Christiane Stella Bongertz

LE PAIN OF PAIN – ODER: (M)EINE HOMMAGE AN SALVADOR D.



Auf Reflexionen im Wasser zu schauen soll
ja die Nerven beruhigen
Ich hatte vorvorgestern einen gepflegten Nervenzusammenbruch. Alles fing damit an, dass die Küche aussah wie Wutz und zwar so, dass ich keinen Platz hatte, mir Kaffee zu kochen und mein Obstsalat-Frühstück zu machen. An dieser Stelle möchte ich einfügen, dass meine Stimmung im koffeinfreien Zustand etwas, sagen wir: fragil, ist. Also wollte ich schnell aufräumen – Betonung auf schnell – während ich, so der Plan, zur Aufmunterung ein bisschen deutsches Webradio hörte – deutsches Radio gibt mir immer so ein schönes Zuhausegefühl und ich war seit Weihnachten nicht in Deutschland. Leider stellte ich dann fest, dass das nicht ging, weil das Audiokabel, das das iPad mit dem Lautsprecher verbinden sollte, nicht an seinem Platz war. Es befand sich ebenfalls nicht in den zwei Kabelschubladen, die zu durchsuchen ungefähr so viel Spaß macht und so zeitraubend ist wie den Partner einzelner schwarzer Socken in einem Berg anderer schwarzer Socken zu finden. Wenn nicht weniger. Ich versuchte, J. – auf einem dagis-Ausflug mit Expertin A. befindlich – zu erreichen, um zu fragen, wo das Kabel ist. Vergeblich. Er hörte das Telefon nicht.

Dann fiel mir – immer noch radiolos und koffeinfrei – ein, dass ich das Brot backen musste, das nach dem Rezept von Chad Robertson bereits zwölf Stunden im Kühlschrank ging und für das J. schon den Backofen angeschmissen hatte, bevor er sich auf den Weg machte. Okay, dachte ich, mache ich das eben auch noch schnell, bevor ich endlich meinen Kaffee und was zwischen die Kiemen kriege. Da ich immer zwei Brote backe, stülpe ich die gewöhnlich nebeneinander auf ein Backpapier, das ich dann auf das bereits heiße Backblech praktiziere, indem ich das Backpapier seitlich fasse und auf die heiße Platte herunterhebe. Bislang hat das immer wunderbar geklappt. Leider waren die Brote diesmal nach dem Stülpen zu weit am Rand und ich bekam das Papier seitlich nicht zu fassen. Als ich es anheben wollte, begann das Papier zu reißen. Also entschloss ich mich, stattdessen die heiße Platte aus dem heißen Ofen herauszuheben und das Backpapier mit den Broten drauf einfach rüberzuziehen, so wie es J. immer so elegant macht.

Leider dachte ich nicht dran, dass ich, im Gegensatz zu J., Rechtshänder bin. Meine linke Hand, mit der ich das Backblech halten wollte, ist eher ein Schwächling. Ich hätte mich also auf die andere Seite des Ofens stellen und alles andersrum machen müssen. So weit war mein Gehirn ohne
Koffeineinwirkung aber noch nicht. Das sah nur vor seinem geistigen Auge J. während des beschriebenen Handlungsablaufs. Ich holte also die heiße Platte mit dem Topflappen aus dem Backofen. Mit der linken Hand. Sobald das Brot nicht mal halb drauf war, klappte mein Handgelenk samt Backblech nach unten, das bereits deutlich einfallende Brot begann, seitlich hinten runter zu gleiten, ich konnte – in Panik geratend – gerade noch verhindern, dass es verkehrt rum auf der offenen Backofentür landete, dann ...

...verschwimmt meine Erinnerung in der Adrenalinüberflutung des Moments ...
... irgendwie kriegte ich es hin, das immer noch hinten am Backblech herunterhängene Brot in den Ofen zu schieben und zu bedampfen. Dann klingelte das Telefon. Es war J. Dann kam der Nervenzusammenbruch. Ich kann mich an nichts erinnern. Aber ich habe fotografisches Zeugnis:


Das mit den Reflexionen
hätte mir hier aber
auch nichts genützt
Ähnlichkeiten mit diesem Werk sind weder beabsichtigt noch nicht zufällig, aber dennoch nicht vom Backblech zu weisen, während Ähnlichkeiten mit diesem Werk beabsichtigt waren, aber leider nicht auf dem Backblech zu sehen waren.






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