Hey, Netflix, Let Me Binge The Way I Want To

Es ist vielleicht bisher nicht allzusehr durchgedrungen, aber ich liebe Serien. Ich atme sie ein, lasse sie dann drei Wochen liegen, habe vielleicht eine obsessive Phase von einem halben Jahr und dann normalisiert sich mein Verhältnis zu fiktionaler und realer Welt wieder. Meistens. Wenn es nach Chris Taylor von Mashable geht, habe ich allerdings ein wirkliches Problem. Und nicht nur ich. Eigentlich befindet sich ganz Tumblr offenbar in einem Konsumstupor, der als Zeiteinteilung nur noch Episoden und Staffeln kennt.

The real fault lies with us, of course. It’s odd, when you think about it, that the word “binge” has become socially acceptable in the context of streaming television. If a friend came into work on Monday and said they’d spent the entire weekend binge drinking, or binge eating, we’d probably advise them to seek therapy or a twelve-step program.

But if they came in and said they’d binge-watched an entire season of Scandal on Netflix, we’d be expected to laugh, maybe even congratulate them, and trade opinions on Olivia Pope’s outfits.

Serienkonsum, der sich nicht auf eine oder zwei Episoden am Tag beschränkt, ist also mit dem Missbrauch von Alkohol oder einer Esstörung zu vergleichen? Classy! Aber das ist noch nicht alles:

It’s surprising how fast we have entered into a world where binge viewing of an entire season is not only the norm, it is encouraged. It’s encouraged by Netflix and, to a lesser extent, Hulu Plus. Both will automatically play the next episode in a series the minute you’re done watching one on certain platforms.

For Netflix, this is true in most versions of their apps (such as on the web, on the iPad and on Roku, to name a few) that auto-play the next episode as soon as you get to the credits for the last one.

Netflix calls the feature Post Play — and only now, more than a year after it was introduced, has Netflix finally offered an option to turn it off on the web.

Nicht nur, dass wir kein Maß kennen, wenn es um unser liebstes Hobby geht, wir haben auch keine Wahl, denn Netflix und Konsorten lassen einfach nach Ende einer Episode eine weitere anlaufen; es liegt damit natürlich für die Nutzer*innen außerhalb des möglichen, einfach selbst zu entscheiden, ob sie weitergucken möchten oder nicht. Ich persönlich muss sagen, dass die zwei Sekunden, die ich brauche, um auf meinem Tablet die nächst Datei anzuklicken, mich immer innehalten lassen, ob ich nicht etwas viel besseres, kreativeres, mit der Zeit anfangen könnte, die ich gerade verschwende:

Quite apart from our physical and mental health, this culture of binge viewing robs us of time — time that might be better spent on all those creative endeavors we have at the back of our brains.

Ich habe einen Alternativvorschlag: Chris Taylor, warum kümmern Sie sich nicht um Ihr own fucking business?
Pauschal allen Menschen, die ohne mit der Wimper zu zucken in 48 Stunden eine komplette Staffel einatmen, zu unterstellen, sie hätten kein Empfinden für ihre eigenen Grenzen und würden ihre Gesundheit gefährden, ist nicht nur verdammt anmaßend, sondern schlichtweg einfach falsch. Im Artikel wird eine Studie zitiert, nach der schon zwei Stunden sitzen am Tag (!) die Lebenserwartung massiv verkürzt, weil die Bewegungslosigkeit zu, ich zitiere, Übergewicht, Diabetes und Krebs führen kann.
Ich weiß ja nicht, wie es bei anderen aussieht, aber ich kann spontan mindestens 20 Leute aufzählen, die aus Berufs-/Studiums-, oder anderen Gründen sogar weit mehr als zwei Stunden am Tag sitzen. Und abgesehen von dem mehr oder weniger offenkundigen Fatshaming frage ich mich:

Wow. Was passiert mit uns, wenn wir jede Nacht 8 Stunden schlafen?

Die Moral von der Geschichte ist also: wir werden alle sterben. Jetzt, wo das geklärt ist, würde ich die Zeit, die mir bleibt, gerne mit etwas verbringen, was mich glücklich macht. Zum Beispiel der ersten Staffel Breaking Bad. Innerhalb von zwei Tagen.