Aus der Sammelbox #02

Aus „Brigitte“, 16/1993, Seite 168-171
Fotos: Paul Ryan
Produktion: Juliana Balint
Für eine größere Ansicht bitte auf die Bilder klicken.

Ich habe mal wieder etwas aus der Sammelbox gekramt: Ein Wohnportrait über Abbie Zabar und ihr früheres New Yorker Apartment aus einem Brigitte Magazin von 1993.

Abbie Zabar – Illustratorin, Designerin und Gärtnerin – hat als Autorin mehrere Bücher geschrieben und illustriert. Sie versteht eine Menge von Pflanzen und Gärten auf Dachterrassen. Vor einiger Zeit bin ich durch zielloses „Rumgeklicke“ in der Home Section der New York Times (ja, der Themenbereich, der nun eingestellt wurde … ) auf diesen Beitrag über Abbie Zabar gestossen. Wow, das war spannend! Nach so langer Zeit über jemanden zu lesen, dessen Stil und Kreation einem über die Jahre nicht aus dem Gedächtnis entschwunden ist.

Ich habe also den Beitrag, den ich vor über 20 Jahren aus einem Frauenmagazin gerissen hatte, wieder hervorgeholt. Abbie Zabars Einrichtung von einst wirkt auf mich besonders reduziert und minimalistisch. Viel Weiß in Kombination mit warmen Farbakzenten und Naturmaterialien. Formschöne Gegenstände als dezente Dekoration und dazwischen filigrane Myrthenbäumchen. Es hängen kaum Bilder an den Wänden und wenn, dann vornehmlich kleinformatige Illustrationen, umrahmt von großzügigen Passepartouts. Das alles ist so wunderbar schlicht und vor allem zeitlos.

Mit dem heutigen Blick auf dieses Portrait ist es interessant, sich selbst dabei zu beobachten, welche Dinge einem nach solch langer Zeit immer noch gefallen. Ein Stil, der einen nach wie vor anspricht und dessen Reiz nie verloren ging. Das verrät viel über das eigene Empfinden für Ästhetik, welches sich über die Jahre hinweg weiterentwickelt hat – privat und beruflich und durchaus nicht nur im Wohnlichen. Man hat ausprobiert, experimentiert, Dinge für passend befunden und wieder verworfen. Langfristig kristallisiert sich so etwas heraus, das einem zur innerer Ruhe verhilft.

Ruhe im Sinne von Stillstand, Langweile, Festgefahrenheit… ? Gefühlt würde ich sagen, nein. Eher eine Ausgeglichenheit, die erlaubt Konzentration zu bündeln und sich ernsthaft mit anderem zu beschäftigen. Innere Unaufgeregtheit, weil man einfach weiß, mit was man sich umgeben möchte und was einem gut tut. Weil es kein Schischi braucht und ohne Heititei besser geht.

Auch ohne dieses Blog? Ich habe wiederholt darüber nachgedacht. Habe mich gefragt, ob er mir noch etwas bedeutet, dieser digitale Ort des Virtuell-Visuellen, des Sammelns, Bewahrens und Auseinandersetzens. Ich kann das hier „liegen lassen“ ohne es zu vermissen. Das geht. Der so entstehende Freiraum füllt sich mit intensivierter Wissensaufnahme und Gedankenakrobatik, mit dem Austesten gewonnener Kompetenz zur beruflichen Akquisition und dem Bemühen um langfristige Perspektivenveränderung, mit Spaziergängen oder einfach mal mit „nichts tun“.

Aber doch ja, es bedeutet mir was, das Erinnern, Reflektieren, laut Denken und Mitteilen mit Hilfe von Pixeln und Codes. Ich möchte es (noch) nicht aufgeben und wünsche mir, dass es da, wo ich mich hinbewege und man an meiner Leistung interessiert ist und von meinem Wissen profitiert, als ein Teil von mir toleriert wird.

Sicher, dieses Publizieren kostet Zeit, keine Frage. Durchaus auch Geld und offeriert im Gegenzug weniger Optionen, als es den ein oder anderen von außen vermuten lässt. Und doch, da ist etwas, was sich nicht in Zahlen messen lässt oder in Datenmengen analysieren. Etwas, das die eigene Kompetenz bereichert. Es wächst und lässt einen wachsen. Warum also im Stillen leben?

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