sportsLove: Katharina Gohl im Interview über Running, echte Crew-Love und wie man zwei Marathone in vier Wochen läuft

Am letzten Sonntag im September liefen 40.000 Menschen den Berlin Marathon, 40.000 Läufer die nur ein Ziel vor Augen hatten – nach 41,295 Kilometern die Ziellinie kurz hinter dem Brandenburger Tor zu überschreiten. Eine von ihnen war Katharina. Die 32 jährige, die nach Stationen in Hamburg, Berlin und Kopenhagen seit einem guten Jahr in München lebt und beim Luxus-Online-Store mytheresa.com als Fashion Copy Editor arbeitet, ist eine Läuferin durch und durch. Die Power und Freude, die sie beim Laufen austrahlt, man sollte unbedingt auch ihrem Instagram Account @frollein_kat folgen, ist dabei so ansteckend und inspirierend, dass es Zeit wurde Katharina zum Interview zu bitten, und mit ihr über ihre Trainingsrituale, Crew-Love und vor allen Dingen darüber zu sprechen, wie man es schafft zwei Marathone in vier Wochen zu laufen.

Modephonie: Inspirierend sind für mich nicht nur solche motivierenden Running-Girls wie Du eines bist, sondern auch die Geschichte, wie sie zum Laufen kamen. Wie siegt diese bei Dir aus, seit wann hat Dich das Lauffieber so richtig gepackt und wieviele Marathone bist Du seitdem gelaufen?
Katharina: Ich laufe seit 2011, damals gab es in Berlin noch das Graviteam, eine von Nike unterstützte Running Crew, über die ich quasi in dieses Bridge the Gap-Movement reingekommen bin und das mich erst so richtig zum Laufen motiviert hat. Über BTG habe ich auch viele von meinen mittlerweile guten Freunden aus Kopenhagen, London, New York etc. kennen gelernt, das Ganze hat mir wirklich ganz neue Türen geöffnet, nicht nur in Bezug auf Laufen, sondern eben vor allem menschlich. Mein Leben wurde dadurch unheimlich bereichert, nicht zuletzt durch einige der Mädels, die für mich eine ständige Inspiration sind, wie die Voltwomen. Bisher bin ich nur zwei Marathone gelaufen, Kopenhagen letztes Jahr war meine Premiere, jetzt vor kurzem bin ich den Berliner Marathon mitgelaufen. Und schon wieder heiß auf den nächsten…

Zwei Marathone und ein Halbmarathon in vier Wochen, das ist ein Wahnsinnspensum, wie kam es dazu?
In München laufe ich am kommenden Sonntag den Halbmarathon, den Sonntag drauf, also am 19. Oktober, dann noch mal den vollen Marathon auf Mallorca. Lustigerweise wollte ich dieses Jahr überhaupt nichts mehr laufen, hatte im April den Münchener HM im Olympiapark und am 10km Kvindeløb in Kopenhagen teilgenommen und dabei sollte es eigentlich bleiben. Wenn man aber so viele Läufer als Freunde hat, die dann ständig tolle Race-Bilder auf Facebook und Instagram posten, wird man irgendwie doch letztlich immer mitgerissen Und über Flo vom Berliner Run Pack bin ich spontan an einen Startplatz für Berlin gekommen, Mallorca war auch eher Zufall, weil ich für Oktober eine Woche Urlaub mit meinen Eltern dort verbringen werde. Und genau in der Zeit findet eben auch der Marathon statt, da hab ich mich halt angemeldet. München war ebenfalls eine totale Spontangeschichte, insofern hat sich dieses crazy Pensum tatsächlich eher zufällig ergeben. Mal schauen, Berlin lief super, meine Beine fühlten sich die Tage danach erstaunlich frisch an, bin gespannt, wie das Ganze dann nach dem 19. Oktober aussieht. So oder so, ich freue mich und hab unglaublich Bock drauf, egal ob es ein PB wird oder nicht.


