Vera Wohlleben

Starfish And Coffee: Urlaub in Nordfrankreich


Normalerweise besteht unser Anti-Karnevalsprogramm immer darin, zu Ikea zu fahren und zu streichen. Was aber noch viel mehr Spaß macht: Nach Nordfrankreich zu fahren und zu essen. Meine Eltern hatten ein Appartement an der Côte d'Opale direkt am Strand gemietet und waren der Meinung, dass die gestressten Kinder mal etwas Erholung brauchen. Also haben sie uns einfach eingeladen - yay! Wir hatten eine wunderschöne Zeit und nach 6 Tagen Urlaub am Meer starte ich nun tiefenentspannt in den Frühling.

Eigentlich gehört mein Herz ja der Bretagne (nachzulesen hier), aber die Gegend um Boulogne und Calais ist durchaus auch nicht zu verachten. Dabei hatte ich zuerst ordentlich Vorurteile, ausgelöst durch den Film "Bienvenue chez les Ch'tis". Falls ihr den auch gesehen habt, erinnert ihr euch an den südfranzösischen Großonkel (?), der im Krieg mal in Nordfrankreich stationiert war und Schauermärchen erzählt? "Im Sommer geht es, da hat es dort um die Null Grad. Aber im Winter, da sinkt es und sinkt... minus zehn, zwanzig, dreißig Grad... C'est le Nooooord!"

Aber wie heißt es etwas später so schön? "Im Norden heult man immer zweimal: Einmal, wenn man ankommt und ein zweites Mal, wenn man wieder geht." Korrekt. Wir haben lange geschlafen und frische Croissants mit Blick aufs Meer gefrühstückt, wir sind über weite, menschenleere Strände gelaufen und haben uns danach in kleinen Estaminets (eine Art regionaltypische Kneipe) bei einem Schwarzbier wieder aufgewärmt. Es gab jeden Tag frischen Fisch vom Fischmarkt in Boulogne oder Moules Frites und in der Golden Hour haben wir Sonnenuntergangs-Shootings am Strand gemacht.

Mein Lieblings-Feature im Appartement war ja die große, vorgezogene Fensterfront mit Meerblick. Ah ja, Erker nennt man sowas. Wir hatten kaum die Tür aufgeschlossen, da hab ich mich schon auf die Fensterbank geschwungen (Ja, elegant geschwungen. Ich bin da nicht etwa mit Fluchen und Ächzen hochgerobbt oder so.) und habe Männchen Shootingbefehle zugebrüllt. Leider konnte man nicht wirklich gemütlich auf dieser Fensterbank sitzen, da sie viel zu schmal war. Männchens Überlegung, ob nicht eher andersrum mein Hintern zu breit ist, fand ich übrigens völlig unangebracht. Naja, deswegen ist das Foto am unteren Rand auch so knapp abgeschnitten. Von der Fensterbank hängende Pobacken sehen nämlich irgendwie nicht so pinterestesk aus. Aber ich schwör, die Fensterbank war echt nur so um die 10cm breit. Vielleicht auch nur 7. Also praktisch gar nicht vorhanden.

Ein weiteres großartiges Feature im Ferienhaus: Die Foodblogger-Frühstücksschälchen in Hellblau und Weiß und ein perfektes Strandhaus-Tablett. So perfekt, dass ich meiner Mum während des Frühstücks mal ganz kurz ihr Croissant und ihren Kaffee klauen musste.

Die beiden Korbstühle konnte man abends nach dem Essen mit Vorteil umdrehen und Weinchen trinkend aufs nächtliche Meer hinausschauen. Gesehen hat man zwar nix außer ein paar Seezeichen und Positionslichtern von Schiffen, aber ist ja egal. Dafür hatten meine Eltern eine App, mit der man alle Schiffe und Tanker in der Umgebung aufs Genaueste in Echtzeit ausspionieren konnte: Bruttoregistertonnen, Geschwindigkeit, Zielhafen und Grund der Fahrt. Ich weiß, das ist weird, aber sowas mag ich. Nach dem fünften Glas Wein wollte ich dann ein Feuerchen am Strand anzünden und in alter Strandpiratenmanier ein mit Südfrüchten beladenes Frachtschiff an unsere Küste locken. Zum Glück hatte es draußen ca. minus dreißig Grad, so dass aus dem Piratenplan doch nichts wurde.

Aber nicht, dass ihr noch denkt, ich wäre garstig. Ich bin im Gegenteil ganz lieb, besonders zu Seesternen. Mein Dad findet ja immer die tollsten Dinge am Strand, so eben auch diesen bilderbuchartigen Patrick-Seestern. Der arme Kleine lag ziemlich auf dem Trockenen auf einer weiten Sandfläche, deswegen haben wir ihn schnell in einen Felsentümpel zurückgesetzt. Allerdings nicht, ohne vorher noch kurz ein paar Fotos von ihm zu machen. Mr. Starfish hat echte Modelqualitäten bewiesen - Haltungsnote Eins, oder?

Und wie er sich dann auf dem Weg zum Felsentümpel an meinen Fingern festgesaugt hat - aaah, da hab ich fast Hormone bekommen!

Nja, irgendwie drehen sich alle Fotos nur um den Seestern, das Frühstücksgeschirr und die Fensterecke. Was mir halt so am besten gefallen hat. Männchen hat das ordnungsgemäße Fotografieren am Meer schon besser drauf und hat, wie es sich gehört, richtige Knallerbilder von Möwen und Küstenlandschaften gemacht. Ihr könnt ja mal auf seinem 500px-Profil schauen, da kommen in den nächsten Tagen auch noch einige Fotos dazu.

Dieses Seesternfoto ist übrigens mein Lieblingsbild, zu dem mich Brigitte von SterndalStunden inspiriert hat. Ihren Blog und ihre Homepage müsst ihr euch unbedingt mal ansehen, Brigitte ist eine großartige Fotografin mit einem tollen Blick für Motive. Das Spiel mit Licht, Farben und Schärfentiefe beherrscht sie perfekt, so dass ihre Bilder einen ganz speziellen Zauber haben und das tun, was ich am liebsten mag: Geschichten erzählen...

Und um noch einen kollektiven Ohrwurm zu verteilen: Starfish and Coffee...
Das Original von Prince in allen Ehren, aber ich mag die Coverversion von birdpaula noch lieber, weil chilliger. Die scheint es nur leider nicht bei Spotify zu geben...

Streichen werde ich übrigens trotzdem noch. Die dunkelgraue Wand im Schlafzimmer kann keinen Tag länger so bleiben - zu viel Blaustich. Die muss uuunbedingt neutralhellgrau werden (ja, manchmal bin ich durchaus von mir selbst genervt). Seit wir entdeckt haben, dass es spezielle Allergikerfarbe ohne Methylisothiazolinone gibt, ist mein Streichverbot nämlich Geschichte, ha!


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