürz (oder ein bisschen Sternanis, Muskat, Nelkenpulver nehmen) 1/2 Teelöffel Kardamom Mark einer Vanilleschote Falls ihr habt, ein Beutelchen Gewürzzucker "Wiener Melange" von Fuchs 350g Dinkelmehl 1 gestrichener Teelöffel Backpulver Schokolade, Royal Icing und / oder essbarer Glitzer als Deko
1. Margarine und Puderzucker cremig schlagen.

2. Eigelb, Joghurt und alle Gewürze unterrühren. Wenn man frische Eier verwendet, den Teig ruhig mal abschmecken, ob er auch richtig schön nach Weihnachtsmarkt schmeckt.

3. Mehl und Backpulver mischen, zum Teig geben und alles miteinander verkneten.

4. Teig zu einer plattgedrückten Kugel formen, in Frischhaltefolie wicken und 2 Stunden in den Kühlschrank legen. Dann auf der bemehlten Arbeitsfläche ausrollen und mit einem echten Teebeutel als Schablone und einem scharfen Küchenmesser Teebeutel ausschneiden. Mit einem Strohhalm o.Ä. ein Loch reinpieken. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und die Plätzchen ca. 13 Minuten bei 170 °C backen.

5. Teebeutel-Kekse auskühlen lassen und in geschmolzene Schokolade dippen oder mit Royal Icing und essbarem Glitter verzieren. Küchengarn durch das Loch ziehen und einen Anhänger daran befestigen. Ich habe mit einem Motivlocher Tags aus Glitterpapier ausgestanzt. Verschenken kann man sie schön in einer mit Seidenpapier ausgelegten Teebeutel-Schachtel, die man vorher mit goldenem Farbspray ansprüht.


Was ich von Rebecca bekommen habe, könnt ihr ab jetzt sofort auf ihrem Blog anschauen, da unsere Posts hoffentlich alle gleichzeitig online gegangen sind. Und Nadines Geschenk für Stef und Stefs Geschenk für Rebecca könnt ihr euch auch gleich ansehen:

Stef Nadine Rebecca
Leider habe ich die Kekse totfotografiert, so dass die Hälfte davon nach dem Shooting nicht mehr so ganz appetitlich war. War ja klar. Nadine hat also noch was anderes bekommen, was ihr hier jetzt nicht seht. Aber das ist ja das Gute an Blogggerfreundinnen: Sie haben Verständnis für hübsche, aber unleckere und totfotografierte Kekse!


PS: Die schönen Acryllöffel sind von Sabre Paris, ich beziehe sie immer über Ursula Kockerols - ihr schnuckeliger Laden ist bei mir in der Heimat, in Ahrweiler, ihr könnt ihr aber auch einfach hier eine Nachricht mit euren Wunschfarben schicken. Sie versendet dann auch gerne. Sonst sind die Löffel von Sabre ja nicht ohne Weiteres zu bekommen ;)

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