Wie läufst Du am Liebsten, in der Gruppe, oder alleine?
Für mich ist der Mix aus beidem ideal, denn beide Arten zu laufen haben ihren Reiz. Alleine laufe ich vor allem gern, wenn’s schnell gehen soll und ich flexibel sein will, zudem kann man beim Solo-Lauf unglaublich gut nachdenken oder einfach komplett abschalten. Ansonsten liebe ich es, mit „meinen Jungs“ hier in München zusammen zu laufen. Ohne die hätte ich die langen Trainingsläufe in Vorbereitung auf den Marathon nie geschafft. In der Gruppe pusht man sich ganz anders als allein, man motiviert und supportet sich gegenseitig, zieht einander mit. Und viel Spaß hat man noch on top dazu.

Wie sieht Dein wöchentliches Lauftraining aus und wie hältst Du Dich sonst noch fit?
Puh, das ist ganz unterschiedlich, je nachdem, was ansteht. Generell versuche ich schon, unter der Woche zweimal mindestens laufen zu gehen, immer so 8-12km, am Wochenende stehen dann die längeren Läufe auf dem Programm. Wie gesagt, das variiert aber auch alles ein wenig nach Lust, Laune und Zeit, mal laufe ich mehr, mal weniger, bin da ehrlich gesagt eher unstrukturiert und undogmatisch. Was ich tatsächlich gern ändern würde, da ich mir für das nächste Jahr vorgenommen habe, einen Halbmarathon in 1:40 und einen Marathon in 3:45 zu laufen. Da braucht man schon so was wie einen Plan. Und Disziplin. Ansonsten mache ich zugegebenermaßen nicht so viel Sport, wie ich gerne würde. Neben dem Laufen fahre ich gern Rennrad, und für die Wintersaison – auf die ich mich auch schon freue, lange Runs im Schnee sind das Beste – habe ich mir vorgenommen, mit Freeletics anzufangen, um auch mal ein wenig mehr für meine Muskeln zu tun, vor allem die Core-Muskulatur ist fürs Laufen unheimlich wichtig, das vernachlässige ich immer gern. Generell versuche ich aber, soviel an körperlicher Aktivität in meinen Alltag einzubauen, wie irgendwie möglich. Ich nehme zum Beispiel nie den Aufzug, gehe viel zu Fuß (in recht strammem Tempo) und in jeder Mittagspause mache ich einen halbstündigen Spaziergang. Da ich ein kleiner Zappelphilipp bin, würde ich wahnsinnig werden, müsste ich den ganzen Tag sitzen.


Wie wichtig ist Dir Deine Ernährung vor den Wettkämpfen und hast Du ein echtes “Superfood” auf das Du dabei schwörst?
Ja, die Ernährung spielt bei mir schon eine wichtige Rolle vor Wettkämpfen bzw. am Wettkampftag. Habe leider einen relativ empfindlichen Magen, da muss ich immer ein bisschen aufpassen. Insofern fällt die traditionelle „Pastaparty“ am Vortag bei mir aus, esse lieber was Leichtes mit viel Gemüße und Protein. Morgens esse ich mittlerweile immer warmes Porridge, das ich mit Wasser, Haferflocken, Banane und Zimt zubereite. Und was auf gar keinen Fall fehlen darf: Erdnussbutter. Mein Superfood Number 1. Am liebsten natürlich in Kombination mit Schokolade

Welches Marathonerlebnis ist für Dich unvergesslich?
Bisher bin ich ja wie gesagt erst zwei gelaufen, aber ich würde dennoch sagen, dass mein erster Marathon in Kopenhagen letztes Jahr das beste Erlebnis war. Es hat zwar die ganze Zeit in Strömen geregnet, aber ich bin die komplette Strecke mit meiner lieben Freundin Casey gelaufen, von Anfang bis Ende, das war schon toll. Bei der Überquerung der Ziellinie musste ich erst einmal heulen, vor allem, als ich meine Freundin Christina dort hab stehen sehen. So emotional war Berlin jetzt nicht, da war ich hinterher einfach nur ganz aufgedreht und happy.

