Ein gewöhnlicher Sonntag mit der buckligen Familie


Letzten Sonntag war mal wieder Besuch bei den Eltern angesagt. Neben Männchen, meinen Eltern und mir waren noch anwesend:
- Schwester Nr. 1 mit meinem 3,5jährigen, ADHS-verdächtigen Patensohn sowie ihr Lebensabschnittsgefährte, auch Mr. Besserwisser von allen genannt - Schwester Nr. 2 ohne männlichen Anhang. Der hat nämlich nicht nur ein unleugbares Alkoholproblem, sondern kriegt es auch nicht auf die Reihe, sich dem Rest der Schwiegerfamilie mal zu zeigen. „Er ist zu schüchtern“, sagt meine Schwester. Er ist ein asozialer Idiot, sage ich. Umso affiger, als dass er ca. 10 Jahre mit meinem Vater zusammengearbeitet hat und zumindest meine Eltern bereits kennt. Ich hab ihn auch schonmal gesehen, aber noch kein einziges Wort mit ihm gewechselt, da er sofort zurück in Schwesters Wohnung huscht, wenn er bemerkt, dass da Menschen in der Nähe sind. Ich mag ihn nicht...
Gegessen wurde gutbürgerlich fränkisch. Da für meine Familie superwichtig ist, dass man nicht auffällt, wird mein kleiner Neffe regelmäßig prophylaktisch von einer hysterischen Oma, hysterischen Mutter und hysterischen Tante (Schwester Nr. 2, nicht ICH!) niedergebrüllt, sobald er auch nur blinzelt. Dass die Weiber mit ihrem Gekeife („Sei ruhig!“, „Lass das!“, „Bleib sitzen!“) 10x nerviger sind für ihr Umfeld als ein spielendes Kind, raffen sie nicht... Meine Mutter verrechnet sich beim Bezahlen und gibt peinliche 30 Cent Trinkgeld. Und das, wo sie immer gern erzählt, wie peinlich es ihr früher war, als mein Opa nur ein paar Pfennige Trinkgeld gegeben hat. „Dann doch lieber gar nicht.“ Ich renne der Kellnerin hinterher und drücke ihr noch ein paar Euro in die Hand. Man will sich doch nichts nachsagen lassen in dem Kaff.
Kaffee gibt’s dann zuhause. Eigentlich nur für Männchen, denn der Rest der Familie trinkt keinen Kaffee am helllichten Tag. Als Schmankerl hat Schwester Nr. 1 einen Kuchen gebacken. Marmorkuchenfertigmischung. Hat nicht nur die Konsistenz von Gummi, schmeckt auch so. Schwester gibt Mutter die Schuld. „Du hast mich so genervt beim Backen, dass ich die Butter vergessen habe.“ Mein Vater erbarmt sich und würgt ein ganzes Stück runter. Man kann’s ja in den Morgenkaffee tunken, meint er versöhnlich.
Während meine Mutter davon erzählt, was sie ihrer „Krankengymnasiastin“ zum Abschied schenkt, packt mein Vater für uns Essen zum Mitnehmen ein. „Soll ich noch einen Gummi rummachen?“, schreit er in die Runde, worauf ich mir nicht verkneifen kann zu sagen: „Das hätte dir mal vor 32 Jahren einfallen sollen.“ Aber ich war ja angeblich gewollt, wenn auch nicht geplant.
Der sonntägliche Wahnsinn – danach weiß ich immer ganz genau, wieso ich zuhause ausgezogen bin.
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