Läufst Du mit, oder ohne Musik? Falls ja, welche sind Deine fünf Powersongs?
Ich laufe tatsächlich fast ausschließlich ohne Musik, weil ich ansonsten das Gefühl habe, meinen Körper nicht richtig zu spüren, vor allem, was die Atmung angeht. Bei Wettkämpfen finde ich es aber immer großartig, wenn richtig laut Musik läuft, am besten Elektro oder Hip Hop mit gutem Beat, zum Beispiel Missy Eliott oder Busta Rhymes. Das gibt einem dann noch mal einen Extra-Boost.

Auf welche Schuhe und Kleidung schwörst Du beim Laufen?
Ich muss zugeben, dass ich bis auf ganz wenige Ausnahmen ausschließlich Nike trage, sowohl was Klamotten als auch Schuhe angeht. Mir gefällt einfach die Fusion von Funktionalität und Style, die keine andere Brand so hinbekommt wie Nike. Derzeit laufe ich die Pegasus 31, vorher hatte ich immer die Lunaglides. Für kurze, schnelle Läufe habe ich meine Lunaracer in der NBRO-Edition. Jetzt zum Winter werde ich mir sicherlich ein Paar Nike Zoom Terra Kiger zulegen, die haben mehr Profil und besseren Grip.

Nach Berlin, München und Mallorca in diesem Jahr – welchen Marathon planst Du für das nächste Jahr?
Bisher habe ich für das kommende Jahr ehrlich gesagt noch gar nichts geplant, würde aber sehr gern einen in Nordamerika laufen. Rejkjavik soll auch total toll sein und nach Island wollte ich ohnehin schon immer, genauso wie Edinburgh. Und mir fallen sicherlich noch viele andere Wunschreise- und Laufdestinationen ein. Ein richtiger Trail-Run in den Bergen oder so wäre auch fantastisch. Mal sehen, was so passiert, diese Saison war ja auch eher von Spontanaktionen geprägt.

Motivation wird käme ja häufig nicht ohne Inspiration zustande – hast Du ein Vorbild und was treibt Dich beim Training immer wieder an und bringt Dich nach vorne?
Also, Vorbilder in dem Sinne habe ich eigentlich nicht, dafür aber ein paar großartige, starke Frauen um mich herum, die mich jeden Tag aufs Neue inspirieren. Eine davon ist z.B. meine Freundin Nanna aus Kopenhagen (NBRO), eine echte Powerfrau, wunderschön von innen und außen, mit großem Herzen und so unglaublich viel Lebens- und Abenteuerlust, sie haut mich jedes Mal wieder um. Sorrel Walsh aus London (Run Dem Crew) wäre wohl meine zweite große Inspiration. Eine krass gute Läuferin, einfach unglaublich, und dabei sowas von bescheiden, weise, warmherzig und supportive, sowas finde ich einfach toll. Frauen, die sich gegenseitig ohne Missgunst unterstützen, pushen, mitziehen und sich ehrlich über die Erfolge der anderen freuen und bei Misserfolgen für die andere da sind. Was mich beim Training immer wieder antreibt? Vor allem das Wissen, das ich mich danach unglaublich gut fühle, stärker und mehr bei mir selbst. Und natürlich auch ein bisschen der Wettkampfgeist, das sich Verbessern-Wollen, noch mehr aus dem eigenen Körper rauszuholen. Aber das Wichtigste ist mir wirklich das Selbstbewusstsein, was mir Laufen gibt. Hätte früher nie im Leben gedacht, dass ich jemals einen Marathon laufen würde. Never. Schon toll, was der eigene Körper so leisten kann.

Fotos: Instagramaccounts frollein_kat, heuserkampf, nannabarlby, hyld

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